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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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Touristen, der immer völlig überteuert einkauft.«
    »Aha«, sagte Seshmosis. »Und was hast du vor?«
    »Wir bleiben so lange in Burgund, bis die Preise für Schwerter wieder runtergehen. Dann kaufen wir groß ein und fahren nach Hause. Dort wird man uns die stählernen Waffen und den wunderbaren Obsidian aus den Händen reißen. Natürlich zu Höchstpreisen.«
    Seshmosis war beruhigt. Die Welt schien doch an manchen Stellen noch in Ordnung zu sein. Zumindest der Teil von ihr, der Raffims Geschäfte betraf.
     
    Am Spätnachmittag erklomm Seshmosis den Luginsland, den höchsten Turm der Burg, der den weitesten Ausblick bot. Das Heimweh machte ihm das Herz schwer, und er wollte wenigstens in Richtung seiner Heimat schauen, auch wenn sie viel zu weit entfernt lag, um sie sehen zu können. Zu weit entfernt im Raum und zu weit entfernt in der Zeit. Dennoch stieg er die schier endlosen Stufen hinauf, und die beiden Wächter dort oben hatten nichts gegen seine Gesellschaft.
    Die Aussicht war fantastisch und die Wolken zum Greifen nah. Als Seshmosis die Augen schloss, sah er den Wahren Exil-Ägyptischen Vielheiligen Vielgötter-Tempel zu Byblos deutlich vor sich. Und er sah Tani, wie sie den Tempel betrat und frische Blumen in die Nische der Schreibergöttin Seshat legte. Seshmosis lächelte, denn er wusste, dass er eines Tages wieder bei ihr sein würde.
    Am Abend in seiner Kammer fühlte er sich immer noch von der Vision auf dem Turm beschwingt. Das änderte sich auch nicht durch das Erscheinen eines kleinen roten Drachen auf seinem Bett.
    »Es freut mich, dass es dir gut geht, mein Prophet.«
    »Danke, danke. Und ich hoffe, du willst das nicht ändern, oder?«
    »Nein, keineswegs. Wie immer möchte ich dir nur ein kleines Zeichen geben, damit dich die Realität nicht unvorbereitet überrollt.«
    »Sehr freundlich von dir, mein Herr. Was bedroht mich denn diesmal? Etwa ein Drache?«
    »Nein, Drachen sind äußerst selten eine Bedrohung. Die Menschen sind es, die du fürchten musst.«
    »Raffim?«, fragte Seshmosis.
    »Nein. Raffim gehört doch zu deiner Lebensgrundbedrohung wie Feuer und Erdbeben. Es sind die Burgunden, vor denen du dich in Acht nehmen musst. Trau keinem von ihnen, weder Gunther noch Hagen oder Siegfried. Und auch keinem anderen von denen«, zischte der Drache und stieß dabei eine kleine Feuerwolke aus.
    »Und warum erscheinst du als Drache?«, wollte der Prophet wissen.
    »Ein Hinweis nur, wie gesagt. Er könnte hilfreich für dich sein. Vielleicht sogar lebensrettend.«
    Beim Wort lebensrettend verschwand Seshmosis' gute Laune schlagartig. GON schaffte es immer wieder, ihn von den Wolken der Glückseligkeit in die grausame Wirklichkeit zu holen.
     
    *
     
    In einem tiefen Seitental des Rheins konnte ein zufälliger Lauscher ein eigenartiges Gespräch verfolgen.
    »Also, ich mag mein Essen lieber ganz natürlich. Bei einem Ritter entferne ich lediglich die Metallschale, und dann wird er gegessen«, sagte eine Stimme.
    »Ohne ihn vorher zu wässern? Igitt, Raffnir!«, rief eine andere Stimme. »Ich bin doch kein Schlingfraß! Ritter sind schmutzig und riechen sehr streng, deshalb muss man sie vor dem Verzehr ausreichend wässern.«
    »Herbin, Raffnir, streitet euch nicht. Außerdem sage ich immer, die Geschmäcker sind verschieden.«
    Der rote Drache, der dies gesagt hatte, nannte sich Fafnir, und er war ein Gestaltwandler.
    Vor nicht allzu langer Zeit hatten die Drachen von Rhein und Mosel die Geschuppte Allianz gegründet, einen losen Zusammenschluss der regionalen Drachen. Dabei ging es um Erfahrungsaustausch, Bündnisse, geregelte Einfluss- und Jagdgebiete und vieles mehr. Das Mehr endete dann meistens bei Diskussionen über das Essen. Denn wenn Drachen unter sich sind, gibt es im Prinzip nur zwei Themen: Schätze und Essen.
    Vor allem bei Drako Herbarum, genannt Herbin, der seine Speisen grundsätzlich mit immens vielen Kräutern zubereitete und den man quasi als »Gourmet-Drachen« bezeichnen konnte, drehte es sich fast nur um Letzteres. Er vertrat nämlich die Ansicht, dass die Überlegenheit der drachischen Rasse gegenüber der menschlichen allein schon in der extremen Genussfähigkeit der Drachen lag.
    »Menschen unterscheiden sich bei der Nahrungsaufnahme doch kaum von Schweinen«, empörte sich Herbin. »Bei mir dagegen ist jedes Essen ein kultureller Akt!«
    »Aber wie war das neulich bei deinem neuen Pilzrezept? Wer ist denn nach dem Essen singend durch den Wald getänzelt und hat

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