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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sehen war. Warum durfte er nicht bei ihnen sein?
    Jenseits der Burg stiegen die Klippen von Valloncour immer höher dem Himmel entgegen. Erneut gelangte die Flottille in unsichere Gewässer. Riffe und unberechenbare Winde machten die Fahrt zu einem Abenteuer.
    Staunend betrachtete der Junge die Steilwand, die sich backbord erhob. Nie hatte er etwas so Großes, Eindrucksvolles gesehen. Selbst die Galeassen wirkten winzig neben der Klippe. Möwen bevölkerten die Nischen und füllten den Himmel mit ihren schrillen Schreien.
    Ein einzelner Delfin tollte neben dem Rumpf der Sankt Clemens und lieferte sich ein Wettrennen mit den Ruderern, die sich in die Riemen legten, als ginge es um ihr Seelenheil.
    Sie umrundeten ein weiteres Kap, und Luc tat sich ein eigenartiger Anblick auf. Sie fuhren in eine weite Bucht, an deren gegenüberliegendem Ende ein himmelhoher Spalt die Steilwand zerteilte. Erst dachte der Junge, er sei kaum breit genug, um einem Ochsenkarren Durchlass zu bieten, doch die Größe nahm dem Auge jedes Maß. Fast eine halbe Stunde dauerte es, die Bucht zu durchmessen. Und der Spalt weitete sich, je näher sie kamen. Mehr als siebzig Schritt mochte er breit sein. Leicht hätten zwei Galeassen nebeneinander hindurchgepasst. Dennoch reihten sich die Schiffe der Flottille wie Perlen auf einer Schnur.
    Ein einzelner Fanfarenstoß hieß sie willkommen.
    Luc spürte, wie sehr das Schiff und die Ruderer im Durchlass mit den Unbilden der See zu kämpfen hatten. Doch er schenkte dem kaum Beachtung, denn das, was er nun sah, raubte ihm schier den Atem. Für diesen Anblick lohnte es sich wahrlich, eine so gefährliche Anreise auf sich zu nehmen.

EIN GUTER JUNGE

    »Er ist ein guter Junge, das sollte als Erstes über ihn gesagt sein. Er hat als Einziger die Pest in Lanzac überlebt, und als ich ihm zum ersten Mal begegnete, war ich überzeugt, dass Tjured selbst seine schützende Hand über ihn hielt. Ein Gottesurteil, das provoziert zu haben ich heute bedaure, schien meine Meinung zu bestätigen.
    Fast ein Jahr bin ich mit dem Jungen geritten, und würde ich nach seiner herausragendsten Eigenschaft gefragt, dann würde ich sagen, es ist sein Bestreben, in den Orden aufgenommen zu werden. Vor kurzem hat er sein zwölftes Namensfest gefeiert. Er erscheint mir ungewöhnlich reif für sein Alter, ernsthaft. Vielleicht liegt es daran, dass er einige Zeit unter Toten lebte.
    Er betet voller Inbrunst, zeigt Talent beim Schießen und gibt einen guten Fechter ab. Er könnte ein Ritter werden, der unserem Orden einst Ehre machen wird. Der Umgang mit ihm ist angenehm. Er nimmt einen für sich gefangen, und zwar so sehr, dass ich mich wie eine Schurkin fühle, wenn ich diese Zeilen niederschreibe. Doch er hat noch eine andere Seite.
    Noch bevor ich nach Lanzac kam, hatte mich die Pest gepackt. Ich wollte es nicht wahrhaben. Ich wollte nicht glauben, dass ich nun selbst dem Schnitter Tod begegnen würde und dass diese Begegnung nicht auf einem Schlachtfeld stattfinden sollte. Eine große Pestbeule wölbte sich nahe meiner Scham, und dunkle Male befleckten meinen Körper. So oft hatte ich dies in meinem Jahr der Buße gesehen. Und keiner, der von den Malen gezeichnet gewesen war, hatte je überlebt. Mancherorts nennt man die Pest den Schwarzen Tod. Und
wahrlich so ist es. Wem das Schwarz auf der Haut erscheint, der ist des Todes.
    Ohne Angst öffnete er meine Pestbeule mit dem Messer, als ich halb ohnmächtig vom Fieber lag. Und er tat, was nur ein Heiliger hätte vollbringen können. Er vertrieb die Pest aus meinem Leibe. Wie ein Wunder war es. Doch hatte er den Heidengötzen geopfert für dieses Wunder. Und er beharrte auf diesem Opfer, als ich seine Gaben vom Altar zurückholte, und er opferte erneut. Schlimmer noch: Ein Kobold erschien uns, nachdem ich die Gaben vom Altar geholt hatte. Er richtete seine Armbrust auf mich, nicht auf den Jungen. Nie zuvor habe ich einen Kobold in Fargon gesehen. Seit Jahrhunderten hat der Zorn der Kirche sie von dort vertrieben. Ich musste erkennen, dass der Junge mich an einen Kultplatz gebracht hatte, wo die Fehlgeleiteten unter den Bewohnern Lanzacs den Anderen huldigten. Und ihre Macht war dort noch immer groß.
    Seitdem bin ich im Zweifel, ob es wirklich die Macht Tjureds war, die sich mir in dem Jungen offenbarte und mich vor dem Tode bewahrte. Oder war es eine andere Macht? Die Macht des Feindes, aus der nichts Gutes zu erwachsen vermag?
    Ist er ein Wechselbalg, gezeugt, um Verderben in

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