Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
Sonderrationen Fleisch, Juztina! Das hast du hoffentlich nicht vergessen.«
»Nein, Herr. Natürlich nicht.«
»Dann geh! Aber beeil dich! Du weißt, dass vor Mittag jede Hand in der Küche gebraucht wird.«
Die schlanke Drusnierin winkte ihnen, ihr zu folgen. Quer durch die Küche gingen sie durch die Tür, die zu den Vorratskellern führte. Eine Magd kniff Luc in die Wange und machte eine anzügliche Bemerkung. Zum Glück erfreute sich jedoch Joaquino der größten Aufmerksamkeit. Er wäre im Boden versunken, wenn er das hätte aushalten müssen, dachte Luc.
Als sie endlich außer Sichtweite waren, zischte Juztina sie wütend an. »So war das nicht ausgemacht! Du wolltest sie mit dem Essen holen, Luc. Nicht früher. Sie werden über mich tratschen … Und Drustan wird davon hören.«
»Ich denke, du magst ihn nicht«, sagte Gishild überrascht.
Juztina fuhr sich mit fahriger Geste durch das Haar. »Ach, Mädchen … Davon weißt du nichts. Noch nicht.« Sie seufzte. »Ich halte nichts von dem, was sich dein Freund ausgedacht hat.«
Sie durchquerten eine Kammer, in der es köstlich nach Buchenrauch duftete und in der Hunderte Würste von der Decke hingen.
»Wenn du nicht für deinen Freund gesprochen hättest, ich hätte es niemals getan. Eine elende Verschwendung ist das. Man wird nie wieder aus ihnen trinken können!«
Luc war überrascht zu hören, dass die Magd ihn für Gishilds Freund hielt. Er war sich nicht sicher, was er von diesem Irrtum hielt.
Die nächste Kammer, die sie betraten, war mit Regalen gefüllt, auf deren Brettern tausende Äpfel ruhten. Ihr Geruch ließ Luc das Wasser im Mund zusammenlaufen.
»Ihr könnt euch jeder einen in die Tasche stecken«, sagte Juztina gönnerhaft. »Aber nur einen! Ich weiß ja, wie knapp sie euch halten.«
Dann führte sie die drei in eine dunkle Ecke und zog ein Wachstuch zurück. Da lagen sie: die Schlüssel zum Sieg im nächsten Buhurt.
»Nehmt sie und kommt mir nie wieder mit so einer Bitte!«, murrte die Magd. »Eine elende Verschwendung ist das. Werdet glücklich damit!«
LÖWEN UND DRACHEN
Luc war mit den schlimmsten Sorgen aufgewacht. Den ganzen Morgen über hatte er die Regeln studiert. Er durfte heute keinen Fehler machen! Immer und immer wieder hatte er die wenigen Seiten gelesen. Und dennoch war er das ungute Gefühl nicht losgeworden, dass er etwas außer Acht gelassen hatte. Mit einem flauen Gefühl im Magen war er losmarschiert. Sie alle waren auf dem Weg zur Schlammgrube sehr still gewesen. Und jetzt wurden sie noch stiller. Vom Hügelkamm hinab blickten sie auf die steinernen Tribünen. Hunderte
Augenpaare sahen zu ihnen auf. Raunen und Gelächter pflanzte sich durch die Reihen der Zuschauer fort.
Luc war erschüttert. Das waren viel zu viele Zuschauer! Sie waren nur zwei Lanzen aus dem ersten Jahrgang, die beste und die schlechteste. Der Ausgang des Spiels stand fest, bevor es begonnen hatte. Es war ausgeschlossen, dass sich so viele Novizen dafür interessierten. Etwas stimmte hier nicht!
»Raffael!«, hörte er Joaquino zischen. »Mit wem hast du alles gewettet!«
Luc drehte sich um. Der kleine lockige Junge schien schier im Boden versinken zu wollen. Er hob abwehrend die Hände. »Es waren nur ein paar Wetten. Ich glaube, andere sind mit ins Wettgeschäft eingestiegen.«
Es waren auch viele Ritter auf den Rängen. Die meisten Magister waren anwesend und Dutzende der Gevierten.
»Wie viele Wetten?«, wollte Joaquino erneut wissen.
»Ich, ähm … Also, ich habe 4370 Silberstücke eingenommen. «
Luc wurde schlagartig speiübel. Das war genug Geld, um ein großes Rittergut zu kaufen.
»Du hast was? Bist du wahnsinnig geworden?«
»Die Quote lag bei zehn zu eins gegen uns«, flüsterte Raffael kleinlaut, so als erkläre das alles.
»Wir sind tot!« Giacomos Stimme war ein hysterisches Quietschen. »Tot sind wir. Wenn wir verlieren, dann können wir das niemals bezahlen. Die machen uns fertig.«
»Wir müssen nur 437 Silberstücke aufbringen«, sagte Raffael entrüstet.
»Und hast du etwa so viel?«, schnauzte ihn Joaquino an.
»Wir dürfen eben nicht verlieren.« Raffaels Augen klammerten sich an Luc. »Du hast gesagt, wir schaffen es. Ganz bestimmt. Es ist ein guter Plan.«
»Das macht es doch nicht besser«, jammerte Giacomo. »Die hassen uns, wenn wir gewinnen. Dieser Riesenhaufen Silber … Das müssen ja wohl die Ersparnisse der Hälfte der Novizen sein. Und der Magister. Die bringen uns um. Wir alle werden
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