Die Oder gluckste vor Vergnügen
sein?«
»Rote«, sagte ich. »Das röteste Rot, das es gibt.«
»Soll brennen, wie?« fragte der Wiking.
»Ich brauche zwei Sträuße.«
»Zwei verschiedene Sorten?«
»Nein«, sagte ich. »Es muß dieselbe Sorte sein.«
»Für Mutter und Tochter?« fragte Herr Leif. »Da sind Sie aber schlecht beraten. Nachher weiß keiner, wer gemeint ist.«
»Es ist für zwei Damen, die nicht zusammengehören.«
»Na, dann ist’s doch egal!« meinte der Wiking.
»Die beiden stehen aber nebeneinander, wenn sie die Rosen entgegennehmen.«
»Tja«, sagte Herr Leif. »Aber rot ist die Liebe. Besonders, was Rosen betrifft. Man kann doch nicht zweien auf einmal rote Rosen...«
»Es sind Zwillinge«, sagte ich. »Die sind gewohnt, alles immer nur zur,gleichen Zeit zu empfangen.«
»Alles?« fragte der Wiking. »Und von demselben Herrn? Na, wenn das gutgeht.« Er grinste sich eins und schüttelte den Kopf und grinste sich noch eins. Schließlich hielt er mir zwei feine, volle Sträuße hin.
»Sind die auch vollkommen gleich?« fragte ich.
»So gut, wie’s geht«, meinte der Wiking. »Die Natur ist ja keine Schraubenfabrik.«
Er machte es gnädig mit dem Preis.
Mit den Sträußen und mit einer honigfarbenen Hummel, die mir das Geleit gab, stob ich zum Tor hinaus.
Bibi und Cotta saßen in der Laube beim Frühstück. Es war eine richtige Großmamalaube, so dunkel, daß man von außen nichts sah. Ich schickte die Wirtin mit den Rosen hinein und wartete hinter der Hecke. Die Wirtin kam heraus und gab mir ein Zeichen. Sie geruhten, mich zu empfangen.
Der Anblick war über alles Erwarten. Am Kaffeetisch, einander gegenüber, frisch und blank und ausgeschlafen, saßen Bibi und Cotta. Sie hielten die Gesichter in die Sträuße getaucht und sahen mich durch die Rosen hindurch an.
Als mein Schatten über den Tisch fiel, erwachte Cotta aus ihrem Blütentraum. Ihre Augen wirkten grüner als sonst.
»Rexchen«, sagte sie milde. Sie gab mir die Versöhnungshand, die noch morgendlich kühl war.
Ich wandte mich zu Bibi. Auch sie hatte die Rosen noch vor dem Gesicht.
»Bist du noch böse?« fragte ich.
»Ich?« sagte Bibi, und ihr Blick kam so blau durch das taufrische Rot. »Ich bin nie böse gewesen. Genausowenig wie Cotta.«
»Na, hör mal«, rief Cotta empört. Aber dann lachte sie, und endlich lachten wir alle.
Erst der Gedanke an Pustekohl machte uns ernst. Wir gingen auf die Post, um ihn anzurufen. Dreist und gottesfürchtig führte Bibi das Gespräch. Herr Pustekohl trug es mit Fassung. Der Gartzer Dampfer hatte ihm längst erzählt, daß wir nicht mehr auf der Binnenoder schwammen. Bibi unterschlug ihm die zerbrochenen Scheiben und die kaputte Kupplung. Und Herr Pustekohl sagte, auf der Rückfahrt sollten wir uns an einen Kutter anhängen, dann ginge es leichter. Und wir sollten wetterkundige Schiffer zu Rate ziehen. Sodann telefonierten Cotta und Bibi mit Berlin. Auch hier: Harmonie, Harmonie.
Wir spazierten hinaus, in eine Sonne, die dazu gemacht war, in fröhliche Gesichter zu scheinen. Ans Meer wollten wir heute nicht. Das Wasser stand uns noch bis zum Halse.
»Im Walde ausruhen«, schlug Cotta vor. Also gingen wir in den Wald. Bibi machte Pläne für die nächsten Abende (im Kurhaus tanzen und immer wieder im Kurhaus tanzen), und ich sagte zu allem ja. Und weil ich so nachgiebig war, verstieg sich Bibi zu der Behauptung, ich sei der verständigste Mann, den es gebe.
»Auf dem Haffe las man’s anders«, murmelte ich.
»Ja«, sagte Cotta, »das stimmt. Nachgiebig ist er.«
»So weich«, sagte Bibi.
Ich fuhr herum. Das war das schlimmste Verdammungsurteil in jener heroischen Zeit. »Was?« rief ich.
»Na, was?« fragte Bibi freundlich. Sie gingen Arm in Arm und musterten mich amüsiert.
»Ich wollte gesagt haben, ich bin ein Mann!«
»Ein Männchen«, sagte Bibi schwesterlich. »Ein rührendes Männchen. Ein Angsthase am Speichenrad. Ein Seelchen in Rosenblättern.«
Ich ahnte damals nicht, daß diese Einschätzung nichts Abträgliches bedeutete. Ich glaubte noch, ein Mann müsse Frauen imponieren.
Bibi lächelte barbarisch lieb. »Du hast uns noch nie imponiert. Nicht, Cotta? Nie.«
»Nie«, sagte Cotta.
Beide spähten mich unverwandt an, die Wirkung beobachtend. »Wir fanden dich niedlich«, sagte Bibi.
»Ja«, sagte Cotta.
»Ich werde mir einen Schnuller kaufen, um eure Puppenkomplexe zu befriedigen. Dabei dachte ich, ihr seiet erwachsen.«
Bibi und Cotta lächelten. In dieser Frage waren sie
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