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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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keiner zu. Besser wäre es noch, du würdest das Maul ganz halten, denn sonst muss ich Trebor sagen, dass du es leider nicht geschafft hast.«
    »Warum hat er wohl das Schaf von Meister Trebor mitnehmen wollen?«, fragte der kleinere Jäger nach einiger Zeit. »Und was soll ich bitte schön nicht geschafft haben?«
    »Die Rückkehr, du Schwachkopf«, kam prompt die Antwort, gefolgt von einer hart geschlagenen Geraden.
    Der kleine Mann klappte zusammen. Seine Beine sackten weg und vollführten eine Drehung, sodass er beinahe im Schneidersitz landete. Er hob die Hände vor sein Gesicht und drückte die Nasenflügel zusammen, aus denen langsam Blut sickerte. Die routinierte Geste bewies, dass dies nicht die erste schlagfertige Antwort auf eine nicht allzu kluge Frage gewesen war, die er bekommen hatte.
    Sein Begleiter stand einfach da und richtete seine Kleidung. Nach wenigen Augenblicken erhob sich der jüngere wieder. Seine Nase hörte rasch auf zu bluten. Gerade wollte er seinen Gefährten an die Schulter tippen und ihn fragen, ob er vielleicht einen Lappen hätte, doch er hielt in der Bewegung inne und nahm schließlich seinen Ärmel und ein bisschen Spucke zu Hilfe, um sein Gesicht zu säubern. Schweigend setzten sie ihren Weg fort.
    Nachdem sie noch eine Weile gelaufen waren, brach der Anführer das Schweigen seinerseits und fragte: »Tut es noch weh? Du musst einfach disziplinierter werden, wenn du so ein Vieh jagen willst. Das ist hier kein Picknick. Jeder Fehler kann tödlich sein.«
    »Ja«, lautete die knappe Antwort.
    Der größere Mann blickte sich um und nickte seinem Kollegen aufmunternd zu. »Hier ist ein gutes Versteck für die Bögen.«
    Sie hingen beide ihre Langbögen an einen Ast und folgten in leicht gebückter Haltung weiter der Spur ihrer Beute. Die Fußabdrücke waren im Waldboden gut zu erkennen, aber auch die abgebrochenen Zweige waren ein unübersehbarer Wegweiser. Das Sonnenlicht drang nur noch schemenhaft durch das Geäst und verschlechterte die Sicht der Verfolger enorm.
    »Kann er eigentlich im Dunkeln sehen?«
    »Ja, sicher«, erwiderte der Anführer gereizt, »er kann nur nichts erkennen, weil alles schwarz ist.«
    Die Bäume in diesem Teil des Waldes waren gigantisch. Viele waren über fünfzig Schritt hoch und maßen fast zwei Schritt im Durchmesser. Hier konnten die Männer wieder aufrecht gehen und mussten nur ab und zu einigen Ästen ausweichen.
    Als der Anführer sich wieder nach vorn wandte, traf ihn ein zurückschnellender Ast von der Dicke eines kräftigen Oberarms am Kopf. Sein halb geöffneter Mund erleichterte es dem Ast, eine hübsche Zahl Vorderzähne auszuschlagen und ihn zu Boden zu werfen. Hinter dem Stamm schnellte ein riesiger Arm hervor und packte den noch auf den Beinen stehenden kleineren Mann am Gürtel und schlug ihn mit voller Kraft gegen den Baum.
    Er hatte dem Aufprall nichts entgegenzusetzen. Die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst, und ein furchtbares Krachen der Knochen war zu vernehmen. Er sank ebenfalls zu Boden.
    Jetzt wurden die Äste des Baumes zur Seite gedrückt, und der Oberkörper einer riesigen menschenähnlichen Kreatur kam zum Vorschein. Das Geschöpf war ungefähr neun Fuß groß. Sein Kopf war etwas nach vorn gestreckt, und die Gliedmaßen schienen zu lang für seinen mächtigen Körper zu sein. Insgesamt machte es einen kämpferischen und auf jeden Fall brutalen Eindruck. Das breite Kinn und die vorgeschobenen Augenbrauenwülste ließen das Wesen nicht allzu intelligent aussehen.
    Mit einem Schritt stand es über seinen beiden Verfolgern und beendete den Kampf mit einem nachlässig ausgeführten Vorhand- und einem Rückhandschlag.
    Das Letzte, was die beiden Männer hörten, war: »Bin kein Vieh - bin Mogda ... bin Oger.«

2
Das Duell
 
    Ohne eine Verschnaufpause einzulegen, machte Mogda sich daran, seine beiden kürzlich verstorbenen Widersacher zu untersuchen. Er vermutete bei ihnen zwar nichts zu essen, aber er wusste, dass Menschen meist kleine Metallplättchen oder lustige bunte Steine bei sich trugen, mit denen er bei den Orks gute Tauschgeschäfte machen konnte. Er verstand zwar nicht, warum die Orks sich so darüber freuten, aber wer begriff schon, was einem Ork gefiel? Mit den Waffen der Menschen konnte er hingegen nicht viel anfangen, dafür waren sie einfach zu zierlich und zerbrachen viel zu leicht in seinen Fäusten.
    Nachdem er seine Untersuchung beendet hatte, warf er sich den kleineren Mann über die Schulter, und den

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