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Die Orestie

Titel: Die Orestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aischylos
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den Nymphen drüben, wo Korykis' Fels,
    Hohl, vogelheimisch und der Götter Ruheplatz;
    's ist Bromios jener Gegend Herr, des denk ich wohl,
    Seitdem die Bakchen siegend hergeführt der Gott
    Und Tod dem Pentheus einem Häslein gleich gewirkt,
    Auch Pleistos' Quellen grüß ich und die heilge Kraft
    Poseidons und zum letzten dich, allhöchster Zeus!
    Nun setz ich mich Prophetin auf den heilgen Thron;
    Huldreich gesegnen mögen sie vor jedem je
    Mir diesen Eingang. Sind Hellenen hier zur Stund,
    So nahn sie nach den Losen altem Brauch gemäß;
    Denn ich verkünde, wie der Gott es mir gebeut!
     
    Sie öffnet den Tempel und geht hinein; nach kurzer Pause wankt sie entsetzt zurück.
     
    Graunvoll zu nennen, anzuschauen grausenvoll!
    Mich jagt es rückwärts aus dem Tempel Loxias',
    So daß die Sohle kaum mich trägt, sich kaum bewegt;
    Die Hände laufen, nicht des Fußes nichtge Hast!
    Ohnmächtig bin ich zitternd Weib, gleich einem Kind!
    Zum vielbekränzten Heiligtume ging ich ein,
    Und sitzen seh ich einen gottverfluchten Mann
    Am Erdennabel, schutzgewärtig, frisch von Blut
    Die Hände triefend, noch das entblößte Schwert zur Hand,
    Zugleich des Ölbaums einen hochentsproßnen Zweig
    Mit breitgewundner Flocke rings sorgsam bekränzt
    Der weißen Wolle; so genau sprech ich es aus.
    Um diesen Mann her eine wunderbare Schar
    Von Weibern schlafend auf die Sessel hingestreckt;
    Doch nicht von Weibern – nein, Gorgonen nenn ich sie,
    Und wieder nicht den Bildern der Gorgonen gleich;
    Einst sah ich die gemalet, wie sie mit Phineus' Mahl
    Von dannen fliegen; aber ungeflügelt sind
    Die dort und schwarz und gar entsetzlich anzuschaun;
    Sie schnarchen unnahbaren Odems lauten Hauch,
    Aus ihren Augen trieft es, quillt es grausenhaft,
    Ihr Putz, zu scheußlich ist er, um den Göttern je,
    Der Menschen Wohnung traulich jemals sich zu nahn.
    Nie hab ich solch Gelage solcher Schar gesehn,
    Noch rühmt sich jemals irgendein Land, dies Geschlecht
    Gramlos zu nähren, ohn es schwer zu büßen einst.
    Das weitre sei dem Herren dieses Heiligtums,
    Dem Loxias, befohlen, dem großmächtigen;
    Denn Seherheiland ist er, Zeichenkündiger,
    Und allem Hause jeder Schuld Entsündiger.
     
    Ab in die Halle; aus dem Tempel treten Apollon und Hermes; zwischen beiden Orestes.
     
    APOLLON.
    Dich werd ich nicht verraten; allzeit Hüter dir,
    Ob ich dir nah bin oder weit von dir entfernt,
    Nie werd ich deinen Feinden freund und gnädig sein!
    Also gefangen siehst du diese Dirnen jetzt,
    Vom Schlaf bewältigt, eine gottverhaßte Brut,
    Ergraute Mädchen, greise Kinder, welche nie
    Der Götter einer, nie ein Mensch noch Tier umarmt;
    Des Bösen wegen sind sie da, sie hausen drum
    Im bösen Dunkel unten tief im Tartaros,
    Der Menschen Abscheu und der Götter im Olymp.
    Dennoch entflieh du und vergiß der lieben Ruh;
    Dann jagen durch das weite Festland dir sie nach,
    Solang du hineilst über irrdurchflüchtet Land,
    Dir über Meer und meerumrauschte Inseln nach.
    Und nicht zu früh ermüde, weit umhergescheucht
    In solcher Mühsal. Ziehe dann gen Pallas' Stadt,
    Setz an ihr altes Bild dich und umschling es fromm.
    Und dort, wo Richter solcher Schuld und sühnend Wort
    Für uns bereit sind, werden Wege wir erspähn,
    Daß frei und los du werdest aller dieser Mühn;
    Denn ich gebot's, daß deine Mutter du erschlugst!
    ORESTES.
    Du weißt, o Fürst Apollon, Unrecht nie zu tun;
    Unrecht mich leiden nicht zu lassen wisse jetzt;
    Daß du's betätgen kannst, verbürgt mir deine Kraft!
    APOLLON.
    Vertrau, damit nicht Furcht bewältge deinen Geist! –
    Du meines Blutes Bruder, Gleichgezeugter mir,
    Hermes, behüt ihn, deinem eignen Namen treu,
    Sei sein Geleiter, führe wie ein treuer Hirt
    Mir meinen Schützling – ehrt doch Zeus selbst diese Pflicht,
    Wenn froher Wandrung Zeichen er den Menschen schickt.
     
    Hermes und Orestes ab, Apollon geht in den Tempel zurück.
    Das Innere des Tempels wird sichtbar. Man erblickt die schlafenden Erinnyen; der Schatten Klytaimestras steigt empor.
     
    KLYTAIMESTRA.
    Ihr schlafet? Ho! auf! Was bedarf's der Schlafenden?
    Und ich, die also vor den andern Toten all
    Mißachtet ganz von euch bin, weil ich mordete
    Und solcher Vorwurf nimmer stirbt im Totenreich,
    Umirr ich schmachvoll! Aber wißt, ich sag es euch,
    Die größte Ursach hab ich wider jene doch;
    Denn ich, die so Furchtbares von den Liebsten litt,
    Von allen Göttern keiner ist für mich erzürnt,
    Da Muttermörders Hände mich doch umgebracht!
    Da, seht im

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