Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
hast deinen Ignazius Randt gelesen.
Für einen Bruder vom Aschenbaum ist er ein exzellenter Theoretiker. Nur leider sind die Feldtruppen meist nicht diszipliniert genug, um sich einer Horde anstürmender Trolle zu stellen. Die meisten Krieger benehmen sich so wie ihr gerade eben, wenn sie zum ersten Mal einem Troll begegnen.« Er lächelte. »Ihr würdet euch wundern, wie viele angesehene Ritter aus unseren eigenen Reihen sich in die Hosen gemacht haben, als sie auf ihren ersten Troll trafen. Ich selbst war wie gelähmt vor Angst. Die Trolle hätten mich einfach packen und fressen können, wenn mich die Kameraden meiner Lanze nicht beschützt hätten.«
Luc war ungemein erleichtert, das zu hören. In Augenblicken wie diesen mochte er Drustan. Wenn der Ritter nur ein wenig berechenbarer wäre! Dann könnte man durchaus mit ihm auskommen.
»Trolle bekämpft man mit dem Langschwert, mit Hellebarden, großen Äxten und Pistolen. Und vor allem, man bekämpft sie nicht allein. Ein Troll kann nur besiegt werden, wenn die Lanze zusammensteht. Ihr müsst euch gegenseitig helfen. Einer allein ist verloren gegen einen Troll. Schwester Michelle ist die Einzige, die ich je in einem Zweikampf mit einem Troll habe siegen sehen. Aber versucht lieber nicht, es ihr gleichzutun, wenn ihr an eurem Leben hängt. Und noch etwas: Der Troll mag euch schrecklich vorkommen, doch unsere ärgsten Feinde sind die Elfen. Selbst der größte unter den Trollen ist im Nahkampf nicht so schrecklich wie sie. Sie mähen Krieger nieder wie der Schnitter das Korn. Bekämpft sie mit Pistolen. Versucht es erst gar nicht mit Schwert oder Rapier. Doch genug davon. Diese Unterrichtsstunde ist beendet.« Er rümpfte die Nase. »Diejenigen unter euch, die es nötig haben, bekommen nun Gelegenheit, ihre Beinkleider zu säubern. Ich erwarte euch zum Mittagsmahl bei den Baracken.«
Eine Stunde freizuhaben, war ein Geschenk Gottes, dachte Luc. Er hatte zwar fest damit gerechnet, dass er wieder einmal zum Essenholen geschickt würde, aber hatte noch keine Idee gehabt, wie er es schaffen sollte, seine zusätzliche Last unauffällig zur Baracke zu bringen. Zur Not würde Juztina die Sachen zu einem Versteck im Wald bringen. Aber er wollte Drustans Magd nicht tiefer in die Angelegenheit hineinziehen, als er es ohnehin schon getan hatte.
»Joaquino? Gishild?« Die beiden waren eingeweiht. Ohne ein weiteres Wort begriffen sie, was er wollte. Ärgerlicherweise blieb auch Raffael, während die anderen sich davonmachten, um die überraschende Pause zu genießen.
»Wieso kannst du mit einem Troll reden?«, fragte Raffael, an Gishild gewandt.
Sie sah ihn trotzig an. »Ich komme aus dem Fjordland. Da kann man das eben.«
»Red keinen Unsinn! Ich komme aus Equitania. In keiner anderen Provinz werden edlere Pferde gezüchtet, und meinen Eltern gehört ein großes Gestüt. Aber reden kann ich deshalb noch lange nicht mit Pferden!«
»Du solltest Trolle nicht mit Tieren verwechseln«, entgegnete Gishild eisig. »Und im Übrigen, der Kerl, der dort unten eingesperrt ist, ist wahrlich ein kümmerliches Exemplar. Nur weil ihr ihn gesehen habt, habt ihr noch lange keine Ahnung, was es heißt, einem richtigen Trollkrieger gegenüberzustehen. Und was unser lieber Magister vergessen hat zu sagen: Haltet Trolle lieber nicht für dumm! Die werden nicht blindlings in einen Pikenhaufen stürmen. Die schmeißen so lange mit Felsbrocken nach den Pikenieren, bis ihre Schlachtreihe zerbricht. Und dann beginnt ein Gemetzel, wie ihr es euch in euren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen könnt.«
Luc hatte das beklemmende Gefühl, dass Gishild ganz genau wusste, wovon sie sprach. Raffael und Joaquino schien es ähnlich zu gehen. Jedenfalls hatte keiner mehr Lust, ihr noch weitere Fragen zu stellen.
»Gehen wir in die Küche!«, sagte Luc schließlich.
»Glaubst du, es ist eine gute Idee, was du da vorhast?«, fragte Joaquino skeptisch. »Mir sind Zweifel gekommen. Wir werden schon wieder bestraft werden. Und mir brennen jetzt noch die Fußsohlen.«
»Hältst du es für besser, die Erwartungen aller zu erfüllen und schon wieder zu verlieren?«, fuhr ihn Gishild überraschend heftig an. »Da bekomm ich lieber noch einmal Prügel.«
»Wir verstoßen gegen keine Regel!«, versuchte Luc die beiden zu beschwichtigen. »Ich habe die Regeln zum Buhurt vielleicht zwanzigmal gelesen. Alles Mögliche steht darin: von der Länge der Schwerter und Kampfstäbe bis hin zum Gewicht der
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