Die Nirgendwojagd
ungeachtet ihrer erst überraschten Mienen, dann finsteren Blicke unter Arrest stellten. Sie rutschte wieder nach vorn, schloß die Laderaum-Schotts, wippte auf der Sitzkante hin und her und sah zu, wie Swardheld Drij vom Transporter herunterhob und sie zum Ausgang führte.
Sie stand, als er hereinkam. „Was hast du mit Drij gemacht?”
„Du hast nicht zugesehen?”
Als sie den Kopf schüttelte, erklärte er: „Ins Quartier des Navigators gebracht. Wir haben genügend Platz. Ich habe sie übrigens angeschnallt. Hast du das Signal an die Haestavaada abgestrahlt?”
„Nein.”
Er ließ sich in dem Pilotensessel nieder, überprüfte die Kontrollen, wie sie es vor ihm getan hatte, und sie ging zu ihm, blieb neben ihm stehen, die Hand leicht auf die hintere Wölbung der Sessellehne geschmiegt. „Ich habe dem Computer das Signal bereits eingegeben”, sagte sie ruhig. „Alles, was noch bleibt, ist, die Taste zu drücken und es abzustrahlen. Ich wollte sicher sein, daß wir sprungbereit sind, bevor ich uns in Zielscheiben verwandle.”
„Mhmmm.” Seine langen Finger tippten leicht über mehrere Sensorleisten, womit er das Schiffs-Raubtier in größere Alarmbereitschaft versetzte. Die Maschinen waren aktiviert und wärmten sich auf
- notwendig geworden durch die langen Monate am Boden — und summten, und sie konnte das Fließen der Energie sowohl fühlen als auch hören. Die Augen auf die Ausdrucke gerichtet, murmelte Swardheld: „Mach dich bereit, Lee. Will nicht, daß du dich darum kümmerst.” Er fuhr fort, seine Finger kreuz und quer über das Terminal spielen zu lassen. „Keine Lücken. Gleichmäßiger Energiefluß.” Seine Blicke suchten den Bildschirm ab. „Tikh’as-four in extremer Nähe, kommen schnell näher. Beweg dich, Lee.”
Aleytys glitt in den Sessel des Navigators und befestigte das Absturz-Netz über ihrem Körper, zog es so straff wie nur möglich. Wie der Kommandosessel, so war auch dieser Sessel zu groß für sie, aber das Netz war eine Membran, die so konstruiert war, daß sie sich dicht an den Körper anpaßte und aus seinen Bewegungen Energie aufnahm.
Sie berührte die Sensorleisten mit den Fingerspitzen und aktivierte ihren Bildschirm. Drei sehr schwache Flek-ken waren in der oberen Ecke zu sehen. Die Rudel, dachte sie. Schnell verschärften sich die Schatten zu Pulks von Nadelspitzenlichtern. Stimmt, sie kommen wirklich sehr schnell näher … Sie warf Swardheld einen Blick zu, sah ihn die Taste drücken, die das Signal in kompakten Raffer-Entladun-gen zur irgendwo wie verabredet bereitstehenden Haestavaada-Flotte hinauskreischen würde. Die Königin steigt empor, dachte sie. Das ist es, was ihr wolltet. Die Königin steigt empor aus diesem Nebelsumpf.
Ihr habt das Signal bekommen. Rührt euch, Haestavaada. Nervös lächelnd sah sie zu, wie die Punkte größer wurden. Verschwinden wir von hier, dachte sie.
Energie waberte in die Maschinen. Das Schiff stieg in steilem Winkel empor - und überschlug sich, kreiste, fiel in ein hektisches Gewimmel über der Welt … das nächststehende Rudel jagte zu schnell heran … und begann seinen Angriff. Strahlen irrlichterten rings um das Schiff, durch die Entfernung und die streuende Wirkung der Atmosphäre ihrer Kraft beraubt. Einen jaulenden Hurrikan reitend, der ein aufgewühltes, verwüstetes Land zurückließ -eine durch die Verästelung der Strahlen, die von den Schutzschirmen abprallten, verdoppelte Zerstörung -, vollendete Swardheld den ersten Orbit, und alle drei Rudel hetzten hinter ihm her und kamen sich in ihrem Eifer, die Beute zu schnappen, gegenseitig in die Quere. Ein grimmiges Lächeln umspielte Swardhelds Lippen, dann zwang er das Schiff abrupt hoch und in den freien Raum hinaus, überraschte das Rudel, da er sich gefährlich nahe an die bizarr gefransten Ausläufer des Pfuhls heranwagte, dadurch jedoch einen gewaltigen Vorsprung gewann … Die Rudelschiffe versuchten sich zu ordnen und zu folgen.
„Wo, zum Teufel, bleiben die Haestavaada?” Er funkelte einen Schirm an, der hinten die auseinander fallenden Rudel und vor ihm nichts zeigte, und holte soviel Geschwindigkeit wie nur irgend möglich aus dem Schiff heraus. Er wußte - kämpfen konnte er mit diesem Schiff nicht, nicht ohne den Rückhalt einer ausgebildeten und erfahrenen Mannschaft. Eine gewisse Zeitlang konnte er es allein fliegen; mit Aleytys als Navigator und Ablöse-Pilotin konnte er es eine gewisse Zeitlang auch auf Höchstgeschwindigkeit halten …
Weitere Kostenlose Bücher