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Die Oder gluckste vor Vergnügen

Die Oder gluckste vor Vergnügen

Titel: Die Oder gluckste vor Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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wie Dolche umher.
    Und nun war es aus. Ein Wort gab das andere...
    »Komm her, Cotta«, sagte Bibi schneidend. »Laß ihn sich selber anbrüllen.«
    Cotta ging. Sie waren wieder eine Einheitsfront. Da der Wind aufs neue von vorn kam, hörte ich Gesprächsfetzen. Bibi erklärte, sie werde mir meine Unverschämtheit schon heimzahlen. »Wenn wir erst in Swinemünde sind... im Sand soll er vor mir liegen. Im Sand...«
    »Im Wasser«, rief ich. »Tief auf Grund, Bibi. Ich werd’ dir Seesterne ins Haar flechten.«
    Eine Weile verdrängte die Sorge um das Boot alles andere. Es war zwei Uhr, drei Viertel der Überfahrt hatten wir hinter uns. Aber bei dem Gegenwind kamen wir kaum von der Stelle.
    »...nur bei Totalflaute«, hatte Herr Pustekohl gesagt. Wir hätten auf ihn hören sollen.
    Wasser klatschte über den rumpelnden Bug und überschüttete Bibi und Cotta. Sie saßen da noch im Badeanzug. Und es war kalt geworden.
    »Kommt herein«, rief ich. »Zieht euch was Warmes an.«
    »Wir sitzen hier ganz gut«, erwiderte Bibi patzig.
    Cotta schaute durch die Tür. Sie fragte, wie lange ich auf dem Haff zu bleiben gedächte. »Ich habe das Gefühl, du willst uns jetzt ärgern. Wir kommen immer weiter nach rechts.«
    »Cotta«, sagte ich, »ich rate dir, deine Geige herauszuholen und SOS zu üben. Es ist gleich soweit.«
    »Laß dich nicht mit ihm ein«, rief Bibi. »Gar nicht hinhören, wenn er was sagt.«
    »Ihr sollt hereinkommen«, wiederholte ich.
    »Lieber sterb’ ich«, behauptete Bibi.
    »So«, sagte ich (und wegen des Windes mußte ich brüllen). »Zum letzten Mal. Kommt herein und zieht euch warmes Zeug an. Ich zähle bis drei. Eins...«
    »Was will er?« fragte Bibi.
    »Zwei...« sagte ich.
    »Er zählt«, sagte Cotta. »Er bildet sich ein, wir würden ihm gehorchen.«
    »Zwei...« wiederholte ich.
    »Zähl nur«, rief Bibi. »Bei drei spring’ ich über Bord.«
    »Bei drei setzt es Ohrfeigen«, sagte ich. Entgeisterte Stille, in der man nur das Klatschen des Wassers hörte.
    »Drei!« rief ich mit Donnerstimme.
    Da kamen sie herein. Starrten mich an. Ich bemühte mich, möglichst mörderisch dreinzublicken. Unter den gegebenen Umständen fiel mir das nicht schwer.
    »Setzt euch da in die Ecke, wo keine Scherben sind.« Sie gehorchten, total perplex.
    »Ich hatte doch nur Angst um euch«, erklärte ich in milderem Ton. »Das müßt ihr doch verstehen.«
    Cotta holte tief Luft. »Das ist noch lange kein Grund...«
    »Laß, Cotta«, sagte Bibi eisig. »Er hat uns Schläge angedroht.«
    »Sollte ich euch ein Schmuckblatt-Telegramm schicken?« Aber ich mochte sagen, was ich wollte. Da half kein Erklären, Entschuldigen und Bitten. Es war mit ihnen wie vorhin mit dem Motor, sie sprangen nicht mehr an.
    »Jetzt ist der wahre Jakob in ihm zum Vorschein gekommen«, sagte Bibi.
    Unsere Lage nahm mich zu sehr in Anspruch, als daß ich hätte antworten können. Es war so viel Wasser im Boot. Entweder kam es durch die Fugen — oder von vorn, von den herübersprühenden Wellen. Es mußte gepumpt werden. Bibi behauptete, das sei pure Schikane. Der Kahn sei noch längst nicht voll.
    »Wir sind nicht gefahren, um uns von dir herumkommandieren zu lassen«, rief Cotta. »Noch dazu in dieser Weise! Wir dachten, du hättest Kultur.«
    »Zartgefühl«, fügte Bibi hinzu.
    »Ja, und jetzt sehen wir, daß alles nur Heuchelei war. Ein Mann, der schreit, ist für mich erledigt.«
    »Erst recht einer, der schlägt«, ergänzte Bibi.
    »Eine Frau so zu demütigen«, fuhr Cotta fort. »Das ist...«
    Da wurde ich wild.
    »Ihr seid überhaupt keine Frauen. Kleine Mädchen seid ihr. Wie stellt ihr euch denn an?«
    »Wir stellen uns an?« rief Bibi. »Mir scheint, wir haben uns in jeder Beziehung zu wenig angestellt. Das ist so bei Männern. Dann verlieren sie den Respekt.«
    Das war die Höhe.
    »Was weißt denn du von Männern?« brüllte ich. »Du naseweise Göre! Noch ein Wort...«
    »Ich steige aus«, sagte Bibi flammend. »Nicht eine Sekunde bleibe ich in diesem Tollhaus. In diesem Tollkahn. Dreh dich um! Ich will mich anziehen!«
    »Wie kann ich mich am Steuer umdrehen?«
    »Dann laß mich vorbei.«
    »Ausgeschlossen. Nicht halbnackend durch die Scherben. Ich reiche euch die Sachen hin.«
    »Rühr meine Sachen nicht an!« fauchte Bibi.
    Ich warf ihnen die Trainingsanzüge und alles, was ich fand, in die Ecke. »Schuhe anziehen. Es muß gepumpt werden.«
    Sie fügten sich.
    »Na, wenn wir in Swinemünde ankommen«, knirschte Bibi.
    »Ja«,

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