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Die Orestie

Titel: Die Orestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aischylos
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deinem Gemahl,
    Den du selber erschlugst, Grabfeier begehn?
    Für die Taten des Ruhms ihm ein schnödes Gepräng
    Lieblosester Liebe bereiten?
    Preisenden Feiergesang an dem Grabe, wer wird
    Den mit der Tränen Wahrheit
    Dem gottgleich hehren Helden singen?
     
    Sechste Strophe
     
    KLYTAIMESTRA.
    Nicht ziemt es sich dir, ihm solchen Gesang
    Zu begehn; durch mich
    Sank er und starb er, ich will ihn beerdigen,
    Nicht unter Gewein im Palast und Gemach;
    Iphigenia kommt, sein Töchterlein hold,
    Liebreich, wie sie muß,
    Ihm entgegen, dem Vater, zur schweigenden Fahrt
    Auf dem ächzenden Strom,
    Umhalset ihn zärtlich und küßt ihn!
     
    Fünfte Gegenstrophe
     
    CHOR.
    Vorwurf erhebt sich rasch gegen Vorwurf.
    Und zu entscheiden, schwer ist's!
    Wer fällte, fällt; wiederbüßt der Mörder!
    Das aber doch währt, solang sich Zeus bewährt:
    Was jeder tat, leidet er; denn wer reißt
    Aus seinem Stamm die Gerte voll gerechten Fluchs?
    Verzweigt hat solch Genist das Schicksal!
     
    Sechste Gegenstrophe
     
    KLYTAIMESTRA.
    Eintraf auf
den
wahrhaftig der Spruch
    Der Orakel; doch ich,
    Bei dem Dämon im Pleistheniadengeschlecht
    Schwör ich's, selbst dies Unerträgliche bin
    Ich zu tragen bereit; nur möge fortan
    Er verlassen dies Haus und ein ander Geschlecht
    Heimsuchen mit wechselgemordetem Mord!
    Und hätt ich der Güter ein spärliches Teil,
    Ganz gnügte mir's doch, wenn des wechselnden Mords
    Wahnsinn aus dem Hause verschwände!
     
    Aigisthos kommt aus der Gastwohnung.
     
    AIGISTHOS.
    O frohes Licht des Tages, der Gericht gebracht!
    Nun sag ich freudig, Rächer schaun den Sterblichen
    Die Götter hochher auf der Erde Missetat,
    Da den in den prachtgewebten Purpurdecken ich
    Der Erinnys, recht zur Lust mir, tot da liegen seh,
    Untat zu büßen, die des Vaters Hand beging.
    Denn einst hat Atreus, dieses Landes Fürst und Herr,
    Sein Vater, meinen Vater Thyestes, hör mich recht,
    Den eignen Bruder, der um das Reich mit ihm sich stritt,
    Hinausgestoßen aus der Stadt, aus seinem Haus;
    Heimkehrend drauf, am Herde hilfesuchend, kam
    Gramvoll Thyestes und erflehte Sicherheit,
    Daß er der Heimat Boden nicht mit seinem Blut
    Gemordet tränkte; doch zum Gastgeschenk gereicht
    Hat sein verruchter Vater Atreus, liebend nicht,
    Nein, schändlich meinem Vater, Festgelag und Schmaus
    Scheinbar bereitend, Kost von der eignen Kinder Fleisch;
    Er ließ die Füßlein und der Hände Fingerkamm
    Zu Kohlen brennen (über seines Herdes Glut
    Und gab vom andren meinem Vater, daß er aß;)
    Der, ohne daß er wußte, was er nehme, nahm
    Und aß vom Mahl, du siehst's, dem Fluchmahl des Geschlechts.
    Drauf als ihm klar wird dieser Tat Entsetzlichkeit,
    Da seufzt er, sinkt er nieder, speiet aus den Mord,
    Flucht den Pelopiden ungemeßnen Untergang,
    Häuft Graunverwünschung auf die Schmach des schnöden Mahls:
    Daß so der ganze Pleisthenidenstamm vergeh!
    Nach solchem Fluch kannst dort du den erschlagen sehn!
    Ich aber heiße seines Mords gerechter Schmied;
    Denn mich, den dritten zu den zween, trieb er fort
    Mit dem armen Vater, da ich klein in Windeln lag.
    Erwachsen führte Dike wieder mich zurück;
    Auch da ich fern war, hatt an ihn ich mich geknüpft,
    Geknüpft die ganze sichre Kunst heimtückscher List.
    So wäre selbst zu sterben jetzt mir leicht und lieb,
    Nachdem ich diesen in die Schlingen Dikes trieb!
    CHORFÜHRER.
    Aigisthos, Frechheit noch zum Frevel haß ich ganz;
    Du sagest, gern ermordet habest du den Mann,
    Allein ihm diesen jammervollen Tod gebracht –
    Ich sag dir, nicht wird im Gericht dein schuldig Haupt
    Des Volkes Flüchen und der Steinigung entgehn!
    AIGISTHOS.
    Mir redest du das, der du der letzten Ruderbank
    Der Stadt gehörst, da unser noch das Steuer ist?
    So lern als Greis noch, wie in solchem Alter, Freund,
    Schwer ist zu lernen, daß man mäßge seinen Mund;
    Denn Ketten lehren und die Qual des Hungers selbst
    Das Alter, Wunderärzte, auserlesenste,
    Für jede Torheit. Bist du blind mit offnem Aug?
    Nicht wider den Stachel löcke, daß er nicht dich sticht!
    CHOR.
    Weib, der du ins Haus schlichst, aufzulauern, wenn er heim
    Von Schlachten käme, und zugleich des Helden Bett
    Zu schänden, du sannst Tod dem Fürsten, meinem Herrn?
    AIGISTHOS.
    Auch dieses Wort scharrt bittrer Tränen Quell dir auf!
    Du hast von Orpheus' Lippen ganz das Widerspiel:
    Der riß mit seiner Stimme Zauber alles fort,
    Empörend du mit deinem Schmähn die Mildesten,
    Wirst fortgerissen. Zahmer macht die Zucht dich

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