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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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bringen sollte. Durch seinen Vorschuss von Odysseus für das neue Epos verfügte Homeros über genug Geld, um sich und Skamandrios ein sorgenfreies, bequemes Leben leisten zu können. Seshmosis verabschiedete sich von dem blinden Dichter und dem Jungen und wünschte ihnen eine friedliche Zukunft.
    Derweil kümmerte sich Uartu um Proviant und Frischwasser für die weitere Reise. Nachdem alles an Bord gebracht worden war, nahm die Gublas Stolz Kurs auf die südlich gelegene Insel Samos.
     
    *
     
    Eines Abends, die Tajarim hatten die Insel Samos längst passiert, lag Seshmosis unter Deck, als ihm GON erschien. Er kam als die vertraute, rot getigerte Katze.
    »Es ist an der Zeit, die Zeit zu wechseln«, sagte er bedeutungsvoll.
    »Wird es wieder mit einem schrecklichen Sturm geschehen?«, fragte Seshmosis ängstlich.
    »Nein, kein Sturm diesmal, eher ein sanftes Gleiten. Hoffe ich wenigstens«, antwortete die Katze.
    »Wie funktioniert das eigentlich, in der Zeit zu reisen? Bisher erschien mir die Abfolge unverrückbar. Der Tag geht, die Nacht kommt, die Nacht geht, der Tag kommt, immer wieder, einer nach dem anderen.«
    »Das kommt auf das jeweilige Konzept an. Das Konzept der linearen Zeit sagt, dass die Gegenwart sich immer in der gleichen Geschwindigkeit von Zukunft in Vergangenheit verwandelt. Und dass auf das Gestern das Heute und dann das Morgen folgen. Das ist eine Konvention, eine Übereinkunft, die von den meisten akzeptiert wird. Aber ich war schon immer etwas unkonventionell, wie du weißt. Deshalb nehme ich mir ab und zu die Freiheit, die Reihenfolge der Zeit den Notwendigkeiten anzupassen.«
    »Es liegt also an dir, dass es so geschieht?«, fragte Seshmosis.
    »Ja, es liegt an mir«, bestätigte die Katze stolz und verschwand.
    Seshmosis stand auf und ging an Deck. Er wollte das bevorstehende wichtige Ereignis unbedingt sehen.
    Seshmosis stand an der Reling und schaute nach vorn, wo irgendwo in der Dunkelheit Rhodos liegen musste. Dann sah er auf zu den Sternen. Und dann hörte er sie. Zweifellos, sie sangen! Es war ein anderer Gesang als der von El Vis oder Kirke. Es war ein Gesang, der unter Umgehung der Ohren direkt ins Herz ging.
    Das Singen der Sterne trug Seshmosis davon, bis es keinen Raum mehr gab und keine Zeit. Die Bilder in ihm wirbelten in bunten Farben, und er sah sich als Kind in der Schreibstube seines Vaters. Und er sah seinen Vater als Kind an der Hand seiner Großmutter am Ufer des Nils.
    Und dann sah er den Nil als Kind, das sich ungestüm seinen Weg durch die Berge brach, in die Täler floss und das Land zum Grünen brachte. Und er sah die Berge als Kinder, wie sie sich aus der Ebene erhoben und größer wurden und zum Himmel wuchsen. Und er sah die Welt als Kind, das sich im Licht seiner Mutter Sonne wärmte. Und die Sonne war ein Kind unter Kindern, ein Stern unter Sternen.
     
    *
     
    Zollinspektor Hiram, genannt »Die Spürnase«, war einer der Lieblinge von Qazabal, dem Fürsten von Byblos, weil er stets für Nachschub in dessen immer hungriger Kasse sorgte. Als ihm sein hethitischer Assistent Hantili meldete, dass soeben die Gublas Stolz im Hafen eingetroffen sei, nahm Hiram seine Unterlagen zur Hand.
    Schnell fand er heraus, dass das Schiff in Byblos registriert war und einer dieser neumodischen AGs, dieser Anteilsgesellschaften gehörte. Jeder glaubte, er brauche nur ein paar Zettel zu kaufen und werde im Handumdrehen reich werden. Der Zollinspektor bevorzugte Klarheit – ein Schiff, ein Eigner und basta! Mehrere Besitzer bedeutete für ihn nur, dass nicht einer, sondern gleich eine ganze Bande versuchte, ihn zu betrügen. Mit dieser festen Überzeugung betrat er die Gublas Stolz.
    »Hantili, trommle die Eigner zusammen und lasse sie neben dem Mast antreten«, befahl Hiram seinem Assistenten.
    Zerberuh, Raffim, Barsil, Mani und Kalala fanden sich teils angespannt, teils gleichgültig ein. Zerberuh und Kalala hatten ein reines Gewissen, weil sie Waren weder gekauft noch verkauft hatten. Die drei Händler dagegen waren sichtlich nervös.
    Hiram erkannte sofort, wer seine »Kunden« waren, und richtete deshalb seine Ansprache ausschließlich an Raffim, Barsil und Mani.
    »Ich weiß, dass ihr betrügen wollt. Ihr denkt, der Fürst Qazabal wird es schon nicht merken, wenn ihr wertvolle Dinge heimlich in die Stadt bringt. Aber da täuscht ihr euch! Denn ich, Hiram, bin das Auge des Fürsten, und mir entgeht nichts! Egal, was ihr schmuggeln wollt und wo ihr es versteckt habt, ich

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