Die Operation
nicht, dass er auch nur im Geringsten meinen Vorstellungen von einem Arzt ähnelt. Der Gedanke, dass er tatsächlich praktizierender Mediziner ist, macht mir Angst. Und dasselbe gilt für seinen Partner.«
»Ach komm schon, Stephanie! Sei nicht so naiv. Der Berufsstand der Mediziner ist genauso weit von der Vollkommenheit entfernt wie jeder andere Beruf auch. Es gibt Gute und Schlechte, und der Großteil bewegt sich irgendwo dazwischen.«
»Ich dachte immer, dass die Selbstkontrolle ein selbstverständlicher Bestandteil dieses Berufszweiges ist. Aber was soll’s. Letztendlich wünschte ich mir einfach, meine Intuition würde mich nicht ständig vor einer Zusammenarbeit mit diesen Leuten warnen.«
»Stephanie, zum letzten Mal«, sagte Daniel frustriert. »Wir arbeiten mit diesen Vollidioten nicht zusammen. Gott bewahre! Wir nutzen ihre Einrichtung, und das war’s. Ende und aus.«
»Hoffen wir, dass es so einfach wird.«
Daniel erwiderte ihren Blick. Er war jetzt lange genug mit ihr zusammen, um zu wissen, dass sie seine Einschätzung nicht teilte, und es ärgerte ihn, dass sie ihn nicht stärker unterstützte. Das Problem war, dass ihre Bedenken dafür sorgten, dass er seine eigenen Vorbehalte nicht einfach ignorieren konnte. Er wollte einfach glauben, dass die ganze Geschichte glatt gehen und bald schon der Vergangenheit angehören würde. Aber Stephanies negative Einstellung unterminierte seine Hoffnungen.
Da sprang das Faxgerät im Empfangsbereich an.
»Ich sehe nach«, sagte Stephanie. Sie stand auf und ging aus dem Zimmer.
Daniel sah ihr nach. Welch eine Erleichterung, ihrem Blick zu entkommen. Menschen machten ihn irgendwie ärgerlich -gelegentlich selbst Stephanie. Er fragte sich, ob er alleine nicht besser zurechtkäme.
»Das ist die Vereinbarung von Butler«, rief Stephanie. »Unterschrieben und bezeugt, dazu eine Notiz, dass er uns per E-Mail noch eine Kopie geschickt hat.«
»Sehr gut!«, rief Daniel zurück. Zumindest die Zusammenarbeit mit Butler war ermutigend.
»Auf dem Deckblatt fragt er, ob wir heute Nachmittag schon unsere E-Mails abgeholt haben.« Stephanie tauchte mit fragendem Gesicht in der Tür auf. »Ich nicht. Und du?«
Daniel schüttelte den Kopf, beugte sich vor und stellte eine Verbindung zum Internet her. Auf dem neuen, speziell für Butler eingerichteten E-Mail-Konto war eine Nachricht des Senators eingegangen. Stephanie ging um Daniels Schreibtisch herum und blickte ihm über die Schulter, als er die Nachricht öffnete.
Meine lieben Doktores, ich hoffe, diese Nachricht erreicht Sie bei den Vorbereitungen für meine unmittelbar bevorstehende Behandlung. Auch ich war sehr beschäftigt und bin glücklich, Ihnen mitteilen zu können, dass die Wächter des Turiner Grabtuchs sich dank der Intervention eines einflussreichen Kollegen als sehr hilfreich erwiesen haben. Sie müssen schnellstmöglich nach Turin reisen. Nach Ihrer Ankunft rufen Sie die Verwaltung der Erzdiözese Turin an und verlangen nach Monsignore Mansoni. Setzen Sie den Monsignore davon in Kenntnis, dass Sie Meine Repräsentanten sind. Dann wird Ihnen der Monsignore absprachegemäß einen geeigneten Treffpunkt nennen, wo er Ihnen die heilige Probe übergibt. Bitte verstehen Sie, dass dies alles unter äußerster Diskretion und Geheimhaltung stattzufinden hat, um meinen geschätzten Kollegen nicht zu gefährden.
Ich verbleibe als Ihr lieber Freund
A. B.
Es dauerte einen Augenblick, bis Daniel die Nachricht gelöscht hatte. Er und Stephanie hatten beschlossen, auch alle anderen E-Mails des Senators zu löschen. Sie waren übereingekommen, dass von dieser Angelegenheit so wenig Beweise wie möglich existieren sollten. Als er fertig war, blickte er zu ihr hinauf. »Der Senator jedenfalls kommt seinen Aufgaben nach.«
Stephanie nickte.
»Ich bin beeindruckt. Und so langsam werde ich auch aufgeregt. Jetzt kommt auch noch so was wie eine internationale Intrige mit ins Spiel.«
»Wann kannst du reisefertig sein? Alitalia fliegt jeden Abend nach Rom und von dort gibt es Anschlussflüge nach Turin. Denk dran, dass du für einen Monat packen musst.«
»Das Packen ist nicht das Problem«, sagte Stephanie. »Mein Problem sind meine Mutter und Butlers Gewebekultur. Ich muss, wie gesagt, noch ein bisschen Zeit mit meiner Mutter verbringen. Und ich möchte Butlers Kultur so weit haben, dass Peter die weitere Pflege übernehmen kann.«
»Was meinst du, wie viel Zeit braucht die Zellkultur noch?«
»Nicht mehr viel. So, wie
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