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Die Orestie

Titel: Die Orestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aischylos
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und genährt!
    ORESTES.
    Ein rechter Seher war dir deines Traumes Angst!
    Du erschlugst, den du nicht mußtest; gleiches leide jetzt!
     
    Beide ab. Der Chor nähert sich ängstlich.
     
    CHORFÜHRERIN.
    Laßt uns beweinen beider doppelt Mißgeschick;
    Und weil Orestes traurig jetzt zum Gipfel führt
    Die viele Blutschuld, lasset beten uns zugleich,
    Daß dieses Hauses Auge nicht ganz brechen mag!
     
    Erste Strophe
     
    CHOR.
    Des Bluts Rächerin den Priamiden kam,
    Die strafwilde Poina;
    Das Blut rächend, kam in Agamemnons Haus
    Ein Löwenpaar, ein Arespaar;
    Blutig errang sein Ziel
    Der gottgesandte Flüchtige,
    Der auf des Gottes Rat hierher wanderte.
     
    Jauchzet, o jauchzet laut, daß das erlauchte Haus
    Rein der Beschimpfung ward, daß von der reichen Habe nicht
    Geudet und schwelgt das Frevlerpaar,
    Ein fluchwürdger Hohn!
     
    Erste Gegenstrophe
     
    Längst Vorsorgerin heimlichen Kampfes kam
    Die listsinnge Poina;
    Und Hand angelegt hat in dem Kampf des Zeus
    Wahrhaftes Kind: Gerechtigkeit
    Rufen wir Menschen sie
    Und nennen recht ihren Namen,
    Die mit Verderbens Wut den Feind niederstürmt!
     
    (Jauchzet, o jauchzet laut, daß das erlauchte Haus
    Rein der Beschimpfung ward, daß von der reichen Habe nicht
    Geudet und schwelgt das Frevlerpaar,
    Ein fluchwürdger Hohn!)
     
    Zweite Strophe
     
    Also hat der parnassische Loxias,
    Welcher die tiefe Kluft inne der Erden hat,
    Mit truglosem Trug sich jetzt genaht,
    Der spätstrafende!
    Die Gottheit überwindet! Wohl gebührt's,
    Fromm zu scheun der Himmlischen Gericht;
    Wieder erscheinet Licht!
    Seines gewaltgen Jochs seh ich das Haus befreit!
    Wiederersteh, du Haus, das du so lange Zeit
    Im Staub gestürzt darniederlagst!
     
    Zweite Gegenstrophe
     
    Und einzieht die Allenderin bald, die Zeit,
    In des Palastes Tor, wenn von dem heilgen Herd
    Gescheucht jegliche Schuld
    Durch reinigende Sühne des Verderbens ist.
    Das Glück, liebe Ruh im Antlitz,
    Uns Zitternden froh zu schaun,
    Die ins Haus sich eingenistet, hat's gestürzt!
     
    Wieder erscheinet Licht!
    (Seines gewaltgen Jochs seh ich das Haus befreit!
    Wiederersteh, du Haus, das du so lange Zeit
    Im Staub gestürzt darniederlagst!)
     
    Aus der königlichen Pforte tritt Orestes mit bluttriefenden Händen; Pylades, Gefolge; auf einer Bahre werden die Leichen von Aigisthos und Klytaimestra herausgetragen.
     
    ORESTES.
    Da seht ihr dieses Landes Doppeltyrannei,
    Die Vatermörder, die Zerstörer meines Stamms!
    In stolzer Hoheit saßen sonst sie auf dem Thron,
    Und jetzt vereint sie Liebe noch, wie dort ihr Los
    Es zeigt, und treu bleibt altem Schwure noch ihr Bund.
    Vereint den Vater umzubringen schwuren sie,
    Vereint zu sterben; nun geschah's nach ihrem Schwur.
    Ihr aber alle, dieser Leiden Zeugen, seht
    Dies Truggewirk an, meines armen Vaters Garn,
    Die Fessel seiner Hände, seiner Füße Zwang!
    Spannt ihr es weit aus, zeigt im Kreise ringsumher
    Des Helden Fangnetz, daß es sehn der Vater mag –
    Nicht meiner, sondern Helios, der alles dies,
    Der meiner Mutter gottverfluchte Taten schaut',
    Auf daß er einst mir im Gericht kann Zeuge sein,
    Wie ganz gerecht ich diesem Morde nachgejagt
    Der Mutter; denn Aigisthos' Tod ist tadelfrei;
    Er fand, des heilgen Rechts Verletzer, sein Gericht.
    Doch wenn ein Weib so argen Haß sann ihrem Mann,
    Von dem sie Kinder doch im eignen Schoße trug,
    Einst teure Last, jetzt offenkundig ärgsten Feind –
    Was meinst du? Giftaal, Viper wurde sie erzeugt,
    Daß, wen sie anrührt, ungebissen der verfault
    Ob ihrer Frechheit, ihres Sinns Ruchlosigkeit.
     
    Deutet auf das Netz.
     
    Wie nenn ich das gar, daß der Name treffend sei?
    Fangzeug des Wildes, fußumschlingend Leichentuch,
    Des Beckens Mordgezelte, nenn's ein Jägernetz,
    Heimtückisch Stellgarn, fußverfangend Fluchgewirk!
    Ein Straßenräuber finde sich desgleichen aus,
    Der seinen Gastfreund tückisch fängt, in Raub und Mord
    Sein Leben hinbringt; viele dann mit solcher List
    Zu morden, das sei seines Lebens rechte Lust!
    Mir aber werde solche Hausgenossin nie,
    Ehr wollt mich, Götter, sterben lassen kinderlos!
     
    CHOR.
    Weh, weh! Weh, weh der entsetzlichen Tat!
    Wie gräßlichen Todes du umkamst!
    Weh, weh! Weh, weh!
    Weh blüht auch dem, der zurückbleibt!
     
    ORESTES.
    Hat er's vollendet oder nicht? Dort das Gewand
    Gibt mir ein Zeugnis, daß es trank Aigisthos' Blut;
    Des Mordes Färbung aber eint sich mit der Zeit,
    Hinwegzutilgen, all des Purpurs Farbenpracht!
    Nun preis ich mich, nun jammr ich

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