Die Odyssee des Captain Roadstrum
Roadstrum, als er sich von dem großen Mann verabschiedete.
„Atlas nennen mich die Menschen”, sagte der Mann und warf einen raschen Blick durch eines seiner Teleskope.
Sie landeten auf Sirenzo. „Irgend etwas stimmt bei dem Wort nicht”, sagte Roadstrum. Es war die Welt der Siren-Zoo, des Sirenentiers, das entweder ein Lebewesen oder ein musikalischer Berg oder eine Gruppe recht eigenartiger Wesen war.
„Eigentlich weiß ich nicht, was wir auf einer so feindseligen Welt suchen”, sagte Roadstrum. „Wir hatten ein so schönes Leben bei all unseren Aufenthalten seit Verlassen des Kentron-Planeten.”
Sie hatten neun Planeten besucht. Sie hatten sich blendend amüsiert, und es hatte ihnen überall Spaß gemacht.
Es hatte Cliquen und Anti-Cliquen auf diesen neun Planeten gegeben, Niedertracht und Krieg und Revolution, sogar eine ziemlich blutige Schlacht und äußerst raffinierte Waffen. Die über zwanzig Männer von den Hornissen hatten aber jede Situation gemeistert. Sie waren wunderbare Kämpfer, und selbst die letzten von ihnen hätten ganze Armeen kommandieren können.
Roadstrum selbst war wahrscheinlich der beste Kämpfer des ganzen Universums, und jetzt entdeckte er, daß er auch ein vorzüglicher Diplomat war. Zu der Zeit, als sie sich Zungenprothesen anfertigen mußten (nach dem kleinen Zwischenfall mit den Riesen von Lamos) hatte sich Roadstrum eine gespaltene Zunge zugelegt. Er war jetzt ein geschickter und routinierter Lügner und blieb bei jeder Verhandlung Sieger.
Die Schwierigkeit auf den neun Planeten war, daß die Dinge ein wenig ins Gleiten gekommen waren. Die Männer der Hornissen schafften Ordnung. Sie brachten neun Planeten-Manager von Guild und schufen neue Gesetze. Roadstrum war jetzt der absolute Beherrscher der neun Planeten.
„Ich weiß, daß keiner von euch mit Eigentum belastet werden möchte”, sagte er, „denn sonst hätte ich jedem von euch einen Planeten geschenkt, solange der Vorrat reicht. Aber da keiner von euch den Wunsch hat …”
„Ich schon”, sagte Matrose Snow. „Ich möchte einen Planeten.”
Niemand hatte gewußt, daß Snow ein so habgieriger Mensch war. Es war auch wirklich schwer verständlich, daß ein Mitglied einer Hornissen-Mannschaft (sie waren alle fröhliche, sorglose Gesellen) mit dem Besitz eines Planeten und eines Einkommens von Billionen von Chancels belastet sein wollte. Aber solche Burschen gibt es eben überall.
Roadstrum überreichte Snow widerstrebend die Besitzurkunde für einen Planeten. (Die Besitzurkunden für die anderen acht sandte er mit Sonderkurier an den ehemaligen Toilettenmann von der Roulettewelt, bei dem er noch Schulden hatte.)
Die Affäre mit den neun Planeten war so relativ einfach zu regeln gewesen, aber jetzt sahen sie sich einem viel ernsteren Problem gegenüber. Sie waren auf Sirenzo gelandet, ohne es eigentlich zu wollen. Sie wußten schon lange vor der Landung, daß sie jetzt vor der Alternative standen, zu töten oder getötet zu werden.
„Wollen Sie unsere Ohren mit Wachs zustopfen, wie es beim ersten Mal gemacht wurde, Captain Roadstrum?” sagte Matrose Clamdigger spöttisch, „und sich selbst an den Mast binden lassen?
Nur haben wir leider keinen Mast.”
„Ich werde dir kochendes Blei in den Hals gießen, damit du nie wieder so dummes Zeug redest,” sagte Roadstrum. „Wir sind verdammte Narren, daß wir uns auf diese Sache einlassen, aber wir können jetzt nicht mehr zurück. So schön ist der Gesang sicher auch nicht. Wenn wir den verlorenen Ton finden und hinzufügen, werden wir wahrscheinlich entdecken, daß es eine ganz ordinäre Melodie ist.”
„Noch haben wir sie überhaupt nicht gehört”, sagte Matrose Threefountains.
„In unserer modernen Zeit hört man immer etwas, bevor man es wirklich gehört hat”, behauptete Roadstrum. „Unsere Sensoren haben die Melodie schon längst aufgefaßt und analysiert. Matrose Bramble hat die Noten gelesen und ist begeistert. Bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Er ist der intelligenteste von uns, und er versteht am meisten von Musik.
Aber wir alle wissen, daß irgendetwas mit der Melodie nicht stimmt, selbst bevor wir sie überhaupt gehört haben. Unsere Instrumente sind frustriert, genau wie wir. ‚Irgend etwas fehlt, irgend etwas fehlt’, sagen sie immer wieder. ‚Unbedingt notwendig, das vermißte Element zu finden. Keine abgeschlossene Melodie.’ Ja, es fehlt die abschließende Note der Melodie, und die müssen wir finden, oder wir
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