Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler
ständig Feuer gerülpst?«, fragte Fafnir. »Die Schneise, die du gebrannt hast, qualmt an manchen Stellen immer noch.«
»Es war nur ein kleiner Irrtum in der Rezeptur. Das Flambieren sollte eigentlich vor dem Verzehr des Gerichts erfolgen«, räumte Herbin kleinlaut ein.
»Hauptsache, es hat geschmeckt«, grunzte Raffnir, der mehr von der schlichten Drachensorte war. Er war es auch, der Ritter natur bevorzugte und gerne einmal Äpfel mit Stumpf und Stiel und Stamm verzehrte. Was auf den Obstwiesen stets hässliche Löcher hinterließ.
»Gibt es sonst noch etwas Neues?«, fragte Herbin.
»Ja«, antwortete Fafnir. »Am Rhein ist ein neuer Schatz im Umlauf. Man nennt ihn den Nibelungenhort.«
*
»Dieses Weib treibt mich in den Wahnsinn!«
Gunthers Gesicht war zornesrot, und die Ader auf seiner Stirn schwoll beängstigend an.
»Aber was ist denn, mein lieber Schwager?«, fragte Siegfried, der von seiner eigenen Hochzeitsnacht immer noch ganz beschwingt war. »Lief es nicht so, wie du es dir erträumt hast?«
»In meinen Albträumen habe ich so etwas nicht befürchtet! Sie lässt mich einfach nicht ran. Und schlimmer noch: Sie demütigt mich! Sie hat mich geschlagen, gefesselt und an einen Haken gehängt!«
»Das ist ja unglaublich, das hätte ich nicht erwartet! Was dir da widerfahren ist, mein König, kränkt auch meine Ehre.«
»Wozu der ganze Aufwand unserer Reise? Bis zu den Eisbergen sind wir gesegelt, nur damit jetzt ein Eisberg in meinem Bett liegt«, empörte sich Gunther.
»Das Weib bringen wir schon noch zum Schmelzen«, versprach Siegfried selbstbewusst.
»Wie willst du das erreichen? Brünhild lässt sich von mir nicht einmal berühren.«
»Wir müssen nur wieder so gut zusammenarbeiten wie beim Kampf, bei dem wir sie gemeinsam bezwangen. Hagens Tarnmantel wird uns auch ein zweites Mal gute Dienste erweisen. Heute Nacht komme ich heimlich in euer Schlafgemach. Dann wollen wir das Weib zur Liebe zwingen«, schlug Siegfried vor.
»Tu mit Brünhild, was immer dir richtig erscheint. Es darf nur nicht meine Ehre kränken! Du magst sie schlagen, du magst sie strafen, du magst ihr gar das Leben nehmen, denn sie ist ein schreckliches Weib! Nur begatten darfst du sie nicht, das ginge wider meine Ehre!«
»Ich werde dein Eherecht nicht verletzen, du kannst mir vertrauen, mein König. Verlass dich ganz auf mich!«, versprach Siegfried.
Der Tag war lang und erfüllt von Kampfspielen, Tänzen, Gesängen und weiteren endlosen Ansprachen. Bei der abendlichen Tafel meldeten sich gar zwei Bischöfe zu Wort. Die geistlichen Herren wetteiferten darin, das hohe Lied der Minne zu preisen und welches Glück doch Gunther und Siegfried beschieden sei, solch tugendhafte Damen an ihrer Seite zu wissen. Der Neid schwang in jedem ihrer Sätze mit.
Das Mahl war ebenso erlesen wie üppig, und alle langten fest zu. Auch die Tajarim ließen sich die Küche Burgunds munden und hatten ihren Spaß. Allein König Gunther saß wie auf Kohlen; es kam ihm vor, als währe der Abend dreißig Jahre. Endlich wurde die Tafel aufgehoben, und die hohen Paare konnten sich in ihre Gemächer zurückziehen.
Gunther löschte die Kerzen und lauerte gespannt auf ein Zeichen von Siegfried. Endlich spürte er eine Hand auf der Schulter – es konnte losgehen.
Der König legte sich neben seine Gemahlin und fasste mit seiner Hand an ihren Busen.
»Lass das, Gunther! Sonst ergeht es dir noch schlimmer als gestern!«
Doch Gunther ließ nicht ab und versuchte Brünhild zu umarmen. Die wehrte sich mit aller Kraft und wunderte sich, wo sie ihr Gatte überall gleichzeitig festhalten wollte und konnte.
»Rühr mich nicht an! Tu deine Hand da weg! Was machst du mit meinem Hemd? Wag das ja nicht! Du wirst es bitter bereuen!«, schrie die Walküre und versuchte sich gegen die vielarmige Übermacht zu wehren. Endlich bekam sie zwei Hände zu fassen und quetschte diese so zusammen, dass Siegfried, denn er war es, den sie erwischt hatte, das Blut aus den Fingernägeln troff.
Mühsam unterdrückte der Held die Schmerzensschreie. Dennoch gelang es ihm letztlich, Brünhilds Arme festzuhalten. Derweil drückte Gunther die Knie zwischen die Schenkel seiner Gattin, um sie mit Gewalt zu öffnen. Während Siegfried Brünhild mit Händen und Füßen niederhielt, vollzog König Gunther endlich die Ehe.
Keinen Laut gab Brünhild mehr von sich, bis ihr Gatte erschöpft von ihr rollte und neben ihr lag.
»Sollte das die ritterliche Minne sein?«,
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