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Die Opferstaette

Die Opferstaette

Titel: Die Opferstaette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Kai. Ich erwartete, McGann würde die Flussmündung entlang nach Westen fliegen, aber stattdessen flogen wir über die Halbinsel in Richtung Atlantikküste.

50
    N achdem er tief über Bishop’s Island geflogen war, wendete McGann und schwebte ein paar Sekunden lang über der Insel. Dann landete er.
    »Nicht nötig, dass wir dieselbe Nummer noch mal abziehen«, sagte er und schaltete den Motor aus. »Ich komme mit Ihnen.«
    »Wohin gehen wir?«
    »Sie werden schon sehen.«
    Wir kletterten aus dem Hubschrauber, und ich ließ McGann vorausgehen. Er schlug den Weg zu den Ruinen ein. Ich dachte kurz nach. Welche Wahl hatte ich jetzt noch, da wir wieder hier gelandet waren? Ich konnte nicht viel tun, als ihm zu folgen. Ich wusste, dass ich ein Risiko einging, aber jetzt musste ich die Sache durchziehen.
    Nach einigen Schritten blieb ich stehen und sah zum Hubschrauber zurück. Auf einer unterbewussten Ebene war eine Wahrnehmung in meinen Kopf gedrungen, eine kleine Entdeckung, die irgendetwas in mir in Bewegung gesetzt hatte.
    Die an ein Urzeitinsekt erinnernde Form des Helikopters und sein harter metallischer Glanz wirkten fehl am Platz in dieser Umgebung aus zerfallendem grauem Stein und grasbewachsenen Hügeln, die nun in das sanfte Licht des frühen Morgens getaucht waren. Vielleicht war es das.
    Oder vielleicht war es die grelle Aufschrift am Heckausleger,
die für McGanns Firma warb. Helicopters for Hire. Ein Reklameschriftzug an einem heiligen Ort.
    Dann begriff ich. Es war nicht die Unangemessenheit des Slogans. Es war die Art, wie ich ihn gedanklich erfasst hatte, wobei wohl meine Demonstration für Kendrick vom Vorabend noch hineinspielte. Denn anstatt jedes Wort ganz zu lesen, hatte ich den Schriftzug als Akronym gesehen. HFH.
    Head for Heights. Helicopters for Hire.
    McGann war inzwischen ein ganzes Stück voraus und rief mir zu, ihm zu folgen.
    Das Abrissgeld von HFH ging an HFH! Habe es früher schon gesehen, ohne es zu begreifen. Habe erst vor ein paar Minuten wieder darauf geschaut. Ruf mich an.
    »Worauf haben Sie da gestarrt?«, fragte er, als ich ihn eingeholt hatte.
    »›HFH‹. Sie haben Ihrer Firma dieselben Initialen gegeben wie das Unternehmen, das Ihnen zu Ihrem geschäftlichen Start verholfen hat.«
    »Reiner Zufall.« McGann wirkte gereizt. Er hatte den Satz schon einmal gehört, begriff ich schlagartig. Kim hatte den HFH-Hubschrauber oft vorbeifliegen sehen. Und sie hatte ihn am Samstagmorgen in der Nähe gesehen. Kurz vor ihrem Tod.
    »Kim Tyrell war nicht dieser Ansicht, oder?«
    »Nein, sie …« Er hielt inne und murmelte noch etwas über ihre Akte. »Da entlang«, sagte er dann und hoffte wohl, dass ich nichts bemerkt hatte.
    Ich sagte nichts und schaute auf meine Armbanduhr. Es war schon nach halb acht. Warum rief Kendrick nicht an? Ich wollte eben mein Handy überprüfen, als es mir einfiel – es gab kein Netz auf der Insel.
    Vor der kleinen, dachlosen Kirche blieb McGann stehen. »Da sind wir«, sagte er.

    Konnte das wahr sein? Hatte ich einen angenehmen Tag auf der Insel verbracht, gezeichnet und mich gesonnt, während Lena Morrisons Knochen die ganze Zeit nur wenige Meter entfernt gelegen hatten?
    »Sie vergessen, dass ich bereits hier war, Barry.« Es musste dort sein, wo ich die Steinplatte gefunden hatte, unter der grabende Vögel das Erdreich gelockert hatten, wie ich es mir zumindest erklärt hatte.
    »Ich denke, Sie werden feststellen, dass heute alles anders aussieht«, sagte er. Er trat zur Seite, um mich vorbeigehen zu lassen. »Sie werden verstehen, dass ich nicht mit Ihnen hineingehe.«
    »Ja, sicher.« Ich war erleichtert, auch wenn ich nicht wusste, was er vorhatte. Ich tat, als würde ich hineingehen, trat aber einen Schritt zurück, als er außer Sicht war, und nutzte die Gelegenheit, zu verstehen, was unser Gespräch gerade ans Licht gebracht hatte.
    Er konnte nur dann wissen, dass Kim – durch Zufall, wie es nun schien – die Verbindung zwischen HFH und seinem Hubschrauberunternehmen hergestellt hatte, wenn er an jenem Morgen mit ihr gesprochen hatte.
    Sie hatte ihn wahrscheinlich im Cottage überrascht. Nachdem nicht lange zuvor der Hubschrauber über sie hinweggeflogen war, dürfte sie erraten haben, wer er war. Und warum er hier war. Und sie wird wohl gesagt haben: »Nein, Lena hat mir nie erzählt, wer Sie sind.« Und er wird gesagt haben: »Tja, aber jetzt wissen Sie es.«
    Aber warum wurde er dadurch zur tödlichen Gefahr für sie? Sicher, er hatte die

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