Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Wände von Spencers Büro erzittern, als die Boeing Intercontinental 767 im Landeanflug in zweihundert Metern Höhe über die Wingate Clinic donnerte. Durch die hervorragende Isolation des Gebäudes waren die Vibrationen eher spür als hörbar, aber stark genug, um Spencers Urkunden, die eingerahmt an der Wand hingen, zum Wackeln zu bringen. Spencer hatte sich bereits an diese periodisch auftretenden Störungen gewöhnt und schenkte ihnen weiter keine Beachtung, außer dass er gelegentlich geistesabwesend seine Urkunden wieder gerade rückte.
    »Wie war ich?«, schrie er durch die geöffnete Tür hindurch.
    Paul Saunders tauchte im Türrahmen auf. Er hatte Spencers Telefonat mit Daniel von seinem nebenan gelegenen Büro aus mitverfolgt. »Na ja, nehmen wir mal das Positive. Du hast zwar den Namen des Patienten nicht herausgefunden, aber immerhin hast du knapp die Hälfte aller Reichen und Berühmten dieser Welt ausgeschlossen. Wir wissen also, dass es ein Mann ist.«
    »Sehr witzig«, sagte Spencer. »Wir konnten doch nicht erwarten, dass er uns die Identität auf dem Silbertablett serviert. Aber ich habe ihn dazu gebracht, das Honorar auf fünfundvierzigtausend zu erhöhen, und er war damit einverstanden, dass du bei den Arbeiten an den Zellen zuschaust. Das ist doch nicht schlecht.«
    »Aber in Bezug auf ein günstiges Lizenzierungsabkommen hast du nichts weiter erreicht. Wenn unsere Stammzellentherapie erst einmal richtig in Schwung kommt, könnten wir damit auf lange Sicht eine Menge Kohle sparen.«
    »Ja, schon, aber er hatte gute Argumente. Er leitet ja ein Unternehmen.«
    »Das kann ja sein, aber es ist ein privates Unternehmen, und ich gehe jede Wette ein, dass ein Großteil der Aktien ihm selber gehören.«
    »Tja, mal läuft es eben gut und mal weniger. Auf jeden Fall habe ich ihn nicht abgeschreckt. Das waren schließlich unsere Bedenken - dass er vielleicht irgendwo anders hingeht, wenn wir ihn zu sehr unter Druck setzen.«
    »Ich habe mir diesen Punkt noch einmal durch den Kopf gehen lassen, unter der Prämisse, dass er tatsächlich einen sehr engen Zeitrahmen hat. Wahrscheinlich sind wir die einzige Einrichtung überhaupt, die ihn von einem Tag auf den anderen mit einem Labor der Spitzenklasse, einem angeschlossenen Krankenhaus und menschlichen Eizellen versorgen kann, ohne dass er ein paar komische Fragen beantworten muss. Aber egal. Unsere Chance für das ganz große Geld kommt noch, sobald wir den Namen dieses Patienten herausgefunden haben. Davon bin ich fest überzeugt. Und je schneller wir ihn haben, desto besser.«
    »Da bin ich hundertprozentig deiner Meinung, und genau darum habe ich schließlich auch angerufen. Jetzt wissen wir also, dass Lowell heute in seinem Büro ist.«
    »Ja! Das hast du wirklich prima gemacht. Ich habe auch schon Kurt Hermann angerufen, damit er Bescheid weiß. Er wollte die Information sofort an seinen Landsmann in Boston weitergeben, damit der sich Lowells Wohnung vornehmen kann.«
    »Ich hoffe, dass dieser - wie hast du ihn genannt? -Landsmann über ein wenig Raffinesse verfügt. Falls er Lowell verschreckt, oder noch schlimmer, ihm irgendwelchen Schaden zufügt, dann könnte die ganze Sache platzen.«
    »Ich habe Kurt deine Bedenken hinsichtlich einer gewissen Grobschlächtigkeit noch einmal ganz besonders ans Herz gelegt.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Ach, du weißt ja, Kurt redet nicht viel. Aber er versteht.«
    »Ich hoffe, dass du Recht behältst. Wir könnten in der momentanen Situation dringend einen Goldesel gebrauchen. Die Ausgaben für den Bau und den laufenden Betrieb haben unsere Reserven fast vollständig aufgefressen, und abgesehen von unserer Stammzellenarbeit sind im reproduktionsmedizinischen Bereich momentan kaum große Geschäfte zu erwarten.«
    »Dieser Dr. Spencer Wingate hört sich genauso schäbig an, wie ich befürchtet habe«, sagte Stephanie. Sie war nach dem Ende des Gesprächs wieder in Daniels Büro gekommen. »Er spricht über Bestechung, als wäre das sein täglich Brot.«
    »Vielleicht ist das auf den Bahamas so«, meinte Daniel.
    »Ich hoffe, er ist klein, dick und hat eine Warze auf der Nase.«
    Daniel blickte Stephanie verwirrt an.
    »Vielleicht ist er auch Kettenraucher und hat Mundgeruch.«
    »Was, um alles in der Welt, redest du da?«
    »Wenn Spencer Wingate genauso schlecht aussieht, wie er sich anhört, dann verliere ich vielleicht nicht meinen ganzen Glauben an die Medizin. Ich weiß, das klingt irrational, aber ich möchte

Weitere Kostenlose Bücher