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Die Orangen des Präsidenten

Die Orangen des Präsidenten

Titel: Die Orangen des Präsidenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbas Khider
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dich richtig, du Idiot!« Er schleppte mich gewaltsam mit. Einige Meter weiter blieb er stehen. Eine Tür wurde mit lautem Knarren geöffnet. Durchdringender Gestank. Treppenstufen. Wieder ein paar Meter. Eine zweite Tür. Noch einmal einige Meter. Wieder eine Tür. Man befreite mich von der Augenbinde und den Handschellen und schob mich in einen Raum. Ich hörte, wie die Tür hinter mir abgeschlossen wurde. Ich ließ mich an einer Wand hinab zu Boden gleiten und wollte meine Füße ausstrecken. Doch die Zelle war zu eng. Einen guten Meter im Quadrat. Nichts außer Wänden, einem blauen Eimer, einem Plastikbecher, einer Glühbirne und einer khakifarbenen Decke. Die Tür hatte ein kleines Loch, so groß wie eine Zitrone. Ich schaute hindurch. Gegenüber sah ich nur die gelbe Tür einer anderen Zelle.

    Meine Lieblingstauben, der Schwarze Ägypter und die Grüne Taube, fliegen davon, schlagen mit den Flügeln und setzen sich an die Spitze des Schwarms. Alle anderen Tauben, fast fünfzig an der Zahl, folgen ihnen und ziehen einen Kreis, genau über dem Haus. Dann sausen sie über die Al-Habubi-Statue, die Hauptstraße entlang, vorbei an meiner Schule, zum Al-Iskan-Viertel. Von dort aus lässt Karim seine Tauben aufsteigen. Seine Warzentaube, die man den Weißen Tänzer nennt, klatscht vor dreißig Tauben mit den Flügeln, schlägt einen Purzelbaum in der Luft, ein, zwei, drei Mal, und hebt die anderen Tauben hinter sich mit nach oben. Sie kreisen um Karims Haus, dann fliegen sie auf meine Tauben zu. Diebeiden Schwärme vermischen sich. Der große Weiße Tänzer schaukelt neben dem Schwarzen Ägypter. Sie lassen die anderen Tauben hinter sich und steigen noch höher. Die Grüne Taube hinterher. Der Tänzer breitet seine Flügel aus, geht nieder und nähert sich ihr. Er wiederholt seinen Tanz. Der Ägypter kommt an die beiden heran und bleibt über ihnen. Er öffnet seine großen Flügel, schwebt ruhig wie ein Adler. Dann stößt er seine Flügel kräftig zusammen. Die Grüne wendet sich ihm zu. Der Ägypter lässt sich nach unten fallen. Die Grüne hinterher, bis sich die Schwärme wieder mischen, die immer noch über Karims Haus fliegen. Ich stehe auf dem Dach des Hauses, schaue dem Schauspiel zu und lasse noch ein paar meiner Tauben losfliegen. Meine Tauben, immer noch über Karims Haus, bemerken das. Sie ziehen langsam aus dem Al-Iskan-Viertel ab und bewegen sich Richtung Al-Habubi-Platz. Karim versucht seine Tauben niedriger kreisen zu lassen, indem er weitere Tauben als Lockvögel auf die Dachmauer wirft. Schließlich wirft er auch noch Futter auf den Boden. Die Schwärme gleiten mehrmals über das Haus. Dann stürzen sich einige seiner Tauben vom Himmel auf das Dach hinab. Aber der Ägypter klatscht laut und heftig, fliegt hoch und zieht seine Taubengruppe hinter sich her. Karims Tauben dagegen landen. Meine starten durch und ziehen in Richtung des Hauses davon. Außer der Grünen Taube. Sie bleibt über Karims Haus und kreist mehrere Male darum. Karim lässt den Tänzer noch einmal aufsteigen. Die Grüne aber verlässt das Viertel und fliegt auf den Vogelbasar zu.
    Ich wachte auf. Schritte näherten sich. »Essen«, rief eine Stimme. »Aufstehen!« Die Tür der Zelle wurde geöffnet. Ein kalter Wind zog durch den trostlosen Raum. Ein Wärter warf ein Stück Brot auf den Boden. Dann wurde die Tür wieder zugesperrt.
    Ich nahm den Brotfladen und aß ihn. Ich fror, griff nach der stinkenden Decke, hüllte mich darin ein. Überall Schmerzen,hauptsächlich in den Schultern. Die Stille dröhnte in meinen Ohren. Aber ich hörte noch etwas. Ein Summen. Es kam von der Glühbirne im Eck. Ich las einen Satz über der Tür, mit großen schwarzen Buchstaben geschrieben. Den hatte ich schon von dem Grauhaarigen gehört: »Die Rettung liegt in der Ehrlichkeit.« Ich betrachtete die Wände eingehender: überall Namen, Daten, Sprüche. Malereien, von der Feuchtigkeit verblasst – bedrohliche Fresken.
    Ich stellte mich vor den Eimer und pinkelte hinein. Setzte mich wieder, wickelte die Decke fester um mich und schloss die Augen. Nach einiger Zeit bemerkte ich, dass sich unter meinen Kleidern etwas regte und mich stach. Überall, unter den Armen und an den Schenkeln. Ich kratzte mich und warf die Decke von mir. Ich stand auf, zog Hose samt Unterhose aus und inspizierte sie. Dabei entdeckte ich eine Wanze. Ich packte sie und drückte fest zu. Blut klebte an meinen Fingern. Ich zog mich wieder an. Aber noch immer bewegte sich etwas

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