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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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bereithalten, um das Pulver ihrer klobigen Arkebusen zu entzünden.
    Die Prinzessin blickte nach Westen. Über dem Wald färbte sich der Himmel nachtschwarz.
    Gishild kaute mit den Zähnen an ihrer Unterlippe. Wie viele Krieger die Ordensritter wohl im Wald verbargen? Und was führten sie im Schilde? Planten sie wirklich Verrat?
    »Luth, lass endlich ihre Unterhändler kommen«, betete sie verzweifelt. »Lass dieses Warten ein Ende haben!«
    Voller Sorge blickte sie zu ihrem Vater. Er wirkte immer noch ruhig. Wenn sie doch ein bisschen mehr wie er sein könnte!
    »Du musst dich nicht fürchten«, flüsterte ihre Mutter und drückte sie sanft.
    Das hatte sie am Bärensee auch gesagt, dachte Gishild bitter. Sie vertraute ihr nicht mehr.

    Das Tuscheln unter den Jarlen und Bojaren wurde lauter. Gunnar Eichenarm warf ihnen einen strengen Blick zu, doch das allein reichte nicht mehr aus, um sie alle zum Schweigen zu bringen. Gishild spürte, wie kurz sie davor standen, die stumme Schlacht mit den Ordenskriegern zu verlieren.
    Die Fürsten, die hier versammelt sind, haben Angst vor diesen Rittern, dachte die Prinzessin beklommen, auch wenn sie es niemals zugeben würden. Nur mein Vater nicht! Und seine treuesten Verbündeten, die Anderen, die Edlen Albenmarks.
    Wie ihr Vater warteten auch sie mit reglosen Mienen. Zur Rechten Gunnars stand der Elfenfürst Fenryl, der Herrscher über Carandamon, einem riesigen Land aus Eis und Fels. Gishilds Blick klammerte sich an den Fürsten, der, noch mehr als die übrigen Albenkinder, wie eine Wirklichkeit gewordene Märchengestalt aussah. Wer solche magischen Verbündeten hatte, der konnte doch nicht untergehen!
    Der Elf trug ein weißes Lederwams, dessen silberne Nieten die Form von Schneekristallen hatten. Seine Reiterhose, sein Hemd, selbst seine Stiefel, alles war von makellosem Weiß, als schütze ein Zauber ihn gegen Schlammspritzer und anderen Schmutz. Fenryl hatte warme, hellbraune Augen. Seine vollen Lippen und sein wildes, lockiges Haar ließen ihn weniger abweisend und kühl erscheinen als die übrigen Elfen. Sein Gesicht war wie aus Marmor geschnitten. Weder die Eiseskälte seiner Heimat noch die sommerliche Hitze der Wälder Drusnas hatte in seinem Antlitz Spuren hinterlassen. Er war ein schöner Mann, und Gishild wusste, dass viele der Hofdamen ihrer Mutter von ihm träumten. Doch Fenryls Herz blieb den Menschenfrauen verschlossen. Manche tuschelten, er liebe allein den großen Greifvogel, der ständig in seiner Nähe war. Es war ein absonderliches Tier, größer als ein Falke oder Bussard, doch kleiner als ein Adler. Es
hatte durchdringende blaue Augen. Gishild hatte nie zuvor einen Vogel mit blauen Augen gesehen. Er war ihr unheimlich. Sie blickte zum Himmel hinauf. Das Vieh hieß Eiswind. Vielleicht war es ja durch Magie gezeugt? Jetzt war es nirgends zu sehen. Wo steckte es nur? Es trieb sich doch sonst immer in der Nähe des Fürsten herum!
    Vielleicht spähte der Vogel ja aus, was im Wald hinter ihnen geschah. Eigentlich sollten sie dort Kundschafter haben, doch bislang war niemand gekommen, um ihrem Vater zu berichten. Konnten die Ritter sie alle geschnappt haben?
    Es hieß, Fenryl könne durch die Augen seines Vogels blicken, wenn dieser weit entfernt war. Wusste der Elfenfürst, was sie erwartete? Die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Lippen. War es Spott darüber, dass sich die Menschenfürsten, die über Krieg oder Frieden geboten, in so einem schäbigen Dorf trafen und ein gefährliches Spiel daraus machten, wer wem entgegenkam? Oder weilte er in seinen Gedanken ganz woanders?
    Neben dem Fürsten stand Yulivee, die Erzmagierin der Elfen. Jetzt sah sie unnahbar und wunderschön aus. Keiner der Ritter würde ahnen, welch wunderbare Späße man mit ihr treiben konnte.
    Ein wenig hinter dem Elfenfürsten standen der Kobold Brandax und dessen ewiger Begleiter, der riesige Trollherzog Dragan. Auch sie waren Gestalten, die geradewegs aus einem Märchen herausgetreten zu sein schienen. Wer solche Verbündete hatte, den würden die Götter doch gewiss nicht im Stich lassen!
    Brandax schien bemerkt zu haben, wie sie ihn anstarrte. Für einen Herzschlag erwiderte er Gishilds Blick. Dann grinste er breit und zeigte ihr dabei seine Zähne.
    Erschrocken wandte die Prinzessin sich ab.

    Hinter der Mauer aus Stahl ertönte gedämpfter Hufschlag. Reiter kamen durch den Wald. Viele Reiter! Gishild ballte nervös die Hände zu Fäusten. Ihr Vater war nur mit hundert

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