Die Operation
es heute Morgen ausgesehen hat, bin ich wahrscheinlich morgen Früh zufrieden. Ich möchte einfach nur sichergehen, dass sich auch wirklich eine Zellschicht bildet. Die kann Peter dann weiter pflegen und in flüssigem Stickstoff einfrieren. Ich möchte, dass er einen Teil davon in einem Kryo-Behälter mit flüssigem Stickstoff nach Nassau schickt, sobald wir ihm Bescheid geben. Den Rest der Kultur behalten wir hier, falls wir noch einmal etwas davon brauchen.«
»Wollen wir’s nicht hoffen«, sagte Daniel. »Und was ist mit deiner Mutter?«
»Ich könnte sie morgen tagsüber für ein paar Stunden besuchen. Sonntags ist sie immer da, weil sie kochen muss.«
»Dann wäre es also denkbar, dass du morgen Abend abreisefertig bist?«
»Klar, wenn ich heute Abend noch packe.«
»Also dann, nichts wie los. Gehen wir so schnell wie möglich zurück in unsere Wohnung. Ich erledige die notwendigen Anrufe von dort aus.«
Stephanie ging ins Labor zurück, um ihren Mantel und den Laptop zu holen. Nachdem sie sich noch einmal versichert hatte, dass Peter am kommenden Morgen im Labor sein wollte, damit sie besprechen konnten, wie mit Butlers Zellkultur zu verfahren sei, kehrte sie in den Empfangsbereich zurück. Daniel hielt ihr schon ungeduldig die Eingangstür auf.
»Meine Güte, du hast es aber eilig«, meinte sie. Normalerweise musste sie immer auf ihn warten. Jedes Mal, wenn sie irgendwohin gehen wollten, fiel ihm im letzten Augenblick noch etwas ein, was unbedingt erledigt werden musste.
»Es ist schon fast vier Uhr, und ich will unbedingt, dass du morgen Abend startklar bist. Ich weiß noch, wie lange du gebraucht hast, um für die zwei Übernachtungen in Washington zu packen, und jetzt geht es um einen ganzen Monat. Da brauchst du mit Sicherheit länger, als du denkst.«
Stephanie lächelte. Er hatte Recht, zumal sie, neben etlichen anderen Dingen, auch noch bügeln musste. Außerdem wollte sie im Drugstore noch ein paar Dinge für die Reise besorgen. Allerdings war sie dann doch überrascht, wie schnell Daniel fuhr, sobald sie im Auto saßen. Auf dem Memorial Drive riskierte sie einen schnellen Blick auf den Tachometer. Sie fuhren fast achtzig Stundenkilometer, wo nur fünfzig erlaubt waren.
»He, fahr langsamer«, presste sie hervor. »Du fährst wie diese Taxifahrer, über die du dich immer beschwerst.«
»Tut mir Leid«, sagte Daniel. Er verlangsamte seine Fahrt.
»Ich verspreche dir, dass ich rechtzeitig fertig bin. Es ist also nicht notwendig, dass du unser Leben aufs Spiel setzt.« Stephanie blickte zu Daniel hinüber. Sie wollte sehen, ob er gemerkt hatte, dass sie das scherzhaft gemeint hatte, aber er hatte eine unverändert entschlossene Miene aufgesetzt.
»Ich will diese ganze unglückselige Affäre möglichst schnell zum Abschluss bringen, jetzt, wo ich das Gefühl habe, dass es richtig losgeht«, sagte er, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.
»Ich habe mir etwas überlegt«, sagte Stephanie. »Ich will das E-Mail-Programm so einstellen, dass in Zukunft jede E-Mail von Butler auch auf meiner Handy-Mailbox gemeldet wird. So wissen wir immer sofort Bescheid, wenn eine neue Nachricht da ist und können sie so schnell wie möglich abholen.«
»Gute Idee«, sagte Daniel.
Sie hielten vor ihrem Haus am Straßenrand an. Daniel schaltete den Motor aus und sprang aus dem Wagen. Als Stephanie den Laptop vom Rücksitz geholt hatte, war er schon halb an der Haustür. Sie zuckte mit den Schultern. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte er schnell zum zerstreuten Professor werden. Dann war sie für ihn gar nicht mehr existent, so wie jetzt. Aber sie nahm sein Verhalten nicht persönlich. Dazu kannte sie ihn zu gut.
Daniel nahm immer zwei Stufen auf einmal, während er sich überlegte, zuerst die Fluggesellschaft anzurufen und die Flüge zu buchen und erst anschließend noch einmal mit den Wingate-Leuten Kontakt aufzunehmen. Vermutlich brauchten sie in Turin nur einmal zu übernachten. Dann fiel ihm ein, dass er sich bei seinem Anruf in Nassau von Spencer die Instruktionen für die telegrafische Anweisung des Geldes geben lassen musste, damit auch das Finanzielle geregelt war.
Unterdessen war er im dritten Stock angelangt und fingerte an seinem Schlüsselbund herum. In diesem Augenblick bemerkte er, dass die Wohnungstür einen Spaltbreit offen stand. Den Bruchteil einer Sekunde überlegte er, wer heute Morgen zuletzt die Wohnung verlassen hatte, er oder Stephanie. Dann fiel ihm ein,
Weitere Kostenlose Bücher