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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wich mit einer Kopfbewegung dem Tritt aus. Seine Fänge schnappten nach Lucs Bein. Die spitzen Zähne drangen durch den fadenscheinigen Stoff der Hose, doch Luc hatte Glück gehabt. Grauauge hatte ihn nicht richtig zu packen bekommen. Der Junge war mit ein paar Schrammen davongekommen. Stattdessen hatte sich das Biest im Stoff verbissen.
    Grauauge knurrte nicht. Ein richtiger Hund hätte geknurrt. Luc wusste genau, womit er es zu tun hatte. Aber er würde es nicht aussprechen. Nicht einmal denken. Die Dinge beim Namen zu nennen, machte alles immer noch schlimmer. Grauauge war nur ein Hund!
    Luc dachte wieder an die Warnungen seiner Mutter: Gib dem Übel keinen Namen! Damit lockt man es an. Das Unglück, die Krankheiten oder die Hunde aus den Bergen. Nicht einmal, wenn das Übel einen schon erwischt hatte, durfte man seinen Namen aussprechen, denn ganz gleich, wie schlimm es einem schon ging, es konnte immer noch schlimmer kommen. Mutter hatte sich stets an diese eiserne Regel gehalten. Dennoch war sie als eine der Ersten an der Sieche gestorben. Die Krankheit hatte sich nicht an Mutters Regeln gehalten. Und auch nicht der Priester. Er hatte die großen Beulen aufgeschnitten und Mutter zur Ader gelassen, obwohl sie sich unter Tränen dagegen gewehrt hatte.
    Sein Vater hatte Luc in jener Nacht ins Nachbarhaus zum Schmied André gebracht, damit er nicht ansehen musste, was der Priester tat. Doch selbst dort waren Mutters verzweifelte
Schreie zu hören gewesen. Am nächsten Morgen war sie tot gewesen. So wie es sich gehörte, hatten sie Mutter noch am gleichen Tag verbrannt, damit sie in ein Kleid aus Rauch gehüllt hinauf in den Himmel steigen konnte, wo Tjured im Glanz seiner stets taufeuchten Gärten auf alle wahren Gläubigen wartete.
    Grauauge riss den Kopf zur Seite und holte Luc mit dem plötzlichen Ruck von den Beinen. Der Junge schlug schwer auf das Dach. Das Klappmesser entglitt ihm und schlitterte ein Stück hinab. Ganz langsam rutschte auch Luc der Kante entgegen.
    Grauauge konnte jeden Moment von der Remise auf den Kohlenschuppen zurückfallen. Und er würde ihn mit sich reißen, dachte Luc. Vielleicht hatten die Anderen das Rudel herbeigerufen? Sie schickten alles Übel. Und sie hatten ihre Ohren überall. Deshalb durfte man nicht klagen oder ihre Namen nennen, denn damit lockte man sie an.
    Lucs Finger krallten nach der Kante einer Dachpfanne. Alles, was er zu greifen bekam, war Moos. Er rutschte weiter. Verzweifelt trat er mit dem freien Bein nach der Schnauze. Er traf Grauauge mitten auf die Nase, doch der ließ ihn nicht los. Mordlust funkelte in den eisgrauen Augen.
    Luc sah das Klappmesser, es lag auf einem breiten Moospolster. Er streckte sich, so weit er konnte.
    Grauauge warf sich hin und her. Jeden Augenblick würden sie beide fallen.
    »Bitte, Tjured, hilf mir, und ich will für immer dein treuester Diener sein!«, flehte der Junge.
    Seine Fingerspitzen berührten den Messergriff. Es rutschte weg und kam ein kleines Stück tiefer an der Kante einer Dachpfanne zum Liegen. Verzweifelt streckte sich der Junge, bis sich der rote Nussholzgriff in seine Hand schmiegte.

    »Du sollst an mich denken!«, schrie er und setzte sich auf. Haltlos schlitterte er der Dachkante entgegen. Luc ignorierte die Gefahr. Er wollte nur noch, dass es diesem Mistviech leidtat, nach seinem Bein geschnappt zu haben. Alles andere war ihm egal.
    Mit aller Kraft stach er nach Grauauges Schnauze. Die Klinge glitt am Knochen ab und hinterließ einen klaffenden Schnitt. Die Bestie heulte auf. Im selben Augenblick stürzten sie beide über die Dachkante.
    Ein Schlag zwischen die Beine ließ den Jungen aufschreien. Tränen schossen ihm in die Augen. Ein bohrender Schmerz fraß sich hoch in seinen Bauch, er musste würgen. Seine Finger krallten sich in verwittertes, graues Holz. Er war auf einen der vorspringenden Balken gefallen, die wie Hörner unter der Dachkante der Remise hervorragten. Sein Hosenbein war abgerissen. Grauauge lag ein Stück unter ihm auf dem Schuppendach. Auch er wirkte benommen. Wütend schüttelte er den fadenscheinigen Stoff, der ihm wie eine abgestreifte Schlangenhaut aus dem Maul hing.
    Luc stemmte sich hoch. Es fühlte sich an, als habe man ihn mit einer glühenden Zange zwischen den Schenkeln gepackt. Der Junge biss die Zähne zusammen. Dicke Tränen rannen ihm über die Wangen. Jungs sollten nicht weinen, aber er konnte nichts dagegen tun. Der Schmerz war zu groß. Durch den Tränenschleier sah er, wie

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