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Die Orestie

Titel: Die Orestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aischylos
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das Feuer noch
    Aigisthos anschürt, wie bisher mir treugesinnt;
    Der wahrlich ist uns kein geringer Schild des Muts. –
    Da liegt er tot, der mein, des Weibes, Recht zertrat,
    Der Chryseiden Augenlust vor Ilion;
    Tot da die Lanzenbeute, Wunderseherin,
    Genossin seiner Nächte, Zukunftdeuterin,
    Die treue Buhle, die bei Ruderbank und Mast
    Mit ihm umherlag; trieben's doch nicht ungestraft!
    Da liegt er tot; und sie, die einem Schwane gleich
    Sich noch ein letztes Sterbelied gesungen hat,
    Tot neben ihrem Liebsten; meinen Nächten ist's
    Der süßen Wollust eine neue Würze mehr!
     
    Erste Strophe
     
    CHOR.
    Ach, daß in Eile doch, ohne zu großen Schmerz,
    Ohne zögerndes Siechtum,
    Der Tod sich uns nahte, ewgen Schlaf,
    Nimmer geweckten, zu bringen. Tot liegt,
    Der uns der treuste Hüter war,
    Der vieles Weh um ein Weib duldete,
    Durch ein Weib nun des Lebens ward beraubt!
     
    Weh, Frevlerin dir, weh, Helena dir,
    Du allein hast viel, gar vielen entrafft
    Vor Ilion rüstiges Leben!
    Aber das Glorwürdigste, Rächerin, mörderisch tilgte sie es
    In wilder Blutschuld,
    Welche, haßempörter Haß,
    Mannes Mord, hier daheim im Haus blieb!
     
    Zweite Strophe
     
    KLYTAIMESTRA.
    Nicht wünsche das Los dir des Todes herbei,
    Hierüber betrübt,
    Noch werfe den Zorn auf Helenas Haupt,
    Als sei sie schuld, als habe nur sie
    So vielen Argivern das Leben entrafft
    Und endlos Weh dir erzeuget.
     
    Erste Gegenstrophe
     
    CHOR.
    Dämon, der blitzesgleich du in des Tantalos
    Stamm und Doppelgezweig flammst,
    Gewalt, in gleich wilden Weibern rasend,
    Herz mir zerreißend, bewältigt hast du!
    Wie ein verhaßter Rabe steht
    Sie da an den Leichnamen, gedenkt widerlich
    Ihrem Haus herzujubeln ihren Sang!
     
    Zweite Gegenstrophe
     
    KLYTAIMESTRA.
    Nun sprach dein Mund wahrhafteren Spruch,
    Da den mächtigen du,
    Du den Dämon genannt hast unsres Geschlechts;
    Der nähret der Frucht in dem hoffenden Schoß
    Blutlechzende Gier; eh das alternde Weh
    Noch endet, erneut sich der Mord schon.
     
    Dritte Strophe
     
    CHOR.
    Fürchterlich rühmst du des Hauses mächtigen haderempörten Dämon,
    Ach, traurigen Ruhm des grausen, unersättlichen Elends.
    Ach weh, ach Zeus, durch deinen Rat,
    Der alles fügt, der alles schafft;
    Denn was geschäh den Menschen ohne dich, Zeus?
    Was nicht wäre der Götter Schickung?
     
    Wie soll ich, ach,
    Mein König und Herr, wie weinen um dich,
    In der Liebe zu dir wie sprechen?
    Da liegst du verstrickt in der Spinne Geweb,
    Tot da, gottlos du erschlagen!
    Ach weh! weh! so unwürdige Ruhe dir!
    Von der doppelscharfen Axt
    Du mit der Hand wie ein Knecht erschlagen!
     
    Vierte Strophe
     
    KLYTAIMESTRA.
    Und rühmst du, daß dies mein Werk sei,
    So sage doch nicht,
    Ich sei Agamemnons Gattin auch;
    Denn dem Weibe des Leichnams dort an Gestalt
    Nur gleich, hat den des empörenden Mahls
    Alträchender, nimmer vergessener Fluch,
    Des Atreus wütender Rächer gestraft,
    Hinopfernd den Mann für die Knaben!
     
    Dritte Gegenstrophe
     
    CHOR.
    Daß du an diesem Blut unschuldig, du Blutge, wer bezeugt's dir?
    Wer? Aber dir mochte beistehn seiner Väter Vergelter;
    In Strömen gleich entsprungnen Bluts
    Drängt fort und fort der öde Kampf;
    Er füllt, wohin er immer auch sich fortwälzt,
    Den Sumpf blutigen Kindermordes!
     
    Wie soll ich, ach,
    Mein König und Herr, wie weinen um dich,
    In der Liebe zu dir wie sprechen?
    Da liegst du verstrickt in der Spinne Geweb,
    Tot da, gottlos du erschlagen!
    Ach weh, weh! so unwürdige Ruhe dir!
    Von der doppelscharfen Axt
    Du mit der Hand wie ein Knecht erschlagen!
     
    Vierte Gegenstrophe
     
    KLYTAIMESTRA.
    's ist nicht, glaub ich, unwürdiger Tod
    Dem worden zuteil;
    Hat denn er nicht blutige Tücke zuerst
    In das Haus mir gebracht? Nein, der mein Kind,
    Das von ihm ich empfing, das ich ewig bewein,
    Iphigenien mir unwürdig erschlug,
    Litt Würdiges jetzt; der beklage sich nicht
    In des Hades Reich, daß mordender Stahl
    Ihn strafte für das, was er anhub!
     
    Fünfte Strophe
     
    CHOR.
    Ich sinn umsonst, jedes Rats entraten,
    Wie ich der Sorge Steuer
    Mir wenden soll, weil das Haus dahinstürzt;
    Ich fürcht des Unwetters wilden Schloßensturm,
    Den blutgen; aufhört's fortan zu tröpfeln!
    Es wetzt ein Recht zu andrer Buße sich
    Die Moira schon auf anderm Wetzstein.
    O Grab! o Nacht! o bedecktest du mich,
    Eh ihn ich geschaut, in den silbernen Sarg,
    In das Becken des Todes gebettet!
    Wer gräbt ihm ein Grab? Wer weinet ihm nach?
    Und willst denn noch du ihm,

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