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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Dann war sie im Schatten der großen Kornspeicher verschwunden. Er schluckte. Versuchte sich einzureden, dass sie doch nur eine Hure war. Und noch dazu eine, die ihn in Schwierigkeiten gebracht hatte. Er sollte froh sein, dass sie fort war. Aber das Gefühl, sie nie wieder zu sehen, erstickte ihn. Dies hier war seine erste Fahrt auf der Windfänger. Eine wunderbare Galeasse, die gerade erst vor zwei Wochen vom Stapel gelaufen war. Er hatte es geschafft. Endlich hatte er das Kommando über eine Galeasse! Und alles, woran er dachte, war
diese Frau mit den Wolfsaugen. Er war verrückt geworden! Er sollte glücklich sein.
    Das große Schiff war vertäut. Die Segel waren eingeholt. Laufplanken wurden angelegt. Er hatte eine gute Mannschaft. Sie wussten, was zu tun war, selbst wenn er an der Reling stand und träumte, statt Befehle zu geben. Sie alle hatten die Frau gesehen. Sie wussten, was mit ihm los war. Er hatte zwar eine eigene Kabine, aber selbst eine Galeasse, die schon mehr Bequemlichkeit bot als eine Galeere, war zu beengt, um Geheimnisse zu haben.
    »Gibt es noch Befehle, Bruder Kapitän?« Der junge Ritter grinste.
    Würden sie ihn jetzt alle immer angrinsen, weil sie wussten, dass er auf der Jungfernfahrt diese Frau mitgenommen hatte?
    »Das Übliche. Ergänze die Vorräte. Ein Drittel der Mannschaft hat Freigang bis morgen früh. Teile Deckwachen ein. Lass keine Weinhändler an Bord.«
    »Und Frauen?«
    Der Ritter war klug genug, nicht mehr zu grinsen.
    »Bis zum Morgengrauen. Noch Fragen?«
    »Nein, Kapitän!«
    Alvarez war froh, wieder allein zu sein. Er spähte zu den Kornspeichern hinüber. Hoffte, dort ein safrangelbes Kleid leuchten zu sehen. Aber sie war fort. Sie würde Marcilla verlassen. Sie hatte nichts dergleichen gesagt. Dennoch war er sich sicher. Sie hatte auf ihn gewirkt wie jemand, der am Anfang einer weiten Reise stand. Er spürte so etwas. Alle Seemänner spürten es.
    »Mirella«, sagte er leise. Sie hatte den Namen mit einem seltsamen Akzent ausgesprochen, den er nicht nachzuahmen vermochte. Drei Wochen war es her, dass er ihr in einer
Hafenschänke in Marcilla begegnet war. Sie war auf ihn zugegangen. Und sie hatte einen Preis genannt, der unverschämt war. Aber er hatte ihr nicht widerstehen wollen … Und so war es geblieben. Es war streng verboten, Unbekannte auf dem Seeweg nach Valloncour mitzunehmen. Wer auf die Halbinsel wollte, der musste den Landweg nehmen. Und wer ohne Bürgen zum ersten Festungstor kam, der brauchte sich keine Hoffnungen zu machen, Zutritt zu bekommen. Dieser Weg dauerte Wochen. Und Fremde durften nicht allein in den Hafen. Sie wurden unter strenger Eskorte dorthin gebracht. Der große Krater war leicht zu bewachen. Was im Tal der Türme vor sich ging, blieb ein Geheimnis der Neuen Ritterschaft. Es gehörte zu ihrem Mythos unter den einfachen Leuten, dass kaum jemand je ihre geheimnisumwitterte Ordensburg gesehen hatte.
    In einer Seekiste hatte er sie an Bord gebracht. Und so war sie auch in den Vulkanhafen gelangt. Er musste verrückt gewesen sein. Sie war wie eine Schlange. Er hätte es niemals für möglich gehalten, dass sie in der engen Kiste genug Platz finden würde. Aber sie war gelenkig wie … Alvarez fiel kein wirklich passender Vergleich ein. Wie eine Schlange war sie nicht! Sie war … Er seufzte. Er sollte aufhören, an sie zu denken, und zu Tjured beten, dass sie ihm für immer fernbliebe. Er hatte gedacht, sie würde mit in sein Quartier am Hafen kommen. Oder sich in einer der Schänken verdingen. Stattdessen war sie verschwunden, unauffindbar, obwohl es aus dem tiefen Vulkankegel nur drei Wege hinauf gab, die alle streng bewacht wurden. Es war gerade so gewesen, als sei sie unsichtbar geworden. Und er war vergangen vor schlechtem Gewissen. Er hätte es melden müssen. Dem stellvertretenden Leiter des Handelskontors … Er hasste diesen Mistkerl. Nie hatte er begriffen, was Michelle an ihm gefunden
hatte. Er war eine Schlange, auch wenn seine Mutter ihn den Ehrenhaften genannt hatte.
    Doch wenn er schon nicht zu Honoré ging, dann hätte er es wenigstens Leon melden müssen. Bei der Versammlung der Bruderschaft hatte er es sagen wollen. Hinterher … Doch Leon hatte sich so schnell entfernt … Und dann war sie wieder da gewesen. In seiner Kammer, am Hafen. Tjured allein mochte wissen, wie sie dort hineingelangt war.
    Der Kapitän musste leise lachen, als er an das Wiedersehen dachte. Sie hatte in seinem Bett gelegen, als sei sie nie

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