Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
dürfen.«
    Charles traute seinen Ohren kaum. Meinte sie ernst, was sie da andeutete? »Und was wäre geschehen, wenn die Gefahr bestanden hätte, dass die Anderen mich gefangen nehmen? «
    »Das wissen Gott und ich. Du musst es nicht wissen, Bruder Erzverweser. Du hast gesehen, wie viele meiner Ritterbrüder ich aufgeboten habe, um dies zu verhindern. Wie viel Blut mir dein Leben wert war. Das muss dir als Antwort genügen. «
    Es fröstelte Charles. Nie wieder würde er an Liliannes Seite zu irgendwelchen Friedensverhandlungen reiten. Wie naiv er gewesen war!
    Die Ritterin legte die Hand vorsichtig auf die Brust des Mädchens.
    »Ihr Herz schlägt nur sehr schwach. Tjured hat ofenbar noch nicht entschieden, was mit ihrer Seele geschehen soll. Sie wird … Dort!« Die Ritterin richtete sich auf und deutete nach Süden. »Er ist gekommen. Nun werden wir die letzte Schlacht schlagen.«
    Charles fuhr erschrocken herum. Er fürchtete, im Frühnebel den Schatten eines Schiffes zu sehen. Doch da war nichts.
    »Dein Glas, Bruder Alvarez!«

    Der Kapitän deutete auf eine der gepolsterten Truhen, die als Sitzbänke dienten. Lilianne scheuchte unsanft einen jungen Ritter auf, der auf der Truhe schlief. Die plötzliche Unruhe weckte auch die anderen Offiziere.
    Auf dem Ruderdeck erklang ein Weckruf. Über Nacht waren sie bei stetem Wind nach Norden gesegelt. Charles hatte sich darüber gewundert. Eigentlich hätte der Festungshafen von Paulsburg ihr Ziel sein sollen. Doch wie es schien, wollte Lilianne nach Vilussa.
    Einige der Ruderer kletterten auf den Laufsteg, der sich über ihre Bänke erhob. Müde streckten sie die Glieder. An Lederriemen um den Hals trugen sie Beißhölzer. Sie waren erstaunlich gut gekleidet. Mindestens die Hälfte von ihnen waren Männer Drusnas, die sich hatten bekehren lassen. Das Gold der Neuen Ritterschaft hatte bei ihrem Glaubenseifer sicherlich eine große Rolle gespielt, dachte Charles bitter. Es hieß, dass die Ordensritter ihre Ruderer sehr gut bezahlten. Glaube sollte nicht auf dem Gold begründet sein, das man in der Tasche trug. Er musste durch wohlgewählte Worte in die Herzen und Seelen gepflanzt werden. Die Taschen der Ruderer würden allzu bald wieder leer sein, und was blieb dann von ihrem Glauben?
    »Hiermit siehst du den Feind.« Lilianne reichte Charles ein Bronzefernrohr.
    Der Erzverweser hob das schwere Glas ans Auge und stellte es scharf. Doch auch mit seiner Hilfe vermochte er dem Nebel über den Wassern sein Geheimnis nicht zu entreißen.
    »Du musst es etwas höher halten«, sagte die Ritterin. Schließlich half sie ihm das Glas auszurichten, bis er einen großen weißen Vogel sah.
    »Eine Möwe?«

    Lilianne lachte.
    »Hast du wirklich schon einmal eine so große Möwe gesehen, Bruder Erzverweser?«
    Charles schob verärgert das Fernglas zusammen.
    »Was also fliegt dort?«
    Er sah genau, wie einige der Deckoffiziere verstohlen grinsten. Er merkte sich ihre Gesichter. Er mochte ein schlechter Vogelkundler sein, aber er vergaß niemals ein Gesicht!
    »Der Elfenfürst, der die Anderen befehligt, besitzt einen großen weißen Vogel, halb Adler, halb Bussard. Ein bösartiges Tier. Es heißt, er sei mit der Seele des Vogels verbunden und könne durch dessen Augen schauen.«
    Charles schüttelte angewidert den Kopf. Die Vorstellung, dass man freiwillig seine Seele mit der eines Tieres verband, empfand er als abstoßend und grotesk. Wie konnte man Seelen verbinden? Und wie würde man sie wieder voneinander trennen?
    »Woher weißt du solche Dinge, Schwester?«
    »Wer seinen Feind besiegen will, der muss ihn kennen.«
    Sie wandte sich an den Kapitän. »Es ist so weit.«
    Alvarez befahl, den Baldachin über dem Heck mit weiteren Tüchern zu verhängen, sodass nur noch ein schmaler Spalt blieb, durch den er zum Bug sehen konnte.
    »Was geht hier vor?« Wieder einmal fühlte sich Charles von der Ritterin übergangen. Er war es leid, von ihr als Unwissender vorgeführt zu werden. Sobald sie in Vilussa anlegten, würde er dafür sorgen, dass es auch ihr leid tun würde, ihn wie einen kleinen Jungen behandelt zu haben.
    »Ich bereite das letzte Gefecht auf unserem Rückzug vor«, entgegnete die Ritterin ruhig.
    Zwei Bahnen aus schwerem rotem Samt waren an einer Stange vor den Eingang zum Pavillon gehängt worden. Dass
sie gewusst hatte, dass dieser weiße Bussard mehr war als nur der Jagdvogel eines Fürsten, konnte nur eines bedeuten.
    »Du hättest mir sagen müssen, dass es einen

Weitere Kostenlose Bücher