08
MAN STIRBT NUR ZWEIMAL
Roman
Die Originalausgabe des Romans erschien 2009 unter dem Titel „Undead and Unwelcome"
Anmerkung der Autorin
Ich habe noch nie einen Werwolf auf Cape Cod gesehen. Aber es gibt dort viele Wyndhams. Was Sie für Schlüsse daraus ziehen, bleibt Ihnen überlassen.
Außerdem sind junge Werwölfe wirklich ganz und gar nicht wie vorpubertäre Menschen. Lassen Sie sich nicht von ihren engelsgleichen Gesichtern täuschen. Das wäre ein Fehler, den Sie kein zweites Mal machen werden.
Und schließlich: Zvr Wodka gibt es tatsächlich, aber nicht in den Geschmacksrichtungen, die Marc in seinem Gefrierschrank entdeckt hat. Gott sei Dank.
Was bisher geschah
Vor drei Jahren wurde Betsy („Bitte, nennen Sie mich nicht Elizabeth!") Taylor von einem Pontiac Aztec überfahren. Sie erwachte als Königin der Vampire und (wenn auch vielleicht nicht in dieser Reihenfolge) biss ihren Freund Nick Berry, zog aus der Vorstadt in eine Villa in St. Paul, löste mehrere Mordfälle, verlor ihren Vater und ihre Stiefmutter, wurde die Pflegemutter ihres Halbbruders, mied weiterhin das Zimmer, in dem das Buch der Toten lag, heilte den Krebs ihrer besten Freundin, besuchte ihren alkoholkranken Großvater (zweimal), befreite mehrere entführte Personen, erfuhr, dass ihr Ehemann, Eric Sinclair, ihre Gedanken lesen konnte (sie konnte von Anfang an seine lesen), und fand heraus, dass die Biester nichts Gutes im Schilde führten (Biest, das: ein Vampir, dem man nur - totes - Tierblut gibt; ein Vampir, der schnell verwildert).
Außerdem warf sich Antonia, ein Werwolf aus Cape Cod, in die Schusslinie, als auf Betsy geschossen wurde, und bekam die Kugel in den Kopf. Die Geschichte, dass Kugeln Vampiren nichts anhaben können, stimmt nicht. Mit genug Blei in der Gehirnmasse steht auch ein Untoter nicht mehr auf. Und zu guter Letzt brachte Garrett, Antonias Geliebter, sich um, sobald er erfahren hatte, dass sie tot war.
Die letzten paar Jahre waren nicht einfach.
3
Vorschau
Beinahe bekam er Kopfschmerzen, so angestrengt starrte er durch die Linse.
Er wandte den Blick ab, nur um gleich wieder hin- und dann wieder wegzusehen.
Der Stern war immer noch da. Wie ein Diamant hing er am samtschwarzen Himmel, glitzernd und verführerisch.
Nach ein paar Minuten, vielleicht auch einer Stunde, griff er nach seinem Handy und wählte eine Nummer, die er sich vor über fünfzehn Jahren gemerkt hatte.
Es klingelte dreimal, bevor sich eine verschlafene Stimme meldete: „Weißt du, wie spät es ist?"
„Ich weiß genau, wie spät es ist." Er holte tief Luft und legte eine Hand auf seine Brust. Wenn er nicht aufpasste, würde er vor Aufregung noch einen Herzinfarkt bekommen. „Unsere Gebete wurden erhört. Es ist so weit."
Darauf folgte eine kurze Stille. „Ich stehe auf und rufe die anderen an."
„Tu das." Er legte auf und starrte wieder hoch zu dem Stern. Er konnte den Blick einfach nicht von ihm lösen. Der Stern rief ihn.
Bald würde er sie alle rufen.
3
1
„Also, wenn ich das hier richtig lese, sind Sie jetzt ein Vampir. Keine Sekretärin."
„Keine Verwaltungsassistentin", korrigierte ich ganz automatisch. Also wirklich! Ich wusste, dass Cooper steinalt war, aber in welchem Jahrhundert lebten wir denn? (Oder, wie in meinem Fall, starben wir und erstanden dann wieder auf?)
„Die wesentlichen Punkte betreffen doch die Tatsache", fuhr Cooper fort,
„dass Sie ein Vampir sind."
„Naja, schon richtig."
„Und dass Sie die Königin der Vampire sind."
Ich seufzte und ließ mich tiefer in den Flugzeugsitz sinken. Ich betrachtete die Spitzen meiner marineblauen Slipper von Cole Haan. Bisher war noch kein einziger Kratzer zu entdecken. „Ja, ich nehme an, manche würden das für wesentlich halten. Die Sache mit der Königin."
„Dieser Punkt ist fett gedruckt. Außerdem ist das Datum Ihres Todes kursiv gesetzt, genau wie die Information, dass Sie nicht mehr urinieren müssen."
„Mein Pipi oder der Mangel an ebensolchem geht niemanden etwas an!" Ich biss die Zähne aufeinander. „Geben Sie mir das."
Ich riss Cooper das Memo so schnell aus der Hand, dass er die Bewegung meiner Hand erst wahrnahm, als seine runzligen Finger nur noch Luft festhielten. Erschrocken keuchte er auf. Wir beide taten so, als hätten wir es nicht gehört. Wie ich kürzlich gelernt hatte, gehörte das unter Vampiren zum guten Ton.
4
Oder besser gesagt, so benahmen sich höfliche Vampire, wenn sie es mit Menschen zu tun hatten. Nach drei
Weitere Kostenlose Bücher