Die Operation
kommen! Sobald wir die Probe haben, können wir mit British Airways von London aus direkt nach Nassau fliegen. Das habe ich vorhin noch geprüft.«
»Wir bearbeiten die Zellen nicht hier in unserem Labor?«
»Leider nein. Die Eizellen sind dort unten und ich will keine Beförderung riskieren. Außerdem sollen sie frisch sein. Hoffentlich ist das Wingate-Labor wirklich so gut ausgestattet, wie sie behauptet haben, weil wir sämtliche Arbeiten dort unten erledigen werden.«
»Das heißt, wir reisen in ein paar Tagen ab und sind dann einen Monat lang weg?«
»Genau. Ist dir das nicht recht?«
»Eigentlich schon«, sagte Stephanie. »In dieser Jahreszeit einen Monat in Nassau zuzubringen ist nicht das Schlechteste.
Peter kann den Betrieb im Labor am Laufen halten. Aber morgen oder am Sonntag muss ich nach Hause und meine Mutter besuchen. Sie ist ein bisschen angeschlagen, das weißt du ja.«
»Lieber früher als später«, sagte Daniel. »Sobald Butler sich wegen dieser Grabtuchprobe meldet, sind wir weg.«
Kapitel 9
Samstag, 23. Februar 2002, 14.45 Uhr
Daniel bekam eine leise Ahnung davon, wie es sein musste, wenn man an einer manisch-depressiven Störung litt. Er legte nach einem weiteren deprimierenden Telefonat mit den potenziellen Investoren in San Francisco den Hörer auf die Gabel. Unmittelbar vor diesem Gespräch hatte er sich fantastisch gefühlt, nachdem er den Arbeitsplan für den nächsten Monat skizziert hatte. Seit Stephanie das Vorhaben, Butler zu behandeln und dazu Blut vom Grabtuch zu benutzen, begeistert unterstützte, fügten sich die Dinge langsam zusammen. Am Vormittag hatten sie gemeinsam eine umfassende Vereinbarung aufgesetzt und sie dem Senator zugemailt. Sie hatten ihn angewiesen, die Vereinbarung im Beisein von Carol Manning zu unterzeichnen und sie dann zurückzufaxen.
Als Stephanie anschließend ins Labor gegangen war, um nach Butlers Fibroblastenkulturen zu sehen, liefen die Dinge aus Daniels Sicht so gut, dass es ihm sinnvoll erschien, die Geldgeber anzurufen. Vielleicht konnte er sie hinsichtlich der zweiten Finanzierungsrunde doch noch umstimmen. Aber der Anruf war nicht gut gelaufen. Der Hauptverantwortliche der Investorengruppe hatte das Gespräch mit der Aufforderung beendet, dass Daniel sich erst wieder melden solle, wenn er einen schriftlichen Beweis vorlegen konnte, dass das HTSR-Verfahren nicht verboten wurde. Eine mündliche Zusicherung, speziell in Form vager Allgemeinplätze, hatte dem Banker angesichts der jüngsten Ereignisse nicht ausgereicht. Und, so hatte er hinzugefügt, falls eine solche schriftliche Bestätigung nicht in nächster Zukunft vorliege, dann werde das Geld, das für CURE bereitgehalten werde, in ein anderes viel versprechendes Biotechunternehmen gesteckt, dessen intellektuelles Kapital nicht durch politische Entscheidungen zerstört werden konnte.
Daniel war auf seinem Stuhl zusammengesunken, den Hintern gerade noch auf der Kante, während sein Kopf auf der Lehne ruhte. Die Vorstellung, in den Schoß des stabilen, aber finanziell uninteressanten Universitätsbetriebes mit seiner schneckengleichen Berechenbarkeit zurückzukehren, wurde immer verlockender. Das ständige Auf und Ab, das die Versuche, den wohlverdienten Reichtum und Berühmtheit zu erlangen, mit sich brachten, ging ihm jetzt schon auf die Nerven. Es war einfach zu ärgerlich. Filmstars brauchten lediglich ein bisschen Text auswendig zu lernen und berühmte Sportler mussten nur hirnlos, aber geschickt mit einem Schläger oder einem Ball umgehen, schon wurden sie mit Geld und Aufmerksamkeit überschüttet. Bei seinen Referenzen und angesichts seiner brillanten Entdeckung war es einfach lächerlich, dass er all diese Anstrengungen und die damit verbundenen Ängste zu durchleiden hatte.
Stephanie steckte ihren Kopf zur Tür herein. »Weißt du was?«, sagte sie strahlend. »Butlers Fibroblastenkultur entwickelt sich prächtig. Dank des fünfprozentigen CO2-Gehaltes der Luft hat sich schon eine erste Zellschicht gebildet. Die Zellen werden früher fertig als erwartet.«
»Großartig.« Daniel klang deprimiert.
»Was ist denn jetzt schon wieder los?«, fragte Stephanie. Sie kam ins Zimmer und setzte sich. »Du siehst aus, als würdest du gleich im Boden versinken. Wieso machst du denn so ein langes Gesicht?«
»Frag mich nicht! Es ist immer das Gleiche mit dem Geld, beziehungsweise mit dem Mangel daran.«
»Ich nehme an, du hast wieder mit den potenziellen Anlegern telefoniert.« »Wie
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