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Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Titel: Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Zeiner
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Ullis Schlagzeug aufragten, nur die Stative, Bass-Drum und Snare, wie ein halb entlaubter Baum im Herbst. Als er sein Lächeln zurückholte, saß Marc nicht mehr am Tisch. Rauchend stand er am offenen Fenster, durch das Regenluft die Nebelschleier seiner Zigarette wieder in den Raum drängte. Dann warf er den Filter in den Hof, schloss das Fenster, steckte seine Hände in die Hosentaschen und drehte sich um, mit einem Ausdruck der guten Laune auf dem Gesicht, die eine Nuancezu entschieden aussah, um echt zu sein. »Fangen wir an?«, rief er.
    »Was ist los?«
    Marc drehte sich wieder halb zum Fenster.
    »Marc?«
    »Nichts«, sagte er, plötzlich zerstreut, während er wohl eine am Fensterglas herabrinnende Regenspur beobachtete, einen Tropfen, der dann zerbrach und zerfloss wie eine Träne. Plötzlich drehte er sich um, Hände noch immer in den Taschen, und setzte sich auf den Heizkörper. »Was soll das bringen?«, fragte er.
    Tom schüttelte den Kopf, um anzudeuten, dass er nicht verstanden habe.
    »Dieses … euer Verhältnis. Worauf soll das hinauslaufen?«
    »Was?«
    »Tom«, Marc sprach jetzt lauter, aber ohne ihn anzusehen, »das führt doch zu nichts, es ist ja bestimmt schön und gut, eine Zeitlang, aber irgendwann sollte doch mal klar sein, was man eigentlich von der ganzen Sache erwarten darf.« Etwas leiser fügte er ein »oder« an. Tom aber, der auf seinem Stuhl festsaß und Marc groß ansah, öffnete nur und schloss den Mund.
    »Ach Scheiße, Tom«, Marc hatte die Hände aus den Taschen genommen, hatte sie wie ratlos in die Luft gehoben und ließ sie jetzt auf seine Oberschenkel fallen, indem er sagte, es tue ihm leid, aber es müsse einmal gesagt werden, dass es auch noch andere Frauen gebe, die er, Tom, gar nicht mehr sehe, weil er im Allgemeinen nichts mehr sehe, aber er solle nicht sein ganzes Leben lang wie blind hinter einer Anne Hermanns herrennen, die ja sicher ganz bezaubernd, jedoch zwanzig Jahre älter sei und einen Ehemann habe, falls er, Marc, sich recht erinnere.
    Tom schwieg. Er hatte die Arme vor der Brust verkreuzt und sah auf seine Knie hinab.
    »Ich glaube«, sagte Marc, »es tut dir nicht gut. Ich glaube, es tut niemandem gut, wenn einer alles investiert, sein ganzes Vermögen und der andere aber nur fünfzig Pfennige, die er auf seinem Nachttischchen gefunden hat oder in einer Ecke, die die Putzfrau beim Staubwischen zufällig übersehen hat.«
    Tom atmete jetzt tief ein und wieder aus. Er begriff nichts von alldem, er begriff am allerwenigsten, dass es Marc war, der all das redete. »So ist das«, sagte er langsam. »Du meinst also«, sprach er nun mit einer Stimme, die besonders leichtfüßig klingen sollte, auf halbem Weg zwischen Verwunderung und Ironie dahintänzelnd, »du meinst, dass Liebe so etwas ist wie ein Sparkassenbüchlein, ein Vertragsverhältnis, wo sich alles rechnet, aha«, er nickte, um sein Verstehen zu signalisieren, obwohl er nichts verstand, »ein Geschäftsverhältnis, wo unterm Strich ein Gewinn rausspringen muss, oder man löst den Vertrag und kauft sich einen mit besserer Rendite. Jeder trägt jeden Tag fein säuberlich in das gemeinsame Kontobüchlein ein, was er wieder alles investiert hat, nur ja nicht zu viel und ja nicht zu wenig, denn unterm Strich muss es ja stimmen, weil es sich rechnen muss, alles in allem, und das ist dann also für dich Liebe.« Tom sprach noch immer sehr ruhig, konnte aber, während er so ruhig war, gar nicht begreifen, was sich ereignete, dass sie sich allem Anschein nach stritten, denn obwohl er äußerlich die Gelassenheit selbst war, pochte sein Herz vor Aufregung bis in die Schläfen. »Interessant«, fügte er hinzu, wobei seine Stimme ein wenig zitterte.
    Marc drehte sich jetzt wieder zum Fenster. »Ich hätte mir denken können, dass du es falsch verstehst«, sagte er.
    »Ach. Wie hätte ich es denn sonst verstehen sollen?« Er sah,wie Marcs Rücken zusammenzuckte. So schneidend war ihm sein Ton nun auch wieder nicht vorgekommen. Marc drehte sich abrupt zu ihm, öffnete seinen Mund, sah dann aber zur Decke, als müsste sich dort eine Antwort finden. Er ging ein paar Schritte in Richtung Gesangskabine, blieb auf halbem Weg stehen, die Hände in den Taschen.
    »Ich will nur, dass es dir gutgeht, es ist mir doch scheißegal, wie vernünftig es ist, und wenn sie hundert wäre und zehn Ehemänner hätte, wär mir doch egal. Ich meine nur, dass du dich nicht zum Idioten machen lassen sollst. Es kommt mir nicht besonders

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