Die Nonne und der Harem
niemals einen Auftrag erteilt hat, Eure Liebschaften aufzudecken.«
»W… was?«, stotterte Pierrette de St. Courchose ungläubig und als Friedrich von Ranestein gellend lachte, kehrte ihr Zorn zurück und sie stürzte sich wütend auf den Deutschen. Die Sonne ging auf, bis Pierrettes Wut über Friedrichs Lüge durch erneutes Liebesspiel besänftigt worden war.
Als Pierrette de St. Courchose spät am Mittag erwachte, war Friedrich von Ranestein fort. Mit schmerzenden Gliedern verließ Pierrette das Bett und rief nach ihren Dienerinnen. Während der Morgentoilette befahl sie ihrer Kammerzofe, nach Friedrich von Ranestein zu schicken, doch er war unauffindbar. Eine gründliche Durchsuchung seines Gästequartiers förderte einen Brief zutage, den er für Pierrette zurückgelassen hatte und in dem er seinen Abschied verkündete, verbunden mit seinem unsterblichen Dank für den Aufenthalt und ihre Gesellschaft, an die er sich sein Leben lang genüsslich erinnern werde. Pierrette starrte mit leerem Blick auf seine Unterschrift, deren Zierschnörkel etwas von einer Peitsche hatten.
Sie schwankte zwischen Erleichterung und Trauer. Erleichterung, weil es sicherlich so nicht hätte weiter gehen können. Sie wäre abhängig von dem Deutschen und seinen Künsten geworden und ihr Gatte hätte es bemerkt. Allerdings linderte dies nicht das Gefühl endloser Traurigkeit und dass ihr Leben sich plötzlich sehr viel leerer und seltsam blass darstellte. Friedrich hatte ihr die wundervollste und ungewöhnlichste Nacht ihres Lebens beschert und sie war sehr sicher, dass sie auch für den Rest ihres Lebens keine solche mehr erleben würde. Ihre Augenbrauen zogen sich irritiert zusammen, als sie etwas Feuchtes auf der Wange bemerkte. Erstaunt wischte sie eine Träne fort, während ihre Dienerinnen weiterhin ihre Haare zu einer Hochsteckfrisur türmten. Sie hatte sich doch nicht etwa in diesen Friedrich verliebt?
Seufzend blickte sie durch das Fenster auf den Garten, der in strahlendem Sonnenschein seine besten Seiten zeigte, doch ihr schien es wie Hohn, dass die Natur lachte während ihr zumute war, als könne sie den ganzen Tag weinen.
Kaum hatte sie die Morgentoilette beendet, kündigte ein Diener die Rückkehr ihres Gatten an und sie fluchte in Gedanken. Ausgerechnet jetzt und heute! Hätte er ihr nicht einen Tag gönnen können, um ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen?
Doch die Ankunft Maximiliens und ihrer Tochter war nicht die letzte unangenehme Nachricht. Zunächst ordnete ihr Gatte an, dass die Soldaten in Marsch gesetzt und jeder freie Söldner der Region angeworben werden sollte und erläuterte Pierrette, dass sie in Kürze aufbrechen würden, um bei Asbourt gegen die Osmanen zu kämpfen. Sie versuchte, ihren Gatten von diesem Plan abzubringen, doch weder Drohungen noch Geschrei konnten ihn von seinen Plänen abbringen, dass sie Zeuge seiner heroischen Schlachtführung sein sollte.
Das Schlimmste erfuhr sie jedoch ganz zum Schluss. Ihr war aufgefallen, wie still ihre Tochter Yseult bislang gewesen war und als sie fragte, was ihr fehle, machte sich betretenes Schweigen breit. Auffallend leise und bedächtig schilderte Maximilien, was bei Herzog Honoré de Ravfleur vorgefallen war und wie Yseult die Todesstrafe für ihren Vater auf sich genommen hatte, und ihre Unschuld vor Gericht erzwungenermaßen verloren hatte - an Damian de Jousfeyrac.
Pierrette war außer sich vor Zorn, Scham und Wut. Wie ein schwarzhaariger Orkan beschuldigte sie ihren Mann, er hätte nicht den Schwanz einklemmen und lieber ehrenhaft sterben sollen statt ihrer geliebten Tochter die kostbare Unschuld zu rauben. Sie erging sich abwechselnd in Hasstiraden auf Charles de Jousfeyrac, ihren Mann und den Herzog Honoré de Ravfleur, bis es Yseult selbst war, die mit ruhigen, tapferen Worten ihre Mutter beruhigte, indem sie erklärte, dass sie selbst die Entscheidung getroffen habe, das Urteil anzunehmen und dass sie letztendlich Damian de Jousfeyrac von ganzem Herzen liebe. Pierrettes Strom von fauchenden Flüchen und Verwünschungen erstarb augenblicklich und sie erkannte, dass ihre Tochter in der Tat ihre Charakterstärke geerbt hatte. Maximilien sah so todunglücklich aus, dass sie beinahe Mitleid empfand und schließlich doch einwilligte, mit ihm und dem Heer nach Asbourt zu reisen. Wer wusste schon, was geschah? Vielleicht ergab sich doch eine Gelegenheit, diesen dreimal verfluchten Charles de Jousfeyrac zu vergiften. Sie lächelte
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