Die Operation
vorstellte. Darauf war sie selbst nicht gekommen. Vor ihrem geistigen Auge hatte sie bereits die Schlagzeilen des Boston Globe gesehen, die für CURE den endgültigen Todesstoß bedeutet hätten. An die politischen Auswirkungen aufgrund von Ashleys Bekanntheitsgrad hatte sie noch gar nicht gedacht.
»Was mich betrifft«, sagte Carol, »ich fahre nach Hause und mache einen Termin mit dem Gouverneur. Er muss einen Nachfolger für Butler ernennen und ich werde ihm deutlich machen, dass ich die Qualifizierteste und deshalb auch die Geeignetste bin. Egal, ob ich dann ernannt werde oder nicht, in jedem Fall bereite ich anschließend eine Wahlkampagne vor, um bei der nächsten Wahl zur Senatorin gewählt zu werden.«
»Und was wird Ihrer Meinung nach mit der Senatsvorlage 1103 geschehen?«
»Ohne Senator Butler wird sie wahrscheinlich einfach in der Schublade verschwinden«, sagte Carol. »Sie können sich von jetzt an eher auf die republikanischen Rechtsaußen konzentrieren, die sich unter Umständen der Sache annehmen.«
»Das war von Anfang an unsere Befürchtung«, gestand Stephanie. »Die Attacke Ihres Chefs hat uns unvorbereitet getroffen.«
»So überraschend war das nicht. Mit solchen populistischen Themen hat er sich schon immer profiliert. So hat er sich seine Machtbasis gesichert. Ich nehme an, Sie haben die Heuchelei in seiner Einstellung gegenüber Dr. Lowells Verfahren bemerkt.«
»Natürlich.«
»Und was ist mit Ihnen?«, wollte Carol wissen. »Was haben Sie vor, wenn Sie Nassau verlassen haben?«
Stephanie dachte einen Augenblick lang nach. »Zunächst muss ich ein Problem mit meinem Bruder regeln. Das ist eine lange Geschichte, aber die Beziehung zwischen ihm und mir ist ebenfalls ein Opfer dieser ganzen bedauernswerten Affäre. Anschließend kümmere ich mich wahrscheinlich um das, was von CURE noch übrig geblieben ist. Bis gerade eben konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass die Medien keinen Wind von dieser bedauerlichen Affäre bekommen und dass die Senatsvorlage 1103 möglicherweise im Ausschuss hängen bleibt. Ich bin sicherlich keine besonders gute Geschäftsfrau, aber ich denke, ich werde es versuchen. Ich glaube, das wäre auch in Daniels Sinn, besonders, wenn der Menschheit dadurch das HTSR-Verfahren geschenkt wird.«
»Nun, ich muss zugeben, dass ich mittlerweile von der Wirksamkeit von Dr. Lowells Verfahren überzeugt bin, ebenso vom Wert des therapeutischen Klonens. Ich weiß, dass es bei Senator Butlers Implantation technische Schwierigkeiten gegeben hat, aber seine Parkinson-Symptome haben sich auf jeden Fall wie durch ein Wunder gebessert.«
»Dieser unmittelbare Effekt hat uns überrascht«, gestand Stephanie. »Bei unseren Mäusen hat es nie so schnell gewirkt. Wieso es bei Ashley funktioniert hat, kann ich allerdings nicht sagen, aber ich bin fest davon überzeugt, dass der Senator gesund oder zumindest fast gesund geworden wäre, wenn die Implantation in einem vernünftig ausgestatteten Krankenhaus durchgeführt worden wäre.«
»Ich war beeindruckt.«
»Selbst angesichts einer solchen Tragödie zeigt es, wie viel versprechend diese Technologie ist. Ich bin überzeugt davon, dass sie die Zukunft der Medizin bedeutet und dass sich damit eine ganze Reihe von Krankheiten heilen lässt, immer vorausgesetzt, dass nicht eine Hand voll Politiker das Verfahren nur aus persönlichem Interesse dem amerikanischen Volk vorenthält.«
»Nun, ich hoffe, ich bekomme die Chance, das zu verhindern«, sagte Carol. »Sollte ich an Ashley Butlers Stelle rücken, dann mache ich das zu meinem ganz persönlichen Anliegen.«
Bemerkungen des Autors
Ich betrachte meine Romane als »Faction«. Dieser künstlich geprägte Begriff besagt, dass Fakten und Fiktion so sehr miteinander vermischt werden, dass sie sich oft genug kaum noch unterscheiden lassen. Was bedeutet das für Die Operation? Die Charaktere sind, ebenso wie die Geschichte, natürlich erfunden. Auch das HTSR-Verfahren ist leider noch nicht Teil des biomedizinischen Arsenals. Aber fast alle anderen Angaben dieses Buches entsprechen den Tatsachen, einschließlich der Abschnitte über das Turiner Grabtuch, von dessen Blutflecken bereits bestimmte Gene isoliert werden konnten. Ich muss zugeben, dass das Grabtuch mich, genau wie Daniel und Stephanie, in seinen Bann geschlagen hat. Auch das von Stephanie zitierte Fachbuch existiert tatsächlich, und ich empfehle es allen, die an dem Thema interessiert sind, als Einstiegslektüre.
Es
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