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Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse

Titel: Die Ökonomie von Gut und Böse - Sedlacek, T: Ökonomie von Gut und Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tomas Sedlacek
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ehrenhaften Gesellschaft zulassen würden, müssten wir uns von der wirtschaftlichen Blüte verabschieden und eine wichtige Position in der Geschichte aufgeben. Mandeville selbst räumt keiner der beiden Möglichkeiten Vorrang ein, sondern weist nur darauf hin, worauf alle Regimes hinauslaufen: »Religion und Gewerbe sind zweierlei.« 12 Wenn die Ideale einer Religion in einer spezifischen Gesellschaft verwirklicht werden sollten, würde eine arme Gesellschaft im Zustand »gedankenloser Unschuld« entstehen. 13 Die Menschen müssen sich zwischen Moralität und Wohlstand entscheiden, und darin liegt dem Dichter und Ökonomen Mandeville zufolge das Problem: »… und so schließen sie denn, daß auch ohne Stolz und Luxus dasselbe verzehrt, getragen und verbraucht, die gleiche Zahl von Arbeitern und Handwerkern beschäftigt werden und eine Nation in jeder Weise ebenso gedeihen könne wie dort, wo jene Laster am verbreitesten  [sic] sind.« 14 Mandeville schreibt den Wohlstand der Nationen gerade dem Laster zu:
    Untersuchen wir also, was erforderlich ist, um eine Nation zu Wachstum und Gedeihen zu führen. Die für jegliche menschliche Gemeinschaft zunächst wünschenswerten Segnungen sind ein fruchtbarer Boden und ein günstiges Klima, eine milde Regierung … In solcher Lage mögen sie  [die Menschen], ohne der Allgemeinheit im geringsten zu schaden, so sittenrein wie ihnen möglich und infolgedessen so glücklich sein, wie sie sich nur wünschen können. Künste und Wissenschaften werden sie keine haben, auch nicht länger in Ruhe und Frieden leben, als es ihren Nachbarn gefällt. Sie müssen arm, unwissend und nahezu völlig von dem entblößt sein, was wir den Komfort des Lebens nennen; alle Kardinaltugenden zusammen würden ihnen nicht einmal einen leidlichen Rock oder einen Suppentopf verschaffen. Denn gleichwie man in diesem Zustande träger Behaglichkeit und gedankenloser Unschuld keine großen Laster zu fürchten braucht, so darf man auch keinerlei besondere Geisteskräfte erwarten. …
Wünscht man eine Gemeinschaft von Menschen stark und mächtig zu machen, so muß man auf ihre Gefühle einwirken. … und Stolz wird sie in vollem Ernste in Tätigkeit setzen. Man lehre sie Gewerbe und Handwerk, und man wird Neid und Wetteifer bei ihnen einführen. Um ihre Einnahmen zu vergrößern, begründe man verschiedenartige Fabrikationszweige und lasse den Grund und Boden nirgends unkultiviert. … niemandem gestatte man anders als dem Gesetze gemäß zu handeln, dulde aber völlige Gedankenfreiheit. … man … mache guten Gebrauch von ihrer Furchtsamkeit und schmeichle ihrer Eitelkeit mit Kunst und Eifer. … so lehre man ihnen  [sic] Handel mit fremden Ländern … Dies wird Reichtum einbringen, und wo dieser ist, werden Künste und Wissenschaften bald folgen. …
Wünscht man dagegen eine genügsame und ehrenhafte Gemeinschaft zu begründen, so ist die beste Politik die, die Menschen in ihrer ursprünglichen Einfachheit zu erhalten. … sondern halte sie von allem entfernt, was ihr Verlangen erregen oder ihren Verstand ausbilden könnte. 15
    Mit dieser Fabel präsentiert Mandeville eine ungemein provozierende Darstellung der Ursachen eines Konjunkturzyklus. Ihr Gott lässt die Bienen in eine Rezession rutschen, weil sie ehrenhaft geworden sind. So gelangt Mandeville zu einem Gedankenpol, der dem, den wir den Hebräern zuschreiben – dass es den Völkern wirtschaftlich gesehen besser geht, wenn sie sich ehrenhaft verhalten –, völlig entgegengesetzt ist. Ihm zufolge würde es zu einem viel schlimmeren Übel führen, wenn man das Böse mit all seinen Auswüchsen auslöschen würde: zum Aussterben des größten Teils des Schwarms und zum generellen Untergang des Ganzen. Durch die Beseitigung des Bösen beim Einzelnen erzeugt man noch größeres Übel, da
    Der Allerschlechteste sogar
Fürs Allgemeinwohl tätig war. 16
    Wie bei Fabeln üblich finden wir am Schluss eine »Moral«:
    So klagt denn nicht: für Tugend hat’s
In großen Staaten nicht viel Platz.
Mit möglichstem Komfort zu leben,
Im Krieg zu glänzen und doch zu streben,
Von Lastern frei zu sein, wird nie
Was andres sein als Utopie.
Stolz, Luxus und Betrügerei
Muß sein, damit ein Volk gedeih’.

Ja,  [das Laster] ist so wenig aufzugeben
Für Völker, die nach Größe streben,
Wie Hunger ist, damit sie leben.
Mit Tugend bloß kommt man nicht weit;
Wer wünscht, daß eine goldene Zeit
Zurückkehrt, sollte nicht vergessen:
Man mußte damals

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