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Die Orestie

Titel: Die Orestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aischylos
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Geschäfte selbst
    Und nahm Orestes, für den Vater aufzuziehn –,
    Nun muß ich Arme hören, daß er gestorben ist,
    Muß nun zum Herrn gehn, der geschändet unser Haus
    Und meine Zeitung frohen Sinnes hören wird!
    CHOR.
    In welcher Weise will sie, daß er kommen soll?
    KILISSA.
    Wie welcher? Sag noch einmal, daß ich's recht versteh!
    CHOR.
    Ob seine Wache mit ihm oder er allein?
    KILISSA.
    Umringt von Lanzenknechten will sie, daß er kommt.
    CHOR.
    Das aber sag dem Herren, den du ja hassest, nicht;
    Allein erscheinen mög er, hören ohne Furcht.
    Das geh und meld ihm ungesäumt und freue dich;
    Bei mancher Botschaft nützet ein verheimlicht Wort!
    KILISSA.
    Bist gar du froh noch über solche Neuigkeit?
    CHOR.
    Abwenden wird Zeus' Willen einst noch allen Gram!
    KILISSA.
    Wie das? Orestes, unsres Hauses Hoffnung, starb!
    CHOR.
    Nicht doch; ein schlechter Seher schon erkennte das!
    KILISSA.
    Was sagst du? Weißt du andres, als berichtet ward?
    CHOR.
    Geh hin und melde! Mach es, wie ich's dir gesagt;
    In Gottes Hand liegt, was geschehen muß und wird!
    KILISSA.
    Ich geh und führ es ganz nach deinem Willen aus;
    O daß es glücklich ende durch der Götter Rat!
     
    Kilissa ab.
     
    Erste Strophe
     
    CHOR.
    Höre jetzt mein Gebet, du der hochselgen Götter Vater, Zeus!
    Laß erlosen mich ein Los, unverrückt
    Das Weise treu forschenden Sinns zu schaun!
    Sprach ich all mein Gebet
    Dir doch gerecht, Zeus, du nimm's in Obhut!
    Zeus! Zeus!
    Doch Gewalt über die Todfeinde gewähr dem im Palast, den du doch großzogst!
    Doppelte Buße laß
    Und dreifältige dir gefallen!
     
    Erste Gegenstrophe
     
    Denk es wohl, unsres vielteuren Herrn Waise ward ins Leidenjoch
    Eingeschirrt; gib ein Maß seinem Lauf!
    Wer hielte leicht, läuft er in diesem Feld,
    Richtig Maß, sichres Ziel,
    Wenn er des Unheils Bahn dahinstürmt?
     
    (Zeus! Zeus!
    Doch Gewalt über die Todfeinde gewähr dem im Palast, den du doch großzogst!
    Doppelte Buße laß
    Und dreifältige dir gefallen!)
     
    Zweite Strophe
     
    Götter ihr, die ihr der vielreichen Schatzkammer wachet im Palast,
    Götter, hört mich gnädig an!
    Auf denn! Einst verübter Freveltat
    Blutschuld sühnet durch ein neu Gericht;
    Der greise Mord zeuge weiter nicht im Haus!
     
    Diesen, der mordet mit Recht,
    Herr, du in tiefkündender Kluft,
    Lasse zum Heil du ihn des Vaters Haus sehn!
    Lasse du frei ihn und hell
    Mit seinem teueren Aug durch der grausigen Frevel Nacht schaun!
     
    Zweite Gegenstrophe
     
    Allgerecht helfen mag Maias Sohn, rasch in rascher Förderung
    Kühne Tat gern endigen!
    Unausforschlich forscht er fernstes Ziel,
    Gießt Nacht, gießet Dunkel vor das Aug,
    Am hellen Tag heller nicht noch kenntlicher!
    (Diesen, der mordet mit Recht,
    Herr, du in tiefkündender Kluft,
    Lasse zum Heil du ihn des Vaters Haus sehn!
    Lasse du frei ihn und hell
    Mit seinem teueren Aug durch der grausigen Frevel Nacht schaun!)
     
    Dritte Strophe
     
    Vieler Sang, sühnender,
    Soll dem teuren Hause dann,
    Weiblich fromm gesungener
    Zur Zither, alle Schuld zu bannen,
    Tönen durch die Stadt. – Geschäh's!
    Mein, ja mein blüht dann allen Glücks Gewinn,
    Und Ata weicht den Teuren fern!
     
    Sohn! Sohn!
    Dann im Mut stark, wenn du hintrittst und es ausführst und dazu nennst Vaters Namen
    Und sie »Kind!« dich ruft,
    So doch ende das Graunverhängnis!
     
    Dritte Gegenstrophe
     
    Dann hinwegblickend, Sohn,
    Dann wie Perseus, unerschreckt,
    Mußt den Deinen, die das Grab deckt,
    Du den Deinen hienieden erfüllen
    Der Liebe grambittern Haß!
    Führe so drinnen aus dein blutig Amt,
    Den Mord der Mordesschuldigen!
     
    (Sohn! Sohn!
    Dann im Mut stark, wenn du hintrittst und es ausführst und dazu nennst Vaters Namen
    Und sie »Kind!« dich ruft,
    So doch ende das Graunverhängnis!)
     
    Aigisthos tritt ohne Gefolge auf.
     
    AIGISTHOS.
    Nicht ungerufen komm ich; Boten sandte man;
    Denn fremde Männer, hör ich, kamen, brachten uns
    Viel Neuigkeiten, aber nicht erfreuliche,
    Den Tod Orestens. Würde das im Hause kund,
    Entsetzentriefend Grausen weckt' es leicht im Haus,
    Das noch an alten Wunden krankt und altem Schmerz.
    Soll ich es wahr, lebendig nennen? Oder ist's
    Ein weiberhaftes, furchtgebornes Truggeschwätz,
    Das durch die Luft hin eitel fliegt und eitel stirbt?
    Weißt du vielleicht mir irgend drüber Sicheres?
    CHOR.
    Wir hörten's freilich; aber drinnen frage selbst
    Die fremden Männer; wenig Wert hat Botenwort,
    Da du selbst von ihnen selber alles hören

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