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Die Orestie

Titel: Die Orestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aischylos
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kannst.
    AIGISTHOS.
    Selbst sehn und fragen will ich denn den fremden Mann,
    Ob er bei seinem Tod gewesen oder nur
    Aus dunklen Reden so erfuhr und weiterspricht;
    Denn meines Geistes scharfen Blick betrügt man nicht.
     
    Ab in den Palast.
     
    CHORFÜHRERIN.
    Zeus, Zeus, was sag, was nenn ich zuerst
    Im heißen Gebet, im brünstigen Wunsch?
    Wie sprech ich es aus,
    Daß es gleichkommt unserer Treue?
    Jetzt muß es geschehn, daß des mordenden Schwerts
    Kühnwagende, blutig begonnene Tat
    Entweder hinweg von der Erde vertilgt
    Das teure Geschlecht Agamemnons –
    Oder er selbst schürt Lustfeuer uns bald
    An dem Freiheitsfest und gewinnet der Stadt
    Herrschaft, sein väterlich Erbteil!
    Schon tritt er allein zwei Feinden zugleich
    Entgegen zum Kampf, der göttliche Held
    Orestes; geschah es zum Siege!
    AIGISTHOS
hinter der Szene.
    Ach! Weh mir, wehe!
    CHOR.
    Horch doch! weh, o horch!
    Weh! was ist?
    Was geschieht im Palast?
    Laßt uns hinweggehn, denn das Werk wird nun vollbracht,
    Auf daß wir schuldlos scheinen mögen dieser Tat;
    Denn bald erreicht ist dieses Kampfes Ziel und Schluß.
     
    Der Chor setzt sich auf die Stufen des Grabes.
     
    KNECHT
aus dem Palast stürzend.
    O weh des Mordes! Totgeschlagen ist der Herr!
    O weh noch einmal! Und zum dritten Male weh!
    Aigisthos ist nicht mehr! O öffnet, öffnet doch!
     
    Pocht an die Tür des Frauenhauses.
     
    So schnell wie möglich! Schließet, brecht die Riegel auf
    Im Weiberhause; ja es braucht da große Kraft,
    Nicht ihm zu helfen, der ist tot. Was ist es mehr!
    Ho! hoiho!
     
    Wiederholtes Pochen.
     
    Zu Tauben schrei ich, und zu eitel Schlafenden
    Umsonst. Wo ist Klytaimestra? Auf! Was säumt sie noch?
    Nun scheint's, daß um ein kleines von des Henkers Schwert
    Ihr eigner Nacken im Gericht hinsinken wird!
    KLYTAIMESTRA
tritt heraus.
    Was ist geschehn, sprich? Welch Geschrei tobst du ins Haus?
    KNECHT.
    Die Toten, sag ich, morden die Lebendigen!
    KLYTAIMESTRA.
    Weh mir! Im Rätsel auch versteh dein Wort ich wohl!
    List fänget
uns
jetzt, gleich wie wir einst mordeten!
    Mein altes Mordbeil gib mir eilig jetzt hervor;
     
    Knecht ab.
     
    Laß sehen, ob wir siegen werden, ob besiegt!
    Dahin gekommen ist es nun in meinem Leid!
     
    Orestes und Pylades treten aus dem Palast.
     
    ORESTES.
    Ich suche dich auch! Er erhielt sein volles Teil!
    KLYTAIMESTRA.
    Weh mir! Erschlagen du, Aigisthos' teure Kraft?
    ORESTES.
    Du liebst den Mann? So liege denn in einem Grab
    Mit ihm; verrat du doch den Toten nimmermehr!
    KLYTAIMESTRA.
    Halt ein, o Sohn! Nein, scheue diese Brust, o Kind,
    Die Mutterbrust, an welcher du einschlummernd oft
    Mit deinen Lippen sogst die süße Muttermilch!
    ORESTES.
    Was tu ich, Pylades? Scheu ich meiner Mutter Blut?
    PYLADES.
    Wo bleiben dann die andren Gottverheißungen
    Des Pythotempels, wo der eignen Eide Band?
    Hab alle lieber als die Götter dir zu Feind!
    ORESTES.
    's ist wahr, du siegest und gemahnst ans Rechte mich!
    So folg mir, töten will ich neben jenem dich.
    Im Leben war vor meinem Vater der dir wert,
    Du sollst im Tod auch bei ihm schlafen; denn du liebst
    Den Menschen; den du lieben mußtest, hassest du!
    KLYTAIMESTRA.
    Ich zog dich groß, Kind, altern mit dir will ich auch!
    ORESTES.
    Du mit mir wohnen, meines Vaters Mörderin?
    KLYTAIMESTRA.
    Es ist die Moira, liebes Kind, all dessen schuld!
    ORESTES.
    So hat die Moira auch verschuldet diesen Mord!
    KLYTAIMESTRA.
    O Sohn, und scheust du deiner Mutter Flüche nicht?
    ORESTES.
    Die du mich gebarst, verstoßen hast du mich ins Weh!
    KLYTAIMESTRA.
    Dich nicht verstoßen hab ich in des Freundes Haus!
    ORESTES.
    Zwiefach verkauft ward ich, des freien Vaters Sohn!
    KLYTAIMESTRA.
    Wo ist der Kaufpreis, den ich je für dich empfing?
    ORESTES.
    Die Scham verbeut mir, auszusprechen deinen Schimpf.
    KLYTAIMESTRA.
    O nein! Doch sag auch, was getan dein Vater hat!
    ORESTES.
    Wenn du daheim bliebst, richte nicht mit dem, der kämpft!
    KLYTAIMESTRA.
    Vom Gatten fern sein, Kind, es schmerzt die Gattin sehr!
    ORESTES.
    Des Mannes Mühsal nährt die still Heimsitzende!
    KLYTAIMESTRA.
    So willst du mich umbringen, deine Mutter, Sohn?
    ORESTES.
    Mitnichten ich; nein, du ermordest selbst dich selbst!
    KLYTAIMESTRA.
    Du! vor der Mutter grimmen Hunden hüte dich!
    ORESTES.
    Die meines Vaters, laß ich dich, wie meid ich die?
    KLYTAIMESTRA.
    So wein ich lebend an dem Grabe denn umsonst?
    ORESTES.
    Des Vaters Schicksal stürmet auf dich diesen Tod!
    KLYTAIMESTRA.
    Weh, diesen Drachen, den ich geboren

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