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Die Orangen des Präsidenten

Die Orangen des Präsidenten

Titel: Die Orangen des Präsidenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abbas Khider
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in meinen Armbeugen.
    Sonderbare Kreaturen grinsen mich bösartig an. Einige kommen aus der Wand oder aus dem Boden heraus. Sie haben keine Gesichter, aber schwarze Gewänder und lange Fingernägel wie Dolche. Einer springt auf mich und schreit. Plötzlich ist Ali da. Er geht ins Schlafzimmer. Ich ihm nach. Er verschwindet spurlos. Ich suche nach ihm unter dem Bett und im Kleiderschrank, aber ich kann ihn einfach nicht finden. Alles beginnt langsam zu verschwinden. Der Tisch, die Stühle, der Teppich und der Fernseher. Plötzlich ist das Zimmer weg. Nebel zieht auf. Ich fliege durch die Luft. Mir wird schwindlig. Ich falle auf den Boden. Der Schrei ertönt wieder. Verstummt. Und beginnt abermals.
    Ich öffnete die Augen. Ich befand mich immer noch in der Zelle. Das Schreien kam von draußen. Wurde da jemand gefoltert? Oh Gott, ich kann es nicht mehr ertragen. Ist es schon Nacht? Wie kann ich das in diesem verdammten Loch wissen! Nur das Licht der Glühbirne. Und wo ist Ali jetzt?Was hatte er bloß getan? Der Schrei wurde lauter. Ich hielt mir die Ohren zu und schloss die Augen.
    Sami ist wieder da. Früh am Morgen im Vogelbasar, der noch leer ist. Wir sind allein und sprechen kein Wort miteinander, lachen nur die ganze Zeit. Eine Taube flattert aus einer Ecke auf. Sami hält meine Hand fest und pfeift gellend. Dann Schritte. Ein schnarrender Befehl: »Steh auf!« Sami will davonlaufen. Wir rennen auf die leere Basarstraße. Der Ägypter fliegt über uns. Die Geräusche werden immer lauter. Sami lässt meine Hand los und verschwindet.
    Jemand packte meinen Arm und brüllte: »Beweg dich!«
    Ich wollte zurück zu Sami. Aber der Mann schleppte mich weg. Wieder Augenbinde und Handschellen.
    Die Stimme des Blonden schallte in meinen Ohren: »Und? Hast du es dir gut überlegt?«
    »Ja.«
    »Lass hören!«
    »Wenn Sie einen Beweis haben, dass ich in einer Organisation war, bin ich bereit, alle Namen der Mitglieder zu nennen.«
    »Was heißt das?«
    »Ich war niemals im Leben Mitglied in einer Organisation.«
    Ein Schlag ins Gesicht überraschte mich. Ich stürzte vornüber zu Boden. Noch bevor ich mich bewegen oder gar umdrehen konnte, traten mehrere Füße auf mich ein. »Gib es endlich zu, du Arschloch!« Überall trafen mich Tritte. Hauptsächlich gegen die Beine, die Schenkel und den Rücken. Ich schrie und stöhnte.
    »Und? Willst du noch immer nicht reden?« Noch ein Fußtritt.
    »Ich schwöre, ich habe nichts getan.«
    »Und dein Name? Warum nennt man dich nicht Mahdi Muhsin, sondern Mahdi Hamama – Mahdi Taube? Das ist doch dein Spitzname in der Partei!«
    »Welche Partei? Ich bin Taubenzüchter.«
    »Red endlich!«
    »Ich züchte Tauben. Sonst habe ich nichts getan.«
    Die Schläge endeten abrupt. Dann die Stimme des Grauhaarigen, nüchtern und vollkommen emotionslos. »Nimm ihm die Augenbinde ab und bring Nummer sechs her!« Die Tür wurde geöffnet. Nummer sechs stand im Türrahmen. Es war Ali. Er sah elend aus. Schmutzige Kleider. Blaue Flecken im Gesicht. Die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Die Augen mit einem schwarzen Tuch verbunden. Er konnte kaum stehen. Ich bemerkte, dass er überall zitterte.
    »Wusste Mahdi von eurer Organisation?«, fragte ihn der Grauhaarige.
    »Nein. Er hat keine Ahnung!«
    »Wenn du lügst, bringe ich dich um.«
    »Ich schwöre. Ich bin bereit, alles zu tun, was Sie von mir verlangen, Herr.«
    »Ist er Mitglied?«
    »Er gehört nicht zu uns.«
    Der Grauhaarige gab ein Handzeichen, ihn wegzuschaffen. Ali stolperte aus dem Raum. Seitdem habe ich ihn nie wieder gesehen.

Zweites Kapitel
Babylon
1980–1983
    Am Anfang war nicht das Wort, sondern die Spucke meiner Mutter im Gesicht meines Vaters. Das war der Anfang meiner Familie.
    Mein Vater Muhsin kam aus seiner Heimatstadt Nasrijah als Lehrer nach Babylon und verbrachte danach wegen meiner Mutter Haiat den Rest seines Lebens in dieser Stadt. Erlernte sie nicht bei der Arbeit kennen, sondern traf sie im Basar. Als er sie sah, sprach er sie sofort an. Sie antwortete nicht und ging weiter. Er verfolgte sie durch die engen Gänge des großen Basars. Plötzlich blieb sie stehen, drehte sich um und fragte spöttisch: »Warum verfolgst du mich?« Darauf entgegnete er: »Ich möchte dich kennenlernen.« Sie schaute ihm empört in die Augen. »Kein Interesse!« Drehte sich um und ließ ihn stehen. »Blöde Kuh!«, knurrte er und drehte sich ebenfalls um. Daraufhin blieb Haiat aber stehen, kehrte zu ihm zurück und legte ihre Hand auf

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