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Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition)

Titel: Die Ordnung der Sterne über Como: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Zeiner
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sagte Tom. »Von mir aus sofort, kein Problem.«
    Er ging los, streckte seinen Arm aus, um Diedrich wegzudrängen, was nicht nötig war, denn dieser wich von selbst zurück, als hätte er Angst vor einer ansteckenden Krankheit, die bei einer Berührung auf ihn übergehen könnte, nur sein Blick verfolgte ihn, aber er verstand nicht, was Tom, bereits in der Tür, leise hinzufügte: »Also, wenn du schreist, klingst du echt, als hättest du dein Mundstück verschluckt.«
    »Was?«, rief Diedrich ihm nach. Tom aber schloss die Tür hinter sich, fest und bestimmt und nicht allzu laut.
    Er eilte durch die Flure zum Bühnenausgang. Er verlief sich, öffnete die falschen Türen, über denen schwache Notausgangsleuchten brannten, dahinter Magazine, vollgestapelt mit Kulissen, Kostümen, modrigem Theatergeruch. Endlich fand er die richtige Tür und trat hinaus. Die schmale Seitengasse war dunkel. Niemand zu sehen. Er zündete sich eine Zigarette an und lief um das Gebäude zum Haupteingang. Es fiel ihm ein, dass sie ja nichts vereinbart hatten, nichts Konkretes. Während er auf den Haupteingang zuging, kam ihm das Zeitgefühl abhanden,und er hätte nicht sagen können, wie lange er in der Garderobe für das Zusammenräumen seiner Sachen, für die Unterredung mit Didi benötigt hatte, wie lange er schließlich in den Theatergängen umhergeirrt war. Es erschien ihm, als gehörten die Theaterräume, in denen er gewesen war, einem in sich ruhenden schwarzen Loch an, aus dem er plötzlich in die bewegte Welt zurückgekehrt wäre.
    Zu seiner Erleichterung sah er, dass vor dem Haupteingang, auf dem quadratischen und von Lampen erhellten Platz, noch Besucher standen, die in lockeren Grüppchen redeten, rauchten. Mit langen Schritten lief er über den Platz. Auf einmal fürchtete er, sie dennoch nicht zu finden, sie verpasst zu haben. Die ihm nachgehenden, verwunderten Blicke bemerkte er nicht. Eine Frau sprach ihn an, auf Englisch. Ob sie im Internet CDs verkauften, sprach sie, drinnen seien sie ausverkauft gewesen. Er schüttelte den Kopf, lief weiter und fand sie nicht. Jemand redete ihn auf Deutsch an, er sei nämlich, sagte er, Ingenieur und habe in Stuttgart gearbeitet. Ob er Stuttgart kenne. Ja, sagte er, Stuttgart kenne er. Ob er auf sein CD-Booklet ein Autogramm schreiben könne. Ein anderer sagte, dass Renato Carosone der größte Musiker aller Zeiten gewesen sei, ob er das nicht auch finde. Ja, sagte er und ging weiter, das finde er auch. Da war sie. Sie stand an der gegenüberliegenden Seite. Vor einem Schaufenster, vor den Schaufensterpuppen unter dem herabtropfenden Licht einer Laterne. Sie sah ihn an. Hände in den Taschen. Sie standen und lächelten. Er hier, sie dort. Sie waren die beiden Pole, und das, was zwischen ihnen lag, gab es nur, damit sie einander gegenüber ihren Platz im Universum behielten. Der Augenblick dauerte sehr lange. Aber ein Augenblick, so sehr man es auch will, kann nicht ewig gedehnt werden,denn er wird dünner in der Verlängerung und reißt irgendwann ab. Und so war es. Der Augenblick zerriss. Auf einer unsichtbaren Linie, die schon lange auf dem Lavastein dieses Platzes von einem unsichtbaren Stift eingezeichnet gewesen sein mochte, gingen sie langsam aufeinander zu, und je kleiner die räumliche Entfernung zwischen ihnen wurde, desto größer wurde eine andere. Stimmengewirr, Lachen umgab sie auf einmal. Er sah ihr Gesicht, das ihm durch die Dämmerung entgegenkam. Sie hatte sich nicht verändert. Die Jahre, die sie gelebt hat, dachte er auf einmal, all die Jahre, wo sind sie? Nicht in ihrem Gesicht. Voreinander blieben sie stehen. Betty, die in Begrüßungen von Berufs wegen wohl Geübtere, streckte ihre Hand aus, die er ergriff, für einen Augenblick hielt, bevor er sie plötzlich zu sich heranriss, ihren Körper, und sie umarmte. Sie hielten sich aneinander fest, er spürte das Pochen ihres Herzens und seines. Dann ließen sie sich los.
    »Hallo«, sagte Tom, der einen Schritt nach hinten getreten war. Mit einer Bewegung, die einem Schlagen glich, streifte er sich das Haar aus der Stirn.
    »Hallo«, sagte sie.
    Das sie umgebende Stimmengewirr hatte sich gelichtet. Ein Paar ging nah an ihnen vorüber und verschwand im Dunkel der Stadt.
    Betty lächelte. Sie holte dieses Lächeln aus ihrer Manteltasche und reichte es ihm, wie man jemandem, der geweint hat, ein Taschentuch reicht. Alles halb so schlimm, schien sie zu sagen. Er lächelte auch.
    »Sollen wir hier stehen bleiben«, sagte sie,

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