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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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großen, dunklen Augen ihrer Mutter. Sie konnte die Liebe in ihnen lesen. Roxanne drückte sanft ihre Schulter. »Sie wollen uns den Mut aus unseren Herzen schneiden. Das versuchen sie, weil sie uns fürchten. Vergiss das nie und schenke ihnen keinen leichten Sieg.«
    Gishild sah die Reihe ihrer gesichtslosen Feinde entlang. Noch immer hielten die Ritter ihre Visiere geschlossen.
    Ein plötzlicher Windstoß ließ den Federschmuck auf ihren Helmen auf und nieder wippen. Er trug den Geruch von Waffenfett und Metall zu Gishild. Und den Duft von goldenem Kiefernharz, den der Wald an diesem heißen Spätsommertag verströmte.
    Gishild versuchte die Ritter mit den Augen einer Jägerin zu betrachten, wie die Elfe Silwyna es sie gelehrt hatte. Sie sah sie als Beute an. Ihr Atem ging flach und lautlos. Sie befreite sich von allen unnützen Gedanken. Selbst die Angst
vermochte sie zu verdrängen. Ihr Herz schlug nun ruhiger. Sie war wachsam, ihr Gesichtsfeld wurde weit. Sie roch Schwefel und Unheil. Ihr Herz begann wieder schneller zu schlagen.
    Die Augen der Prinzessin klammerten sich an ihren Vater, der ein Stück entfernt von ihr inmitten einer Schar von Kriegern stand. Stolz erfüllte Gishild bei seinem Anblick. Gunnar Eichenarm hatten die Kriege mit den Ordensrittern viele Narben geschlagen. Sein Gesicht war hart. Man sah ihm den Kämpfer an. Er war jemand, der niemals sein Haupt gebeugt hatte. Abgesehen von dem Trollherzog überragte er all seine Waffenbrüder, die ihm in dieser schlimmen Stunde zur Seite standen.
    Vor drei Tagen hatten die Streiter des Ehernen Bundes eine schwere Niederlage erlitten. Die Ordensritter hatten für ihren Sieg zwar mit Strömen von Blut gezahlt, doch ihre Reihen würden sich bald wieder füllen, während der Eherne Bund zu zerfallen drohte. Auch wenn das Bündnis sich dem Namen nach eisern gab, war es verzweifelt schwach. Die letzten Bojaren Drusnas hatten es mit dem König und den Jarlen des Fjordlandes geschlossen. Sie waren die Einzigen, die noch frei entschieden, an welche Götter sie glaubten. Alle anderen Reiche hatten sich der Kirche des Tjured und ihrem schrecklichen Gott unterworfen. Könige gab es dort keine mehr. Es regierten die Priester. Sie besaßen alle Macht. Die über den Himmel und über die Welt. Es war ein schwieriges Bündnis, denn die Bojaren waren selbstherrliche Adelige, mit Ahnenreihen wie Könige. Ihr Recht zu herrschen erlangten sie mit ihrer Geburt. Die Jarle hingegen mussten sich dieses Recht verdienen und stets aufs Neue erringen. Sie wurden gewählt, und dies immer nur für ein Jahr. Auch Gishild fand es schwierig, mit den Bojaren auszukommen. Ihnen gehörten
die Menschen ihres Landes. Jedenfalls die meisten … Bei den Jarlen war es genau umgekehrt. Sie gehörten den Bauern, Händlern und Jägern, die sie gewählt hatten. Und versahen sie ihre Aufgabe nicht gut, dann verloren sie die Würde des Anführers bald wieder.
    Gishild blickte zu ihrem Vater und fasste neuen Mut. Er ließ sich von Niederlagen und der schrecklichen Übermacht der Feinde nicht erschüttern! Wenn man ihn sah, mochte man glauben, er sei der Sieger in der Schlacht am Bärensee gewesen. Er wirkte stark wie ein Fels. Sein Nacken war so mächtig wie der eines Stierbullen. In seinen roten Bart hatte er nach Sitte ihrer Ahnen dünne rote Zöpfchen geflochten. Und an jedem der Zöpfe hing ein kleiner Ring, einer für jeden Ritter, den Gunnar im Kampf getötet hatte. Siebzehn Ringe waren es. Er hatte sie aus dem Eisen der Brustplatten zerschlagener Rüstungen geschmiedet.
    Obwohl er der König war, trug ihr Vater schlichte Kleidung, einen geschwärzten Kürass mit den Scharten vieler Zweikämpfe und eine bauschige Wollhose, deren Beine in abgewetzten Reiterstiefeln verschwanden. Von seinen Schultern fiel ein schlammbespritzter roter Umhang. Die Linke, an der der kleine Finger fehlte, ruhte auf dem Korb seines Schwertes. Er stand breitbeinig da und strahlte eine Ruhe aus, die Gishild bewunderte. Er war ein Held, die Skalden verglichen ihn mit den großen Kriegerkönigen der alten Tage. Sie feierten seine verwegenen Kriegstaten mit vielen schönen Worten, von denen Gishild freilich nicht alle verstand. Man musste wohl ein Dichter sein, um von herausfordernder Gelassenheit zu sprechen und der eichenen Kraft eines Gedankens. Doch wie gewunden ihre Worte und Verse auch sein mochten, sie fanden den Weg in Gishilds Herz, und dort verstand sie, was sie meinten, so wie es auch der einfachste

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