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Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler

Titel: Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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fragte Brünhild verbittert mit bebender Stimme. »Wirst du deine Königin nun jeden Tag wie eine Sklavin behandeln?«
    Gunther war irritiert. »Du hast dich mir, deinem Gatten, verweigert! Du hast meine Ehre gekränkt!«
    »Deine Ehre, deine Rechte also. Und wo ist meine Ehre? Wo bleibt mein Recht? Welcher Dämon half dir, mich mit Gewalt zu nehmen? Wie viele Arme hatte mein heimtückischer Krakengatte denn heute Nacht? Welch üblen Zauber hast du mir schon wieder angetan? Ich bin sicher, dass du mich hier ebenso wie in Eisland betrogen hast. Wehe, wenn ich deine üble List herausfinde! Fürchte dich vor diesem Tag, denn meine Rache wird fürchterlich sein!«
     
    *
     
    Hagen von Tronje wusste, dass sein Vater ganz in der Nähe sein musste. Ständig kämpfte er gegen Tentakel, die auf einmal aus seinem Kopf wuchsen. Die spontane morphologische Dissonanz machte ihm schwer zu schaffen. Zusätzliche Armpaare ließen sich ja noch gut unter Kontrolle bringen und auch leicht verbergen. Peinlich wurde es allerdings, als sich während eines Gesprächs mit dem Bischof von Worms auf Hagens Gesicht blauschwarze Panzerschuppen bildeten und ein stacheliger Rückenkamm sich entlang der Wirbelsäule durch sein Gewand bohrte. Nur mit Mühe gelang es dem Tronjer, den Geistlichen davon zu überzeugen, dass eine der Pasteten des gestrigen Abends wohl verdorben gewesen sein musste und in Folge dessen nun bei dem Kirchenmann schwere Halluzinationen auftraten.
    Der Bischof glaubte dem Vasallen des Königs und verlangte umgehend nach einem Medikus. Da beide burgundischen Ärzte wegen völliger Trunkenheit nicht ansprechbar waren, schickte man Elimas zum obersten Christen von Worms. Für Hagen die willkommene Gelegenheit, aus der Öffentlichkeit zu verschwinden und den Palast Richtung Wald zu verlassen.
    Elimas untersuchte den Kirchenmann, tastete dessen Bauch ab und sah ihm dann tief in die Augen.
    »Was glotzt du so, Heide?«, fragte der Bischof.
    »Ich glotze nicht, ich schaue. Und zwar in dich hinein!«
    »Das kann nur Gott!«, empörte sich der Geistliche.
    »Ich schaue meinen Schafen und Ziegen immer in die Augen, um zu sehen, was ihnen fehlt. Und dir fehlt nichts, außer vielleicht ein wenig Verstand.«
    »Wie? Was? Keine Vergiftung durch Pasteten?«
    »Nein, keine Vergiftung. Ein bisschen überfressen vielleicht, aber der Kopf scheint in Ordnung zu sein. Und das ist das Wichtigste.«
    »Wieso ist der Kopf das Wichtigste? Wieso nicht das Herz? Wie willst du das herausgefunden haben?«, fragte der Bischof.
    Elimas grinste. »Wissenschaftlich, rein wissenschaftlich. Empirisch nennt man das wohl, wenn man durch lange Studien und Versuche zu einer Erkenntnis kommt. Ich habe nämlich herausgefunden, dass ein Mensch, dem man eine Hand oder einen Fuß abhackt, durchaus weiterleben kann. Aber wenn du ihm den Kopf abschlägst, ist es aus und vorbei.«
     
    *
     
    Obwohl sie keine Verabredung getroffen hatten, spürte Hagen genau, dass ihn sein Vater Alberich am Waldrand südlich der Burg erwarten würde.
    »Schön, dass du da bist«, begrüßte ihn der Gestaltwandler. »Folge mir, ich habe ein Geschenk für dich.«
    Vor den Augen seines Sohnes verwandelte sich Alberich in einen Fuchs und rannte los. Hagen hatte Mühe, in dem Gestrüpp des hügeligen Waldes Anschluss zu halten. Mehr als einmal verlor er den Fuchs aus den Augen. Es machte seinem Vater anscheinend Spaß, mit ihm Fangen und Verstecken gleichzeitig zu spielen.
    Endlich blieb er vor einer knorrigen Eiche stehen und verwandelte sich wieder in seine Zwergengestalt.
    »Das ist dein Baum, mein Sohn!«
    »Danke, ein wahrhaft königliches Geschenk, mein Vater. Ein alter Baum mitten in einem Wald«, bedankte sich Hagen sarkastisch, doch Alberich lachte nur.
    »Man merkt, dass du unter Menschen lebst. Deine Sinne sind verstopft, und dein Geist ist leer. Riechst du denn nicht das Gold? Es ist zum Greifen nah.«
    »Gold kann man nicht riechen«, entgegnete Hagen.
    »Gestaltwandler können es schon. Und manche Menschen auch. Aber nicht nur dein Geruchssinn ist taub, mein Sohn, du bist auch blind! Siehst du nicht den Eingang zu deinem Schatz?«
    Suchend blickte sich Hagen um, doch so sehr er sich auch mühte, er sah nichts. Da hatte Alberich genug von seinem Spiel, trat einfach in den Stamm der Eiche hinein und verschwand.
    Ungläubig starrte Hagen auf die Stelle, an der sein Vater gerade noch gestanden hatte. Vorsichtig näherte er sich dem Baum und tastete die Rinde ab. Und wahrlich, da

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