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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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ein diffuses Gespinst.
    »Nein, das ist die Fessel Gleipnir. Damit kann man das stärkste Ungeheuer bändigen, obwohl das Gewebe fast unsichtbar ist. Gleipnir ist eine unserer tollsten Erfindungen, sie besteht aus folgenden Zutaten: den Tritten einer Katze, dem Bart eines Weibes, den Wurzeln eines Berges, der Sehnsucht eines Bären, dem Hauch eines Fisches und dem Speichel eines Vogels.«
    Seshmosis stutzte. Dann meinte er: »Das sind aber alles Dinge, die es gar nicht gibt. Abgesehen vom Damenbart, würde ich sagen.«
    »Genau, das ist der Trick dabei! Wie will man etwas zerreißen, das es nicht gibt?«, freute sich Brokk. »Gleipnir ist so stark, dass man damit sogar den Fenriswolf fesseln könnte.«
    »Warum ist es hier eigentlich immer dort hell, wo man etwas anschauen will?«, wollte Seshmosis wissen.
    »Ach, das ist eine einfache Erfindung. Obwohl es eigentlich mehr eine Entdeckung ist. Oder noch präziser, eine Dressur. Wir richten dafür spezielle Leuchtmoose ab. Wenn diese sich bedroht fühlen, leuchten sie. Je mehr Angst sie haben, desto heller ist ihr Schein«, erklärte Sindri.
    »Allerdings dürfen sie nicht in Panik geraten, sonst verbrennen sie«, schränkte Brokk ein. »Aber sie sind sehr zuverlässig. Du musst sie nur laut genug anschreien, aber nicht zu laut.«
    Seshmosis war beeindruckt. Neugierig fragte er: »Welche eurer Erfindungen haltet ihr für die beste?«
    »Meine ist mit Sicherheit Skidbladnir, der Luftsegler, das Schiff von Freyr. Alle Götter finden darauf Platz, es segelt immer mit gutem Wind, und wenn man es nicht braucht, kann man es wie ein Tuch zusammenfalten und in die Tasche stecken«, antwortete Brokk. »Auf der ganzen Welt gibt es nichts Vergleichbares.«
    Sindri drängte sich vor und stellte sich vor seinen Bruder:
    » Mein bestes Werk ist noch wesentlich genialer als dieses Schiff. Mein Draupnir ist ein goldener Ring, der sich jede neunte Nacht selbst verachtfacht. Ein Ring der sich ständig vervielfältigt, der dich ohne dein Zutun immer reicher macht. Einen größeren Schatz wirst du auf der ganzen Welt nicht finden!«
     
    *
     
    Die Götter brachten Baldurs Leichnam an die Küste des Meeres, in der Grenzzone zwischen Asgard und Midgard. Hier lag Ringhorn, das Schiff des jungen Gottes. Ein Schiff, mit dem er zu Lebzeiten nie gesegelt war und das ihn nun ins Jenseits bringen sollte.
    Ein größeres Drachenboot als Ringhorn hatte die Welt noch nicht gesehen. Und genau darin lag das Problem. Denn als die Götter das gewaltige Schiff zu Wasser lassen wollten, um dann Baldur brennend auf dem Meer zu bestatten, bewegte es sich keinen Fingerbreit von der Stelle. Es war einfach zu schwer.
    Odin tobte vor Wut. Die Leichenfeier für seinen Lieblingssohn sollte würdevoll sein, und nun dieses! Energisch rief der Einäugige seine beiden Raben Hugin und Munin, Gedanke und Gedächtnis, zu sich.
    Eindringlich befahl er den Vögeln: »Es muss ein Wesen geben, das stark genug ist, Ringhorn ins Meer zu schieben. Findet es! Sucht überall, sucht in Muspellheim und in Riesenheim, in Hel und in Nebelheim! Bringt mir dieses Wesen, bringt es mir schnell, und ich will es fürstlich belohnen!«
     
    Auf dem Drachenkopf von Baldurs Schiff saß ein Adler und beobachtete aufmerksam das nervöse Treiben. In jeder Feder spürte er die Schwingungen künftiger Ereignisse, sein feines Gehör verriet ihm die unausgesprochenen Drohungen des morgigen Tages. Die Welt stand am Abgrund, und das erste Mal seit langer Zeit machte sich GON wirklich Sorgen.
     
    *
     
    Fassungslos starrten Zerberuh, Raffim und die anderen Tajarim auf das Hafenbecken von Keflavik. Von ihrem treuen Schiff Gublas Stolz ragte nur noch das obere Mastdrittel mit der bronzenen Mondsichel aus dem Wasser.
    »Du musst für den Schaden aufkommen! Es war dein verdammter Diener!«, schrie Barsil Raffim an.
    »Wir haben einen Freund verloren!«, unterbrach Zerberuh die Streithähne mit trauriger Stimme. »Almak ist ertrunken! Wegen seines hohen Fiebers hat er es nicht mehr geschafft, sich zu retten. Er liegt im Schiff dort unten.«
    Barsil zuckte zusammen, und sein Blick suchte Mumal. Der stand kreidebleich an der Mole und fürchtete um sein Leben. Für ihn war klar, dass Mot sich an ihnen rächen wollte. Wie immer er es geschafft hatte, er war hier, hier auf dieser Insel am Ende der Welt, um sie alle drei umzubringen.
    Raffim, der von all dem nichts ahnte, befahl barsch: »Uartu, du musst den Kahn wieder flottkriegen. Such dir ein paar von den

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