Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
Holzrahmen hatten sich mit den Jahren so sehr verzogen, dass man die Fenster nicht mehr öffnen konnte. Hatten sie ihn bemerkt? Durch das dicke Glas konnte er nicht richtig sehen, was dort unten vor sich ging. »Hierher! Ich bin …« Die Rufe erstarben ihm auf den Lippen. Er hörte das Trappeln von Pfoten auf der Holztreppe, die hinauf zum Flur führte, an dem die Honigkammer lag. Grauauge!
    Luc hastete in das Jagdzimmer. Der große Waffenschrank lag auf der anderen Seite. Es blieb keine Zeit mehr, nach den Schlüsseln in der silbernen Tabaksdose am Kamin zu suchen.
    Im Laufen hob Luc das Schüreisen. Dann drosch er auf das Bleiglasfenster in der Schranktür ein. Das Klirren zerschnitt ihm die Seele. Er wusste, es hätte seinem Vater das Herz gebrochen, wenn er das hier hätte mit ansehen müssen.
    Der Junge griff durch die verbogenen, mit Splittern gesäumten Bleifassungen. Seine Hände tasteten über die Pistolengriffe. Das Tappen der Wolfspfoten verstummte. Grauauge musste den Teppich im Rosenholzsalon erreicht haben.
    Lucs Finger schlossen sich um den Griff mit den Elfenbeinintarsien. Zarte Rosenblüten schmückten die Waffe. Es gab ein Sattelpaar von diesen Pistolen. Sie waren die Lieblingswaffen des Grafen gewesen. Und gegen den ausdrücklichen Rat von Lucs Vater hatte Graf Lannes de Lanzac darauf bestanden, dass diese beiden Pistolen immer geladen im Schrank lagen. Hoffentlich war keine Feuchtigkeit in das Pulver gezogen.
    In der Tür zum Rosensalon erschien ein Schattenriss. Weiße Fänge blitzten im Zwielicht. Ein Knurren, das bis ins Mark ging, erklang. Der Wolf!

    Luc zerrte verzweifelt an der Pistole. Sie war länger als sein Unterarm und hatte sich in den Bleiglasfassungen verhakte.
    »Steh mir bei, Tjured! Lass mich zum Tempelturm gehen. Ich will büßen. Lass es nicht die Wölfe tun, gnädiger Gott! Ich werde springen, und es wird alles wieder gut. Bitte …«
    Mit einem Ruck löste sich die Waffe aus den bleiernen Ranken. Luc spürte warmes Blut von seinen Fingern tropfen. Die gläsernen Dornen der verbogenen Bleifassungen hatten ihm die Hände aufgeschlitzt. Kaum konnte er die schwere Radschlosspistole halten. Mit zitternden Fingern zerrte er den Schlüssel, den ihm Vater geschenkt hatte, aus der Hosentasche und spannte die Waffe.
    Wo war Grauauge? Er blinzelte in die Finsternis. Wo … Ein Schlag riss Luc zu Boden. Der Wolf war über ihm! Heißer, nach Aas stinkender Atem schlug ihm ins Gesicht. Geifer tropfte ihm in die Augen. Im Reflex hob er den Arm, um sein Gesicht zu schützen.
    Der Wolf schnappte zu. Bohrender Schmerz ließ den Jungen aufschreien. Er fühlte sein Blut rinnen. Halb ohnmächtig, hielt ihn allein seine Wut bei Bewusstsein. Er war verloren. Doch der Wolf war es auch!
    »Verrecke!« Luc drückte den Lauf der Radschlosspistole zwischen die Rippen des Wolfs. Den Griff der Waffe stützte er auf dem glatten Holzboden ab. Sein Zeigefinger krümmte sich. Donner erfüllte das Jagdzimmer. Ätzender Pulverdampf drang ihm in Nase und Mund. Grauauge wurde von ihm fortgerissen. Der Rückschlag prellte Luc die Radschlosspistole aus der Hand. Die schwere Schusswaffe schlitterte über den Holzboden.
    Hustend richtete sich der Junge auf. Er taste über seinen linken Arm. Der Wolf musste im letzten Augenblick das Maul
aufgerissen haben, um noch einmal zuzubeißen. Andernfalls würde ihm jetzt das Fleisch in Fetzen von den Knochen hängen, dachte Luc. Tjured hatte ihn erhört.
    Vom Schmerz benommen, spähte der Junge durch die Wolke von Pulverdampf, die durch das Zimmer wogte. Der Wolf lag neben dem Rauchersessel am Kamin. Luc ging hinüber und stupste den Kadaver vorsichtig mit dem Fuß an. Ein gurgelndes Röcheln drang aus der Kehle des Räubers. Seine Rute zuckte. »Hörst du mich, Wolf? Dein Fleisch werde ich fressen. Gleich hier. Ich zünde den Kamin an und werde es braten. So hattest du dir das nicht vorgestellt, was? Ich werd auf deinen Schädel pinkeln, Wolf. Und morgen gehe ich dein Rudel schießen. Ihr Wölfe macht mir keine Angst mehr. Ihr …«
    Ein Geräusch im Rosenholzsalon ließ ihn verstummen. Es war unverwechselbar, wenn man es einmal in seinem Leben gehört hatte. Das metallische Schaben einer langen Klinge, die gezogen wurde. Plötzlich stand eine riesige Schattengestalt in der Tür zum Jagdzimmer. Sie hielt eine Fackel in der Linken und ein Rapier in der Rechten.
    Das war kein Retter! Das war nicht einmal ein Mensch! Dort, wo ein Gesicht hätte sein sollen, ragte ein langer

Weitere Kostenlose Bücher