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Die Orestie

Titel: Die Orestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aischylos
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berichten's gleich.
    ORESTES.
    Fremd kam ich her, aus Phokis bin ich, ein Daulier;
    Als ich, mein eigen Bündel auf den Schultern, her
    Gen Argos wandre, wo ich übernachten wollt,
    Traf unbekannt mich Unbekannten einer an
    Und sprach, nachdem er meinen Weg von mir gehört
    – Der Phoker Strophios war es, hört ich im Gespräch –:
    »Wenn du denn sonst auch, Freund, gen Argos gehen mußt,
    So sage doch den Eltern, die du leicht erfragst,
    Orestes sei gestorben, und vergiß es nicht;
    Ob dann die Seinen ihn zurückgebracht zu sehn,
    Ob ihn im Ausland und für alle Zeiten fern
    Begraben wünschen, solchen Wunsch sag mir zurück;
    Denn einer erzgetriebnen Urne Raum verschließt
    Des vielbeweinten, teuren Mannes Asche jetzt.«
    Was ich gehört hab, sag ich nach; ob ich es nun
    Den Rechten, die es hören müssen, sage, nicht
    Weiß ich's, erfahren aber muß sein Vater es.
    ELEKTRA.
    Weh mir! Von Grund aus werden jetzt wir hingestürzt!
    Du, dieses Hauses unbezwinglich grauser Fluch,
    Wie vieles Nah und Fernes, das uns glücklich stand,
    Zerstörst du fernher zielgewiß mit deinem Pfeil!
    All meiner Lieben machst du mich ganz Arme arm;
    Nun auch Orestes, welcher wohlberaten war,
    Daß fern den Fuß er aus des Verderbens Sumpf gelenkt,
    Er, unsre Hoffnung, er, dem schönen Taumelrausch
    Ein letzter Arzt, sie nennet jetzt ihn – nah und da!
    ORESTES.
    O wär ich doch Gastfreunden, die so reich und hoch,
    Durch gute Botschaft, die ich brächte, heut bekannt
    Geworden und als Freund begrüßt. Was Liebres kann,
    Als solch ein Gastfreund, einem in der Fremde sein?
    Doch mir im Geist erschien es als Gottlosigkeit,
    Den Angehörgen solchen Bericht nicht kundzutun,
    Da ich's versprochen und als Freund hier ward begrüßt.
    KLYTAIMESTRA.
    Nicht minder soll dir werden, was dein würdig ist,
    Noch wirst du weniger gelten drum als Hauses Freund;
    Dasselbe hätt ein andrer doch uns hinterbracht.
    Doch ist es Zeit jetzt, daß den Fremden, die den Tag
    Hindurch gewandert, was bequem ist, werd geschafft;
     
    Zu einem der Diener.
     
    Ihn selber führ zum gastlich offnen Männersaal,
    Und wenn du zurückkommst, seine Reisegefährten auch,
    Damit sie dort sich finden, was für sie bequem.
    Dein ist der Auftrag, und du haftest mir dafür.
    Wir aber werden dies dem Herrn des Hauses treu
    Mitteilen und mit unsern Freunden insgesamt
    Wohl überlegen, was in diesem Fall zu tun.
     
    Alle ab.
     
    CHORFÜHRERIN.
    Auf, teuere Schar! Auf, Mägde vom Haus!
    Wie geben wir kund
    Für Orestes unsres Gebets Wunsch?
    Du heiliger Herd, du der Gruft heiliger
    Erdhügel, der jetzt du des Meerfeldherrn,
    Des gewaltigen, Königsleichnam birgst,
    Nun hör uns, nun sei hilfreich!
    In den Kampf des Betrugs geht Peitho jetzt,
    Und der Gruft Hermes, mit hinein tret er,
    Und der Nacht Hermes, er begleite dich treu
    Zum vertilgenden Kampfe des Schwertes!
     
    Kilissa, die Amme, kommt.
     
    CHOR.
    Der fremde Mann hat, scheint es, Böses mitgebracht;
    Denn weinend seh ich dort Orestes' Amme nahn.
    Wohin, Kilissa, gehst du aus des Hauses Tor?
    Und mit dir kommt ja unbezahlte Traurigkeit!
    KILISSA.
    Aigisthos, sagt die Herrin, soll ich ungesäumt
    Den Fremden herbescheiden, daß er deutlicher,
    Der Mann von Männern, ihre Neuigkeiten mag
    Mit eignen Ohren hören. Vor dem Gesinde zwar
    Verbirgt in finstern Augen sie geflissentlich
    Ihr Lachen; denn nun ist geschehn das Freudigste
    Für sie, fürs Haus steht's aber ganz und gar betrübt
    Seit dieser Nachricht von den fremden Wanderern!
    Und freilich, er wird herzlich sich darüber freun,
    Wenn er die Zeitung höret! O ich arme Frau!
    Ist doch von alten Zeiten her schon vielerlei
    Unsäglich Unglück hier in Atreus' altem Haus
    Bis heut geschehn, das mir das Herz im Leib zerreißt;
    Doch solchen Kummer hab ich niemals noch erlebt!
    All andres Leid trug ich geduldig bis ans End;
    Daß aber mein Orestes, meiner Seelen Lust,
    Den aus der Mutter Schoß ich nahm und auferzog
    Mit aller Unruh nächtens, wenn das Kindchen schrie,
    Und all den vielen Plagen, die ich vergebens nun
    Ertrug – denn Kinder ohne Nachgedanken muß
    Wie's liebe Vieh man ziehn, nicht wahr? mit viel Verstand;
    Da kann es denn nicht sprechen, solch ein Windelkind,
    Ob's Hunger, ob es Durst hat oder pinkeln will,
    Der kleine Magen macht, was je nach seiner Not;
    Das muß voraus man merken, und, glaub mir, man irrt
    Sich auch und wäscht dem Kinde dann die Windeln rein,
    Versieht zugleich der Wäscherin und Amme Dienst;
    Und ich versah die beiderlei

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