Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
in leicht verwirrtem Ton.
    »Das ist unwichtig, Majestät. Ihr braucht ihn jetzt nicht mehr«, entgegnete Listante beschwichtigend.
    »Kann ich ihn mir nicht wiederholen?«
    »Natürlich, später. Erst einmal solltet Ihr Euch in Sicherheit begeben.«
    »Nein!«, schrie Cindiel. »Eure Majestät, habt Ihr vergessen ... Ihr könnt doch nicht ...«
    Cindiel stockte der Atem. Sie war dem Magier hoffnungslos unterlegen. Jedes weitere Wort konnte ihr Leben kosten und das des Königs. Wenn Listante auch nur ahnte, dass sie hinter sein Geheimnis gekommen waren, würde er kurzen Prozess mit ihnen machen.
    »Was kann er nicht?«, wiederholte der Magier Cindiels letzte Worte.
    »Er kann nicht gehen, bevor wir die Wahrheit herausgefunden haben«, stotterte sie. »Dann war alles umsonst.«
    »Das war es von Anfang an, aber es wird nicht ohne Konsequenzen bleiben, junges Fräulein. Am besten führst du mich jetzt zu deinen Freunden«, sagte Listante mit energischer Stimme.
    Einen Augenblick stockte der König, doch dann ließ er sich hinab und verschwand im Wasser, ohne sich umzusehen.
    »So, nun zu dir, du kleine Hexe«, grollte der Magier. »Wo sind die beiden Oger? Haben sie es schon zur Quelle geschafft, oder irren sie immer noch durch die Gänge?«
    Er nahm die Hand von Cindiels Mund, aber nur, um ihr kurz danach einen langen Krummdolch an die Kehle zu setzen.
    »Sprich schon! Oder glaubst du etwa, dass ich nicht imstande bin, ein Kind zu töten?«
    Cindiel vermied jede ruckartige Bewegung, da sie die kalte Klinge auf der Haut spürte.
    »Dazu seid Ihr bestimmt fähig«, flüsterte sie. »Ihr könnt ruhig Eure gewohnte Gestalt annehmen. Ich weiß, wer Ihr in Wahrheit seid.«
    Edder Listante drängte sie in den Gang hinein.
    »Das ist nicht gut, aber dann werde ich jetzt wohl dafür sorgen müssen, dass du es niemandem weitererzählst. Komm schon, wir werden bestimmt erwartet.«
    Es war offensichtlich, dass der vorgebliche Magier sich hier auskannte. Zielstrebig nahm er den Gang zur Halle, in der Mogda und Rator geblieben waren. Er führte Cindiel vor sich her. Als sie an der Tür ankamen, stieß er sie beiläufig mit dem Fuß auf.
    Die Umrisse der beiden Oger waren in der Mitte der Halle zu erkennen. Tief gebückt stachen sie auf etwas ein, das am Fuß einer Lehmsäule zu liegen schien. Cindiel wusste, was sie taten, und auch Listante schien es zu ahnen.
    »Halt!«, schrie er. »Ihr undankbaren Nichtsnutze.«
    Cindiel sah, wie die beiden Oger innehielten und sich aufrichteten. Listante schob sie weiter in die Halle hinein, vorsichtig auf Mogda und Rator zu. Beide Oger hatten die Waffen gezogen und standen kampfbereit da, doch keiner wagte den Angriff, solange das Mädchen in der Gewalt des Nesselschreckens war.
    »Seid ihr euch überhaupt im Klaren darüber, was ihr da macht?«, rief Listante ihnen entgegen. »Wir sind eine Rasse, die schon lange vor den Ogern und den Menschen gelebt hat. Wir sind dazu bestimmt, über das Land zu herrschen. Die Wesen, die ihr hier getötet habt, wären einmal so geworden wie ich. Sie waren unsere Kinder.«
    Mogda machte einen Schritt auf Listante zu, der sogleich den Druck des Dolches auf Cindiels Hals verstärkte. Der Oger hielt sofort inne und hob beruhigend die Hände. »Aber sie waren hässlich, genau wir ihr, und sie wären genauso falsch geworden wie ihr«, sagte er ruhig.
    »Dann will ich euch etwas zeigen«, sagte Listante. »Geht langsam zur leuchtenden Quelle hinüber, dann werdet ihr vielleicht verstehen.«
    Vorsichtig bewegten sich Mogda und Rator rückwärts auf den leuchtenden See zu. Auf keinen Fall wollten sie Listante den Rücken zukehren. Sobald er eine Möglichkeit sah, sie zu töten, würde er sie wahrnehmen, das war beiden Ogern klar.
    Der See war künstlich angelegt worden und nicht besonders tief. An der tiefsten Stelle maß er kaum mehr als zwei Schritt bis zum Grund. Über der Mitte hing ein einzelner riesiger Stalaktit, von dem kontinuierlich Wasser ins Becken lief.
    »Schaut es euch ruhig an«, sagte Listante, der etwa zehn Schritt von den Ogern und dem Becken entfernt stehen blieb.
    Rator machte nicht die geringsten Anstalten, der Aufforderung nachzukommen. Keinen Augenblick ließ er den Nesselschrecken und Cindiel aus den Augen. Mogda jedoch wagte einen kurzen Blick in das leuchtend blaue Wasser. Ein riesiger Schatten bewegte sich langsam unter der Wasseroberfläche. Die Umrisse glichen der einer Insektenlarve. Die langsamen Bewegungen ließen das Wesen unbeholfen

Weitere Kostenlose Bücher