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Die Nirgendwojagd

Die Nirgendwojagd

Titel: Die Nirgendwojagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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helfen.”
    Aleytys verzog das Gesicht, als sie den dicken Stapel sah. „Ich werde es dich morgen wissen lassen - spät.” Sie rollte die Blätter zu einem kompakten Rohr zusammen. „Danke. Ein Schiff?”
    „Wenn du die Königin nach Duvaks bringst.”
    „Wenn.” Aleytys ging zur Tür. „Glaubst du, ich kann es schaffen?”
    „Ja.”
    Aleytys stieß die Tür auf. „Besser, du hast recht.”
    Roha

1
    Roha saß rittlings auf dem Ast und knetete Markfäden zu einem elastischen Klumpen. Es gefiel ihr nicht, wie klebrig das ihre Hände machte, ignorierte es jedoch und stopfte sich die Kugel in den Mund. Sie klemmte die Beine fester gegen den Ast, leckte sich die Finger sauber und wischte sie dann an den Oberschenkeln ab. Während sie die Säfte aus dem Mark kaute, begann ihr Kopf zu summen. Sie arbeitete sich den Ast entlang zurück, bis sie den Stamm fest und kalt an ihrer Haut spürte, entspannte sich und fühlte, wie ihr Fleisch mit der Härte zwischen ihren Schenkeln, an ihrem Rükken, verschmolz, und ringsumher wehte das Flüstern der schwankenden Blätter. „Mat-akuat”, hauchte sie. „Traumbaum, sag mir …
    sag mir … sag mir den Tag. Wann ist der Tag gekommen? Wann ziehen wir den Friedensschößling aus der Erde? Der Tag. Der Tag. Der Tag. Mambila frißt den Himmel. Wann ist der glückliche Tag Tag Tag Tag? Der Tag der Tag der Tag?”
    Sie beendete ihren Gesang und blickte durch die dünnen Zweige empor, die wie Fäden rings um sie her zu Boden hingen, Messerklingenblätter, die lauter und lauter flatterten und flüsterten … Sie strengte”sich an, versuchte zu verstehen, was sie sagten, entspannte sich dann wieder und schaute von neuem hoch. Im Westen war der Himmel von einem Gewebe aus Licht überzogen, eine neblige Wolke, die sich verästelte, sich bewegte, so über den Himmel kroch, wie ein Schlammtier über Sumpfwasser kriecht. Sie blinzelte. Der Himmel verschwamm vor ihren Augen zu einem reflektierenden Silberspiegel. Die hängenden Zweige waren Strähnen aus Silber, zitterndem, schimmerndem Silber, dann hinterließ Abwesenheit eine Leere in der Luft. Die Blätter waren Zungen, dunkel und hell und gleich darauf durchdrungen von Farbe, die von innen leuchtete, ein grün-goldenes Licht. In der Nähe sang ein Imbo, und die Schönheit seines Liedes durchflutete ihr Herz. Sie sah jeden einzelnen Ton zu sich aufsteigen, goldene Pfeile, die empor- und zu ihr herüberschwebten; sie durchdrangen sie, und sie frohlockte, die Freude so furchtbar, daß sie ein Schmerz war.
    Die Blätter wisperten ihr zu. Der sanfte, unbeständige Wind, der ihre Haut streichelte, war eine Tünche aus hellem Blau. Die Nacht beugte sich in Krümmungen aus Dunkel und Hell, zersplitterte in Muster. Muster, alles war Muster, war flach und streng, war dunkel und hell, die Muster wuchsen und wuchsen, Klang, Berührung, Gefühl, alles Muster, streng und dunkel; sie wurde zusammengedrückt, darin eingewoben, ausgestreckt, selbst ein Muster, und sie fühlte die Antwort in sich gedeihen, den Namen des Tages über ihrer Zunge schweben. Im Begriff, ihn zu kosten, ihn auf der Zunge zergehen zu lassen und ihn zu kennen, wurde sie aus ihrer ruhigen Betrachtung gerissen. Der Himmel bracht über sie herein, ein schrecklicher, furchterregender Feuer ball zerschlug die Dunkelheit und stürzte herunter … stürzte herunter … der Schall riß sie auseinander, das Licht brannte sie zu Asche, der Schall ließ die Welt erzittern. Sie spürte die Agonie der Erde, als das schreckliche Ding auftraf. Ein Leuchten, heller als das der Sonne, verbrannte die Erde, verbrannte sie, Feuer kräuselte ihre Haut, sie schrie, und als sich der Schmerz beruhigte, weinte sie hinein in die Dunkelheit:
    „Helft mir, Kusinen. Heller Zwilling, Dunkler Zwilling, der Mutterleib der Erde ruft mich. Mutter Erde, du rufst mich, du sagst mir, ich soll den Stachel finden, der dich gestochen hat, dich ins Herz getroffen hat, du rufst mich, den Giftstachel zu finden und zu verbrennen.”
    Die Worte blieben in ihrer Kehle stecken, und sie konnte nichts mehr sagen; den Rücken gegen den Stamm gepreßt, saß sie da, und sie fühlte die Wellen des Bösen aus dem brennenden Stachel fluten, Wellen, die sie ertränkten, sie nach Atem ringen ließen. Sie klammerte sich an den Ast und weinte, sah ihre Tränen wie Feuertropfen fallen, fallen, auf der kalten Erde trocknen, während sich diese Erde unter ihr dehnte, seltsam fremd wurde, ein Spiegel, ein dunkler Spiegel. Der Bann

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