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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Ahnung, mit wem du dich anlegst! Heute ist der Tag, an dem du sterben wirst, das verspreche ich dir.«

    Es tat Luc gut, die eigene Stimme zu hören. Ihr Klang machte ihm Mut. So lange schon hatte niemand mehr mit ihm gesprochen … Barrasch war alles, was ihm noch von früher geblieben war. Und die Stinker … Aber die redeten nicht. Sie rülpsten und furzten nur und warteten … Obwohl sie ganz still lagen, fürchtete er, dass sie in dem Augenblick aufstehen würden, in dem er etwas falsch machte. Sie belauerten ihn! Er mied die Stinker. Allein schon wegen all der Fliegen, die um sie herum waren.
    Luc blickte zu dem kleinen Giebelfenster, von dem ein Seil voller dicker Knoten herabhing. Er hätte auch durch das große Herrenhaus des Grafen gehen können, um zur Honigkammer zu gelangen. Aber dann hätte er über zwei Stinker hinwegsteigen müssen: Marie, die Wäscherin, und den dicken Jean, der Haushofmeister des Grafen gewesen war. Da war es besser, durch das Fenster zu klettern! Und jetzt, da das fremde Rudel gekommen war, blieb ihm ohnehin kein anderer Weg.
    Ein schrilles Jaulen schreckte Luc aus seinen Gedanken. Einer der hageren Hunde hatte Barrasch den rechten Hinterlauf durchgebissen. Der Bärenbeißer stürzte, und sofort fielen sie alle über ihn her. Nur der Hund mit den grauen Augen sah immer noch zu Luc hinauf.
    Der Junge bückte sich und riss eine weitere Schindel vom Dach. Wütend schleuderte er sie in das Knäuel kämpfender Hunde. »Komm, Barrasch! Steh auf, zeig es ihnen!«
    Eine Hündin machte sich jaulend davon. Der Dachziegel hatte ihr die Schnauze blutig geschlagen.
    Barrasch kämpfte selbst am Boden liegend noch weiter. Er hatte einen der hageren Hunde bei der Kehle gepackt und sich verbissen. Mit letzter Kraft schüttelte er sein Opfer, während die übrigen Hunde ihm mit ihren langen Fängen den Leib aufrissen.

    Dann lag der große Bärenbeißer still. Selbst im Tod hielten seine Kiefer noch den Köter gefangen, dessen Kehle er erwischt hatte. Der dürre Hund strampelte noch kurz, dann lag auch er still.
    Luc warf eine letzte Dachpfanne nach dem Rudel. Jetzt blickten sie alle zu ihm hoch. Es waren fünf. Sie alle hatten diese seltsamen Augen. Ganz anders als die Augen der Hunde im Dorf. Sie waren bedrohlicher … Sie waren so blau wie der Winterhimmel oder grau wie alter Schnee. Kalte Augen. Mörderaugen!
    Jetzt erst bemerkte Luc, dass jener Hund, der ihn die ganze Zeit über beobachtet hatte, nicht mehr an seinem Platz stand.
    Ängstlich sah sich der Junge um. Vielleicht hockte der Köter außer Sicht unter dem Vordach der Schmiede? »Ganz bestimmt bist du da«, murmelte Luc leise, und zugleich hoffte er, dass dem nicht so war. Grauauge hatte es auf ihn abgesehen, da war er sich ganz sicher. Das hatte er im Blick dieses Mistviechs gelesen. Wenn er es schaffte, den Rudelführer umzubringen, dann würden ihn die anderen Hunde gewiss in Frieden lassen. Vielleicht würden sie sogar davonlaufen.
    Der Junge kramte in seiner Hosentasche und holte das Klappmesser hervor, das ihm sein Vater geschenkt hatte. Der Griff war aus rotem Nussholz gefertigt, ein verschnörkeltes L war in das Holz geschnitten. Er schob den Daumennagel in die kleine Kerbe im dunklen Eisen und holte die Klinge hervor. Mit leisem Klacken rastete sie ein.
    Die hageren Hunde machten sich jetzt über Barraschs Kadaver her. Ein struppiges Weibchen mit einer Blesse auf der Stirn riss dem Bärenbeißer den Bauch auf und zerrte die dunkle Leber heraus.
    Verglichen mit den Fängen der Hunde war sein Messer
eine geradezu lächerliche Waffe, dachte Luc. Es war … Ein Geräusch ließ ihn herumfahren.
    Grauauge schob sich durch das Dachfenster der Schmiede. Luc war wie versteinert. Fassungslos sah er zu, wie sich der dürre Hund durch das Fenster zwängte. Das Mistviech brauchte einen Augenblick, bis es auf den glatten Ziegeln der Dachschräge einen sicheren Stand fand, dann stieß es einen kurzen, blaffenden Laut aus. Eine Herausforderung! Grauauge hatte die Ohren steil aufgerichtet. Sein Maul war gerade so weit geöffnet, dass man die gelbweißen Reißzähne sehen konnte. Die Rute stand stocksteif ab. Jeder Muskel schien gespannt. Er war bereit zu springen. Und wieder schienen seine Augen zu sprechen. Dich kriege ich, Rotznase, sagten sie.
    Damit war der Bann gebrochen. Luc wich zurück, drehte sich um und begann zu laufen. Die Mauerkrone war fast einen Fuß breit. Hunderte Male war er hier schon entlanggelaufen, vom Dach der Schmiede

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