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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zuvor hatte Luc etwas Vergleichbares gesehen.
    Auf einigen der Steilklippen konnte er kleine, gedrungene Türme ausmachen. Die Quartiere der Wachposten, mutmaßte er.
    Michelle unterhielt sich nun leise mit dem Kapitän. Luc betrachtete die Fechtmeisterin. Man musste sie gut kennen, um zu sehen, dass sie aufgeregt war. Ein seltsames Band hielt Michelle an Valloncour gefesselt. Luc hatte das Gefühl, dass sie der Ankunft auf der Ordensburg fast genauso entgegenfieberte wie er.
    Sie beide trugen die Pest nicht mehr in sich. Daran konnte kein Zweifel bestehen. Sie waren gründlich untersucht und sieben Tage lang beobachtet worden. Danach hatte der Komtur der Ordensprovinz Marcilla sie von ihrem Eid befreit, den Jungen erst nach einem Jahr und einem Tag wieder an einen bewohnten Ort zu bringen.
    Michelle hatte ein langes Gespräch mit dem Komtur geführt, dem Luc nicht hatte beiwohnen dürfen. Danach war Luc die Ritterin seltsam wortkarg und bedrückt vorgekommen.
Sie sprach nur in Andeutungen davon, dass etwas mit ihrer Schwester geschehen sei. Doch heute wirkte sie zum ersten Mal seit zwei Wochen nicht länger niedergeschlagen.
    Die Galeasse pflügte durch ein weites Stück offene See. Jetzt kam die ganze Flottille hinter ihnen in Sicht. Auf allen Schiffen wurden Dutzende Wimpel gehisst, bis sie so farbenprächtig wie Jahrmarktszelte aussahen. Der Rhythmus der Ruderschläge und das leise Knattern der Banner im Wind waren die einzigen Geräusche, die diese feierliche Prozession begleiteten.
    Es erfüllte Luc mit Stolz, zu ihnen zu gehören. Morgen schon würden die Novizen geweiht! Auch darüber hatte Michelle nicht viel geredet. Was mochte ihn erwarten? Sicher ein großes Fest, noch tausendmal schöner als das schönste Namensfest, das er je gefeiert hatte.
    Im Dunst am Horizont erschienen neue Klippen. Wie eine riesige Wand stiegen die Felsen aus dem Meer empor. Eine Burg krönte sie.
    Luc beugte sich weiter über die Reling, als könnten die wenigen Zoll, die er so gewann, das Bild deutlicher werden lassen. Er vermochte die Umrisse dreier Türme zu unterscheiden. Aber etwas stimmte nicht … Keine Banner wehten dort.
    Luc war zutiefst enttäuscht. Ein Jahr lang hatte er von seiner Ankunft in Valloncour geträumt. In seiner Vorstellung war es eine wunderbare Burg, über der seidene Banner mit dem Blutbaum wehten. Ritter in silbernen Rüstungen füllten die Gänge und Säle. Die Höfe, auf denen die Novizen in der Fechtkunst unterwiesen wurden, hallten vom Waffenlärm wider.
    »Ist das Valloncour?«, fragte er ungläubig.
    Michelle lächelte milde. »Nein, dies ist eine alte Fluchtburg des Fürstenhauses von Marcilla. Sie steht seit über hundert
Jahren verlassen. Dies ist nicht unser Ziel. Das Tal der Ordensburg ist so schön, dass einem das Herz schmerzt, wenn man es sieht. Wenn du einmal dort warst, dann wirst du für immer den Wunsch haben zurückzukehren, ganz gleich, wohin dein Schicksal dich auch geführt haben mag.«
    »Bist du glücklich?«
    Michelle war offensichtlich von der Frage überrascht. Sie blickte zur Ruine. Dann nickte sie kaum merklich.
    »Ich glaube, ich bin zumindest sehr nahe daran, glücklich zu sein.« Sie lächelte in Erinnerungen versunken. »Schon der Hafen von Valloncour ist unglaublich schön. Es wird dir gefallen. Im Westen des Hafens schießen zwei Wasserfontänen aus der Steilwand, die den ganzen Ort umschließt. Funkelnde, staubfeine Wassertropfen umgeben sie wie Schleier eine Braut. In weitem Bogen stürzen sie dem dunklen Hafenwasser entgegen. Dort, wo sie vorüberrauschen, ist die Steilklippe in Terrassen untergliedert, auf denen üppiges Grün wuchert. Wie eine riesige Treppe in den Himmel hinauf erscheint dieser Park. Ich kenne keinen anderen Ort wie diesen. Er ist atemberaubend.«
    Luc wollte sie nicht kränken, aber Gärten fand er eher langweilig. Er war gespannt auf die Festungsanlagen. Es hieß, Valloncour sei uneinnehmbar.
    Der Konvoi umrundete die Steilklippe mit der alten Burg. Luc beobachtete den endlosen Sturmlauf der Gischt. Zwischen den Felsen am Fuß der Burg waren die bleichen Überreste zweier Schiffe zu sehen. Sie erinnerten ihn an das Gerippe eines toten Pferdes, das er einmal auf dem Weg zum Heidenkopf entdeckt hatte. Die Knochen eines Schiffs, von Salz und Wind gebleicht. Ihr Anblick weckte in ihm eine seltsame Traurigkeit. Plötzlich fühlte er sich allein. Eifersüchtig beobachtete er die anderen Novizen an Bord der Sankt
Gilles, die nun wieder deutlich zu

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