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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Leuten ergangen ist, die ich auf der Reise kennen gelernt habe«, wandte er sich daher einem anderen Thema zu.
    »Ich denke nicht, dass du das wirklich wissen willst«, entgegnete der kleine Gott.
    »Doch! Ich bin neugierig.«
    »Dann soll dein Wille geschehen!«, rief GON, und vor Seshmosis' Augen explodierten Farben. Seine Gedanken rasten durch einen Strudel von Landschaften und Gesichtern. Er sah Kassandra, wie sie im Tempel die Statue der Göttin Athene umklammerte und von Aias vergewaltigt wurde. Plötzlich stand Seshmosis inmitten des Meeres auf einem sturmumtosten Riff. Donnerkeile zertrümmerten die Schiffe des Lokrers, und der selbst kämpfte um sein Leben. Gegen das Brüllen des Sturmes verhöhnte Aias die Götter, bis ihn schließlich Poseidon vernichtete. Und Seshmosis wurde weitergerissen in einen achäischen Palast. Er sah Agamemnon, den König von Mykene, im Bad. Zwei Frauen traten von hinten an ihn heran. Die eine war seine Gattin Klytaimestra, die andere die versklavte, geschändete Kassandra. Und Seshmosis musste zusehen, wie sie den Heerführer der Achäer erwürgten und gleichzeitig ertränkten. Auf einmal befand sich Seshmosis an Bord eines Schiffes, das einem schweren Sturm trotzte, und er hörte Menelaos zu Helena sagen, sie solle sich nicht grämen, dass man sie beide aus der Heimat gejagt hätte und sie nun schon sieben Jahre auf dem Meer umherirrten, es sei alles der Götter Wille. Und Seshmosis wurde weitergerissen in eine steinige Ödnis und sah Diomedes weinend auf einem Fels sitzen und sein Schicksal beklagen. Sein treuloses Weib hatte nicht nur Ehebruch begangen, sondern auch dafür gesorgt, dass man ihn hierherverbannt hatte. Und Seshmosis' Geist flog nach Kreta, um Idomeneus zu begegnen. Der hatte in einem Sturm Poseidon für seine Rettung gelobt, als Dank die erste Person, die er bei seiner Rückkehr treffen würde, zu opfern. So lag nun sein eigener Sohn Idamant auf dem Altar, und Idomeneus führte weinend das Opfermesser. Seshmosis stand noch einmal in der Ebene vor Troja und erblickte Kalchas und Mopsos, die beiden Seher. Dem Kalchas war einst prophezeit worden, er werde in dem Augenblick sterben, in welchem er einem Seher begegne, der mehr könne als er. Mopsos verkündete gerade, wie viele Früchte ein Feigenbaum tragen und wie viele Ferkel eine Sau werfen würde. Und so starb Kalchas, der größte Seher der Achäer, als Opfer der Statistik mit dem Wort »Erbsenzähler« auf den Lippen. Und weiter wirbelte Seshmosis durch Raum und Zeit und traf Neoptolemos, den Sohn des Achilleus, in seinem letzten Augenblick, als ihn Orestes, der Sohn des Agamemnon, im Kampf um ein Weib erschlug. Und Seshmosis landete auf Ithaka, wo Telegonos, Sohn des Odysseus und der Kirke, eine Rinderherde stahl und von seinem eigenen Vater dabei erwischt wurde. Sich gegenseitig nicht erkennend, tötete der eigene Sohn Odysseus und erfüllte damit Polyphems Wunsch.
    »Genug! Genug! Halt ein!«, rief Seshmosis erschöpft. »Ich will nichts mehr sehen!«
    »Wirklich nicht? Ich denke doch, dass du auf das Schicksal einer ganz bestimmten Person neugierig bist.«
    »Bitte keine Gewalt mehr! Ich ertrage keine weiteren Grausamkeiten.«
    »Nein, keine Gewalt mehr und keine Grausamkeiten, mein lieber Seshmosis. Wage noch einen einzigen Blick!«
    Wieder trug ein bunter Wirbel Seshmosis' Geist fort, und er sah Cleite.
    Sie war nun die Königin der Amazonen, und an ihrer Seite stand ein heranwachsender Knabe.
    »Ist der Knabe …?«, fragte Seshmosis unsicher.
    »Der Junge hat ein ausgesprochenes Talent für Sprachen und Schriften«, antwortete GON geheimnisvoll.
     
    *
     
    In der großen Halle des Olymps standen die Götter um das dreidimensionale Spielbrett. Schwarze Fähnchen markierten zahlreiche Punkte, und vielerorts stiegen dunkle Rauchfahnen von dem Modell auf.
    »Es sind nicht mehr viele übrig«, sagte Aphrodite bedauernd. »Und eine Hochzeit hat es immer noch nicht gegeben.«
    »Wir brauchen neue Helden!«, forderte Ares, der Kriegsgott. »Mit so wenig Material macht es doch überhaupt keinen Spaß.«
    »Ich habe schon ein Konzept«, mischte sich Apollon ein. »Ich denke da an viele junge Halbgötter, die aufeinander eifersüchtig sind.«
    »Und du willst sicher deinen selbstlosen Beitrag leisten, damit diese Halbgötter geboren werden«, höhnte Poseidon.
    Auf einmal ertönte lautes Geschrei vor dem Eingang der Halle. Kurz darauf flogen die riesigen erzenen Tore auf; ein Pferd galoppierte mitten in den

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