Die Orks 01 - Die Rückkehr der Orks
Landkarte, die nur im Kopf einer Elfenpriesterin existiere und die zu einem sagenumwobenen Schatz führe. Ich gab nicht viel auf sein Geschwätz, aber Marena wurde neugierig. Indem sie ihm die Freiheit versprach, entlockte sie ihm das Geheimnis. Demnach lebt hoch oben im Norden, im Eistempel von Shakara, eine Elfenpriesterin, die das Geheimnis einer alten Landkarte hütet – einer Karte, die nach Tirgas Lan führt, der alten Königsstadt der Elfen, die tief in den Wäldern von Trowna verborgen ist und wo sich ein Schatz von unermesslichem Wert befinden soll.«
Rammar und Balbok tauschten einen staunenden Blick.
Ein Schatz von unermesslichem Wert?
Allmählich wurde ihnen klar, weshalb der Zauberer die Karte unbedingt haben wollte …
»Und?«, fragte Alannah mit unbewegter Miene.
»Ich habe dieser Ratte von einem Ork kein einziges Wort geglaubt, aber Marena schon. Sie ließ sich von ihm den Weg nach Shakara beschreiben und brach dorthin auf, und ich begleitete sie, obwohl ich nicht an diesen Unsinn glaubte.«
»Und der Ork?«, fragte Balbok neugierig.
»Marena hielt ihr Versprechen und ließ ihn frei«, antwortete Corwyn düster, »und ich verfluche mich bis zum heutigen Tage dafür, dass ich es zugelassen habe. Ich hätte diese hässliche Missgeburt erschlagen sollen. Denn schon am nächsten Tag rächte sich Marenas Milde. Ein Pfeil, feige aus dem Hinterhalt geschossen, traf sie in den Rücken. Sie starb in meinen Armen.«
»Das tut mir Leid«, sagte Alannah leise.
»Es war der Ork, den sie am Tag zuvor freigelassen hatte«, knurrte Corwyn. »Ich verfolgte ihn, aber er entkam mir. Das Letzte, was ich von ihm hörte, war sein grollendes Lachen; unter Tausenden würde ich es wiedererkennen. Seither töte ich Orks nicht mehr, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen – ich tue es zu meinem Vergnügen. Schändliche Kreaturen sind sie, die es nicht verdienen, am Leben zu sein. Ich rotte sie aus, einen nach dem anderen.«
Rammar und Balbok machten bekümmerte Gesichter – das klang nicht so, als würde der Kopfgeldjäger in absehbarer Zeit Frieden mit ihnen schließen …
»Es kommt mir vor, als wäre es eben erst gewesen«, sagte Corwyn mit glasigem Blick. »Die Narben sind noch immer tief.«
»Ja, tiefer Schmerz spricht aus Euch, die Trauer um einen geliebten Menschen«, sagte Alannah. »Aber Ihr solltet Euch hüten, Corwyn.«
»Mich hüten? Wovor?«
»Dass Eure Rachsucht aus Euch nicht das macht, was Ihr bekämpft. Es ist wahr, die Orks sind niederträchtige Kreaturen, die nur zerstören können, keinen Verstand haben, aber …«
»Einen Augenblick«, warf Rammar ein, der das nicht so einfach auf sich sitzen lassen wollte. »Niederträchtig mögen wir sein, und auch zu zerstören macht uns Freude. Aber wir haben durchaus Verstand, das könnt ihr uns glauben!«
»… aber wer sie mit ihren eigenen Waffen zu bekämpfen versucht«, fuhr Alannah unbeirrt fort, »der droht ihnen gleich zu werden.«
»Ihr habt leicht reden«, sagte der Kopfgeldjäger. »Ihr wisst nicht, was es heißt, jemanden zu verlieren, den man mehr liebt als sein Augenlicht.«
»Täuscht Euch nicht, Corwyn. Ihr solltet nicht vorschnell über andere urteilen. Die Wahrheit liegt oft verborgen.«
»Was Ihr nicht sagt!«, sagte Corwyn verächtlich. »So wie die Wahrheit über Eure Herkunft? Was für ein eigenartiger Zufall – nachdem ich das Gerede dieses Orks damals als dummes Geschwätz abgetan und in all den Jahren nicht mehr an Shakara und die verdammte Karte gedacht habe, treffe ich ausgerechnet Euch, die Hohepriesterin des Tempels. Also sagt schon, Alannah: Hat der Ork damals die Wahrheit gesagt? Kennt Ihr das Geheimnis der Karte?«
»Ich kenne es.«
»Und? Führt sie tatsächlich zu einem Schatz von unermesslichem Wert?«
»Der Eid, den ich einst schwor, verbietet mir, Euch etwas darüber zu erzählen. Ihr dürftet nicht einmal von der Karte wissen.«
»Und dennoch habe ich davon erfahren.« Corwyn grinste freudlos. »Ist es nicht eigenartig, welche Streiche uns das Leben bisweilen spielt? Gerade als ich anfange, die ganze Sache allmählich zu vergessen, lauft ausgerechnet Ihr mir über den Weg, Elfenpriesterin, und die alte Wunde reißt wieder auf.«
»Das tut mir Leid«, sagte Alannah, und Rammar fand, dass es ausnahmsweise einmal ehrlich klang.
»Das braucht es nicht. Aber es liegt an Euch, Priesterin, ob ich Marenas Tod im Nachhinein einen Sinn geben kann.«
»Was meint Ihr damit?«, fragte sie
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