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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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der sein Weib Valgerd und seinen Sohn Aslak nach der Dreikönigsschlacht verließ, um den Feinden des Fjordlands gemeinsam mit seinen Elfenfreunden nachzusetzen. Wir werden sagen, Gunnar sei mit Gishilds Lehrerin Silwyna ausgezogen, um seine Tochter zurückzuholen, in der Hoffnung, dass ihnen beiden allein gelingen könnte, woran ein Heer scheiterte. Wer Gunnar kennt, wird diese Geschichte glauben. Und niemand wird sich wundern, wenn diese Suche Jahre dauert. Solange man glaubt, dass er lebt, wird niemand wagen auch nur darüber nachzudenken, Roxanne den Thron zu nehmen. Ich werde inzwischen herausfinden, wohin man Gishild bringt. Und ich schwöre dir, ganz
gleich, wo dies sein mag, wir werden sie zurückholen.« Fenryl griff nach der Hand des toten Königs und zog ihm den schweren Siegelring ab.
    »Den hier wirst du als Beweis für deine Worte mitführen. Sag, es sei sein Wunsch gewesen, dass Roxanne sein Siegel führt, bis er zurückkehrt. Das wird deine Lügen noch wahrhaftiger erscheinen lassen.«
    Tränen glänzten in Sigurds Augen. »Und du glaubst, das sei Luths Wille?«
    »Wessen Wort unter den drei Männern, die mit dem König ritten, hätte mehr Gewicht als deines? Und wessen Schultern vermögen diese Last zu tragen? Nur der Treueste der Treuen hat die Kraft zu einer solchen Lüge. Deshalb hat der Schicksalsweber dich überleben lassen!«
    Der Menschensohn ergriff die Hand seines toten Herrschers.
    »Bitte verzeih mir«, flüsterte er mit rauer Stimme, dann richtete er sich auf. »Ich bin nun dein Mann, Elfenfürst. Doch sag mir, was wird mit der Leiche des Königs geschehen? Er muss in den Grabhügel seiner Ahnen gebracht werden.«
    »Wir werden ihn hier am Ufer an verborgener Stelle beisetzen. Es wird ein Grab werden, das eines Königs würdig ist, das verspreche ich dir. Die Kanonen der Galeeren werden sein Totenbett sein. Und wenn die Zeit gekommen ist, dann werden wir ihn heimbringen. Wirst du mir schwören, dass du deinem König auch über den Tod hinaus die Treue hältst? Wirst du zum Lügner werden und deine Ehre als Krieger beschneiden, um das Fjordland vor Unheil zu bewahren?«
    Sigurd legte feierlich eine Hand auf seine Brust. »Ich werde tun, was mein Herz mir gebietet. Und ich werde meinem König ebenso ergeben sein, wie ich es heute Morgen war, als ich noch voller Hoffnung an seiner Seite ritt.«

    Fenryl nickte erleichtert. »Ich danke dir, Freund. Du bist ein großer Mann.«
    Der Hauptmann senkte den Kopf, von Trauer übermannt.
    Fenryl suchte nach Tiranu, um ihn mit kurzen Worten zu informieren, und zog sich dann sich zurück, um nun endlich den Fliehenden nachzusetzen.
    Er winkte dem Adlerbussard, der noch immer auf der Eiche am Ufer wartete.
    Der Vogel stieß einen schrillen, herausfordernden Schrei aus, breitete die weiten Schwingen aus und folgte ihm. Er wusste, dass sie beide gemeinsam fliegen würden. Und er hieß Fenryl auf seine stolze Art willkommen.
    Mit kräftigen Flügelschlägen erhob sich der Adlerbussard in die Nacht.
    Der Fürst sah ihm mit sehnsüchtigem Blick nach. Wie oft schon hatte er seinen Gefährten um dessen Freiheit beneidet! Fenryl schmerzte es, an diesem Abend einen Ehrenmann zu einem Lügner gemacht zu haben. Er fühlte sich wie eine Spinne, die inmitten eines riesigen Netzes saß, das weit über die Schlachtfelder Drusnas hinausreichte. Er hatte diese Spinne nicht sein wollen, aber er würde seine Aufgabe so gut erfüllen, wie er nur konnte. Auch wenn er dafür Männer wie Sigurd zerbrechen musste.
    Doch jetzt war er froh, für ein paar Stunden dem Netz aus Betrug, Listen und Gewalt entfliehen zu können. Auf den Schwingen des Adlerbussards dem Morgen entgegenzugleiten, getragen von einer Sommerbrise. Frei! Manchmal träumte er davon, nicht mehr zurückzukehren … Aber er wusste, dass er dem Netz nicht entkommen konnte. Nicht, solange er lebte.
    Fenryl fand Winterauge auf einer Lichtung. Der große, weiße Vogel saß auf den moosbewachsenen Steinen eines
eingestürzten Torbogens. Wie eine weiße Flamme sah er im Mondlicht aus. Oder wie ein Geist.
    Der Fürst betrat die Ruine, die zu verfallen war, um ihre ursprüngliche Bestimmung noch erraten zu können. Er ließ sich gegenüber dem Vogel nieder, lehnte sich gegen eine efeuverhangene Mauer und atmete aus. Er ließ alles zurück, was auf seiner Seele lastete, und suchte die blauen Augen des Adlerbussards.
    Der Vogel spreizte sein Gefieder. Ruckartig bewegte sich der Kopf mit dem starken, gebogenen

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