Die Nonnen von Sant'Ambrogio: Eine wahre Geschichte (German Edition)
nicht miteinander kommunizieren konnten, weder schriftlich noch mündlich noch durch Mittelsmänner. Beckx wurde außerdem aufgefordert, dem Heiligen Tribunal alle möglichen Schriften, die sich auf den Fall Sant’Ambrogio beziehen könnten, zu übergeben. Die Verhöre der Angeklagten sollten vom Assessor Raffaele Monaco La Valletta gemeinsam mit dem Untersuchungsrichter Sallua und dem Fiskal Antonio Bambozzi vorbereitet werden, unterstützt durch einen Substitut aus der Kanzlei des Heiligen Offiziums.[ 64 ] Die Beauftragung von Bambozzi überrascht: Er war von Mai 1841 bis Juli 1851 Fiskal gewesen und von dort ins Staatssekretariat gewechselt. Fiskal war seither Giuseppe Primavera. Im Fall Sant’Ambrogio wurde Bambozzi vom Papst ausdrücklich als Fiskal reaktiviert.[ 65 ]
Die Bedenken, die Pius IX. noch am Beginn des Informativprozesses gegen die Stichhaltigkeit der Denunzia Katharinas von Hohenzollern gehegt hatte, wurden durch die erdrückenden Beweise beseitigt. Denn der Papst bestätigte den Beschluss der Kardinalskongregation noch am selben Tag. Er fügte allerdings hinzu, beide Beichtväter seien umgehend vom Recht, die Beichte abzunehmen, zu suspendieren. Ferner beauftragte Pius IX. den Assessor in der Privataudienz, alle Probandinnen und einfachen Novizinnen, die noch keine feierlichen Gelübde abgelegt hatten, umgehend aus Sant’Ambrogio wegzuschicken. Feierlich übertrug der Papst Assessor, Fiskal und Untersuchungsrichter alle notwendigen Kompetenzen, um die Angeklagten zu verhören und den künftigen Prozess insgesamt zu planen und durchzuführen.[ 66 ]
Die Vorschläge zur konkreten Organisation der Verhöre, die Sallua umgehend vorlegte, fanden bereits eine Woche später, am 6. März 1861, die einhellige Zustimmung der Kardinäle.[ 67 ] Damit waren die Weichen für die zweite Phase des Inquisitionsprozesses im Fall von Sant’Ambrogio della Massima gestellt. Die Entscheidungsinstanz, das eigentliche Tribunal, beauftragte die Untersuchungsinstanz mit der Durchführung eines Akkusationsprozesses, der sich auf die Verhöre der vier Hauptangeklagten konzentrieren sollte.
Anhang
Dank
«Die Nonnen von Sant’Ambrogio» wären nicht geschrieben worden, wenn ich nicht von vielen Seiten Unterstützung erfahren hätte. Dafür gilt es, Dank zu sagen:
Dem Historischen Kolleg in München: Diese einmalige Einrichtung für Historikerinnen und Historiker hat mir optimale Arbeitsbedingungen geboten, sodass das eine Jahr Fellowship wie im Flug vergangen ist. Ich danke dem Kuratorium für das mir entgegengebrachte Vertrauen und der Fritz Thyssen Stiftung für die Finanzierung meines Kollegjahrs, dem Geschäftsführer Dr. Karl-Ulrich Gelberg für die professionelle Organisation von allem, Dr. Elisabeth Müller-Luckner für viele anregende Gespräche, Gabriele Roser und Elvira Jakovina dafür, dass sie den Alltag im Kolleg so liebevoll gestalten, den beiden Studentischen Hilfskräften Edith Ploethner und Franz Quirin Meyer für die vielen Bücher und Kopien, die sie mir besorgt haben, und für ihre guten Fragen. Ich danke auch meinen Mitstipendiaten für die vielen interessanten Einblicke in ihre Fächer und Forschungsvorhaben. Dr. Elisabeth Hüls hat durch ihre Organisation den Workshop «Wahre und falsche Heiligkeit» im Januar 2012 zu einem wunderbaren Forum werden lassen. Ihr Verdienst ist es auch, dass der Tagungsband «‹Wahre› und ‹falsche› Heiligkeit. Mystik, Macht und Geschlechterrollen im Katholizismus des 19. Jahrhunderts» in den Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien, Bd. 90, bereits im Frühjahr 2013 erscheinen wird. Viele Aspekte, die in den «Nonnen von Sant’Ambrogio» vorkommen, lassen sich dort aus unterschiedlichen Perspektiven weiter vertiefen. Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie den Moderatoren danke ich dafür, dass sie sich auf den Workshop eingelassen, ihre Ideen eingebracht und ihre Beiträge für den Tagungsband ausgearbeitet haben.
Den Stiftungen: Bereits im Jahr 1999 habe ich die Akten zum Fall Sant’Ambrogio im Archiv der Kongregation für die Glaubenslehre (ACDF) gefunden. Da damals kaum kopiert werden durfte, war es notwendig, die Akten erst einmal genau zu erfassen und teilweise abzuschreiben. Dies hat die Gerda Henkel Stiftung dankenswerterweise finanziert. Ohne die langjährige Unterstützung meiner Studien in diesem Archiv durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft hätte ich diesen Fall aber nie heben, geschweige denn bearbeiten
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