Die Opferstaette
herausgefunden, wer er war.«
»Nur würde sie dann noch leben.«
»Was, wenn Sie ihn nicht als den Mörder entlarvt, sondern die Insel verlassen hätten, wie er es plante? Er wird doch nicht ernsthaft geglaubt haben, dass Sie Ihr Wort gegenüber Carmody halten.«
»Das hätte keine Rolle für ihn gespielt, wenn Carmody gestanden hätte, Lena getötet zu haben. Und genau das sollte ich glauben. Damit wäre McGann in Lenas Fall aus dem Schneider gewesen und hätte zudem kein Motiv gehabt, Kim zu töten.«
»Hat irgendetwas in seinem Leben darauf hingedeutet, dass er zum Mörder werden sollte?«
»Detective Nolan hat mir gestern Abend erzählt, er sei ein paar Jahre, bevor Lena starb, in einen tödlichen Unfall mit Fahrerflucht verwickelt gewesen. Er hatte ein junges Mädchen mit hoher Geschwindigkeit überfahren. Als die Sache vor Gericht kam, stellte der Richter fest, dass McGann keine Reue zeigte, und schickte ihn ins Gefängnis. Das war einer der Gründe, warum es ihm schwerfiel, Geld aufzutreiben.«
Costello war jetzt so nahe, dass wir ihn deutlich sehen konnten. Er winkte.
»Haben Sie herausgefunden, wer Sie in der Höhle angegriffen hat?«
»Gus Carmody. Er hatte Lenas sterbliche Überreste dort aufbewahrt, weil er wusste, dass sie früher ein heiliger Ort gewesen war. Von Zeit zu Zeit hat er eine Kerze für sie angezündet.
Wenn ich die Box nicht gefunden hätte, hätte er mich wohl nicht niedergeschlagen.«
»Und Sie in Lebensgefahr gebracht. Was sein Sohn durch sein Gerede gegenüber McGann auf der Insel ebenfalls getan hat. Was hat sich Michael dabei gedacht?«
»Der Mann war so lange von seinem Vater und seinem besten Freund eingeschüchtert worden – er war wohl wütend auf sie, aber es lag sicher auch an dem Hochgefühl, weil seine Schuldgefühle wegen Lenas Tod von ihm abfielen.«
»Sie sollten kommen und eine Vorlesung an meiner Hochschule halten.«
Als Costello so weit gekommen war, wie ich es für passend hielt, machte ich ihm ein Zeichen, anzuhalten. Er bückte sich und hob drei Blumenkränze auf. Während er sie der Reihe nach auf das Wasser legte, sprachen Kendrick und ich laut die Namen aus.
»Für Lena.«
»Für Sarah.«
»Für Kim.«
Die Kränze tanzten in der Dünung auf und ab.
Costello winkte uns wieder zu und machte sich auf den Weg zurück über die Bucht.
Ehe wir uns zum Gehen wandten, warf ich eine weiße Rose, die ich in der Hand hielt, über die Klippe. Sie fiel in Richtung Wasser. Ein plötzlicher Aufwind erfasste sie und ließ einige Blütenblätter wie Schmetterlinge über uns hinwegtanzen.
Für zwei von den drei Katzen Kims hatte ich ein neues Zuhause gefunden, aber ich hatte keinen Abnehmer für den schwarzen Kater. Boo und Danger, wie ich ihn getauft habe, scheinen eine Form des Zusammenlebens gefunden zu haben, indem sie sich bis auf ein gelegentliches Fauchen absolut ignorieren.
Aber das wird sich ändern im Lauf der Monate und Jahre. Beziehungen zwischen Katzen werden über lange Zeiträume hinweg ausgehandelt.
Rund einen Monat nach meiner Rückkehr sah ich im Fernsehen einen Bericht über eine große Drogenlieferung, die man an der Westküste von Clare abgefangen hatte – Aufnahmen eines Marineschiffs, Polizisten, die Tüten mit Heroin und eine Auswahl erbeuteter Waffen vorzeigten, und Männer mit Decken über dem Kopf, die in das Gerichtsgebäude von Ennis geführt wurden. Der Beitrag hätte aus Archivmaterial zusammengestellt worden sein können und schien mein Gefühl zu bekräftigen, dass die ganze Operation irgendwie unwirklich war.
Bis ich ein bekanntes Gesicht in der Menge vor dem Gericht sah. Es war Jonas Zitaras.
Die Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel »The Godstone« bei Gill & Macmillan Ltd, Dublin.
Verlagsgruppe Random House
Erste Auflage
© der Originalausgabe 2008 by Patrick Dunne
Published by Arrangement with Patrick Dunne
Dieses Werk wurde vermittelt durch
die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.
© der deutschsprachigen Ausgabe 2010 by Limes Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
eISBN : 978-3-641-04257-8
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