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Die Orestie

Titel: Die Orestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aischylos
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ob
    Der Tyrannei Anzeichen uns man zeigen will.
    FÜNFTER.
    Wir zögern fort noch; aber die des Zögerns Ruhm
    Zu Boden treten, lassen nicht die Hände ruhn.
    SECHSTER.
    Nicht weiß ich, welchen rechten Rat ich sagen soll,
    Doch um die Täter muß zuvor beraten sein.
    SIEBENTER.
    Derselben Meinung bin ich auch; nicht seh ich ein,
    Wie man mit Worten Tote wieder wecken will.
    ACHTER.
    Und sollten zur Gefahr des eignen Lebens wir
    Des Hauses Schändern weichen, künftig unsern Herrn?
    NEUNTER.
    Nein, ich ertrag's nicht; nein, der Tod ist vorzuziehn,
    Da jedes Schicksal süßer ist denn Tyrannei.
    ZEHNTER.
    Doch sollten auf des Wehgeschreis Anzeige wir
    Schon überzeugt sein, daß der Fürst erschlagen ist?
    ELFTER.
    Erst wenn's gewiß ist, sollte man zu Rate gehn;
    Ein andres ist vermuten, andres klarzusehn.
    ZWÖLFTER.
    Dem beizustimmen bin ich überall geneigt,
    Daß man genau forscht, wie es steht um Atreus' Sohn.
     
    Aus der königlichen Pforte tritt Klytaimestra, das Beil über der Schulter; hinter ihr unter roten Decken Agamemnons und Kassandras Leichen.
     
    KLYTAIMESTRA.
    Wenn vieles sonst ich, wie die Zeit es heischte, sprach,
    So scheu ich jetzt das Gegenteil zu sagen nicht.
    Wie kann man anders, um den Feinden Feindliches,
    Die Freunde scheinen, anzutun, des Jammers Netz
    Klug stellen, höher, als ein leichter Sprung heraus?
    Mir brachte den Kampf, des ich lange schon gedacht,
    Der alte Hader; doch die Zeit erst reifte ihn.
    Hier steh ich nach dem Morde, wie ich ihn erschlug;
    Ich hab es so vollendet und bekenn es laut,
    Daß der dem Tod nicht wehren konnte noch entfliehn.
    Ich schlang ein endlos weit Geweb rings um ihn her,
    Gleich einem Fischnetz, falschen Glückes Prunkgewand;
    Ich schlag ihn zweimal, zweimal weherufend läßt
    Er matt die Glieder sinken; als er niederliegt,
    Geb ich den dritten Schlag ihm, für des Hades Zeus,
    Den Retter der Gestorbnen, frohgebotnen Dank.
    So fallend, hauchet er den Lebensatem aus
    Und trifft, des Blutes jähen Strahl ausröchelnd, mich
    Mit einem dunklen Tropfen feinen, blutgen Taus,
    Mir minder nicht zur Freude, als Zeus' Regenschaur
    Dem Acker, wenn in der Knospen Mutterschoß es schwillt.
    Um solchen Ausgang dürftet ihr, ehrwürdge Schar,
    Wohl freudig sein, wärt ihr es; ich frohlocke laut.
    Und war es Sitte, Spenden über Leichen auch
    Zu gießen, hier wär's wohl gerecht. Und ganz gerecht
    Hat er den Kelch so vieler fluchgemischten Schuld,
    Den er gefüllt, heimkehrend selber auch geleert.
    CHORFÜHRER.
    Wir staunen deiner Rede, wie du zungenfrech
    Noch solche Worte prahlest über dich und ihn!
    KLYTAIMESTRA.
    Mich prüfen wollt ihr als ein unbesonnen Weib!
    Ich aber sag euch sonder Furcht, was jeder selbst
    Hier sieht – ob loben du, ob du mich tadeln willst,
    Mir gilt es gleich: hier liegt Agamemnon, mein Gemahl,
    Und zwar als Leichnam, dieser meiner rechten Hand,
    Des gerechten Schlächters, Meisterstück! So steht es jetzt.
     
    CHOR.
    Was für ein Gift, o Weib,
    Kostetest du, das dir zu essen die Erd, das dir des grauen Meers
    Tiefe zu trinken bot,
    Daß du dir solche Wut wecktest und Volkes Fluch?
    Die du ihn fingst, die du ihn schlugst, ja, dich verjagt die Stadt,
    Dich, den Bürgern ein Scheusal!
     
    KLYTAIMESTRA.
    Nun sagst du mir mein Urteil, aus der Stadt zu ziehn,
    Dem Volk ein Scheusal, von der Bürger Fluch verfolgt;
    Und hattest doch gar nichts zu sagen wider den,
    Der ohne weitres, gleich als wär es nur ein Lamm,
    Wie viele seiner reichen Herden Pracht ihm bot,
    Sein eigen Kind doch, meines Schoßes liebste Frucht,
    Ließ schlachten, thrakische Winde zu beschwichtigen.
    Und mußtest den du nicht verjagen aus dem Land,
    Den ungestraften Frevler? Nun, da du vernimmst,
    Was ich getan, bist du ein harter Richter. Doch
    Ich sag dir, und gerüstet bin ich, so zu drohn:
    In gleicher Art magst du mich, wenn du mich besiegst,
    Beherrschen; aber wenn ein Gott es anders fügt,
    So sollst du spät mir lernen, was verständig ist.
     
    CHOR.
    Stolze, wie hoch du prahlst!
    Dreisteste du, wie du mir dräust! So frech von dem vergoßnen Blut
    Rast dir der Geist noch nach.
    Über dem Auge glänzt fett dir der Tropfen Blut,
    Noch ungerächt, doch es geschieht, daß du, von Freunden bar,
    Mord mit Mord noch entgeltest!
     
    KLYTAIMESTRA.
    Vernimm denn diesen meiner Schwüre heiligsten:
    So wahr mir Dike, meines Kindes Rächerin,
    Mir Ate und Erinnys, der ich ihn erschlug,
    Mag helfen, niemals hoff ich mich dem Haus der Furcht
    Zu nahn, solang auf meinem Herd

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