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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Kapitän lächelte.
    »Fast drei Stunden. Das ist der Witz bei der Sache. Selbst wenn man den Weg kennt, darf man keinen Fehler machen. Für Feinde ist es unmöglich, sich Valloncour zu nähern. Außer dem Hafen gibt es keinen Platz, wo ein Schiff ankern kann.«
    Er deutete zu dem blauen Leuchtfeuer, das hoch über ihnen brannte.
    »Dort hinten liegt die alte Festung. Wachen beobachten ständig den Stand der Flut. Wenn sie hoch genug steht, dann wird das Signalfeuer entzündet.«
    »Warum ist das Feuer blau?«, fragte Luc.
    »Die Wächter auf dem Turm geben ein seltenes Salz in ihr Feuer. Das färbt die Flamme und lässt sie besonders hell leuchten. Wenn die Flamme blau ist, dann wissen wir, dass die Unseren sie entzündet haben. Sollten es Feinde bis auf die Klippen von Valloncour schaffen, könnten sie mit einem
falschen Signalfeuer leicht eine ganze Flotte ins Verderben locken. Jetzt entschuldige mich.«
    Der Rammsporn der Galeasse passierte die Leuchtbojen, und der Kapitän begann erneut zu zählen.
    Luc zählte stumm mit.
    Plötzlich ertönte vor ihnen ein grässliches, metallisches Geräusch. Es klang, als würde man mit einem Nagel über einen Felsen kratzen. Nur viel lauter.
    »Ein Strich backbord!«, rief der Kapitän. »Die Ruder auf!«
    Vor ihnen tauchte wieder das rotgoldene Heck des anderen Schiffes auf. Es hatte an Fahrt verloren.
    »Ruder nieder!«
    Die Ruderblätter der Sankt Clemens stießen ins Wasser und verharrten. Luc konnte spüren, wie das große Schiff an Fahrt verlor.
    Dem Kapitän hingen Schweißtropfen in den buschigen Augenbrauen. Luc konnte hören, wie er leise mit den Zähnen knirschte.
    Das Heck kam immer näher.
    »Pullt!«, schrie eine heisere Stimme auf dem anderen Schiff.
    Endlich kam Bewegung in den Rumpf. Er zitterte wie ein Hengst nach einem scharfen Ritt und schwenkte quälend langsam zur Seite.
    »Gegenhalten!«, rief der Kapitän neben Luc. Die Ruder bewegten sich nun in die entgegengesetzte Richtung. Holz knarrte.
    Jeden Augenblick rechnete der Junge damit, dass auch ihr Rumpf über einen unsichtbaren Felsen schrammte. Er blickte hinab ins dunkle Wasser. Würde seine Kraft reichen, um gegen die Gezeitenströmung anzukämpfen? Oder würden ihn die Wellen an einem Riff zerschmettern?

    Dicht über dem Wasser wurde ein gelbes Glühen sichtbar. Der Kapitän atmete hörbar auf.
    »Kurs halten!«, rief er nach hinten zum Steuermann. »Langsame Fahrt voraus!«
    Die Seidenbanner, die von den schräg gestellten Rahen hingen, bewegten sich träge im Wind.
    »Das Signalfeuer dort vorn zeigt eine sichere Fahrrinne an. Man muss nur von den Bojen in gerader Linie auf das Signal zuhalten, dann kann nichts geschehen. Das schlimmste Stück haben wir jetzt hinter uns. Bald wird sich auch der Nebel lichten.«
    »Ist es hier immer so nebelig?«
    Der Kapitän sah zu Michelle. »Stellt der immer so viele Fragen?«
    »Viele? Wenn er Angst hat, so wie jetzt, wird er eigentlich recht still.«
    Die beiden lachten, und Luc stieg das Blut in den Kopf. Michelle hatte ihn immer ermuntert, sie zu fragen. Jetzt so zu reagieren, war gemein!
    Der Kapitän klopfte ihm auf die Schultern.
    »Ärgere dich nicht, Junge. Nur die Dummen stellen keine Fragen. Tief unter dem Meer brennt hier ein sehr heißes Feuer. Es ist das erhitzte Wasser, das aufsteigt und für den Nebel verantwortlich ist. Auch der Rauch, der aus den Spalten in den Felsen steigt, ist nichts als Wasserdampf und Schwefel. Hier ist es immer diesig. Besonders wenn sich kein Lüftchen regt.«
    »Gibt es denn keinen anderen Weg nach Valloncour?«
    »Natürlich. Auf dem Felsgrat, der die Halbinsel mit dem Festland verbindet, gibt es eine breite Straße, über die drei Festungen wachen. Aber das ist ein relativ langweiliger Ritt. Außerdem stinkt es dort, weil die Straße von vorn bis hinten
von Maultieren vollgeschissen ist. Dort sind fast immer lange Karawanen unterwegs. Der größte Teil der Vorräte wird auf dem Landweg transportiert. Sich über See zu nähern, ist magischer. Es ist ein unvergleichliches Erlebnis. Deshalb nehmen alle Novizen den Seeweg, wenn sie zum ersten Mal zur Ordensburg kommen.«
    Sie erreichten wieder ein Paar Leuchtbojen, und der Kapitän gab den Befehl, den Kurs zu ändern. Der Nebel klarte mehr und mehr auf. Deutlich konnte man nun das Schiff vor ihnen erkennen.
    Wie riesige Dolche ragten Klippen aus der See. Bäume und Buschwerk klammerten sich an die Steilwände. Der Kapitän hatte recht. Es war ein verwunschener Ort. Nie

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